Am Abend des ersten September 1730 kracht es gewaltig. Der Lärm ist ohrenbetäubend, die Erde öffnet sich und der Timanfaya spukt eine riesige Feuerflamme in den Himmel. Der Vulkan ist aus seinem Jahrtausende langen Schlaf erwacht und tobt nun wild: Aus 25 Kratern ergießt sich heiße Lava über die Insel. Mal fließt sie in schnellen Strömen, wie Wasser zum Meer, mal bewegt sie sich langsam und zäh, wie klebriger Honig über die einst blühende Landschaft. Die Dörfer, die hier einst standen, werden unter Asche und Steinen für immer begraben.

vulkankrater Timanfayo Lanzarote

Sechs Jahre lang tobt der Feuerberg und hinterlässt eine trostlose, schwarze Landschaft. Die Menschen auf Lanzarote müssen damals gedacht haben, die Welt gehe unter.

montanas de fuego Lanzarote

Wie durch eine Mondlandschaft fahren wir durch das Feld aus erkalteter, pechschwarzer Lava. 200 Jahre ist es her, dass der Vulkan Timanfaya so heftig gespukt hat. 1824 brach er noch einmal aus, dieses letzte mal aber „nur“ drei Monate lang.

Krater Vulkan Timanfayo Lanzaarote

Lanzarote hat mehr als nur einen Vulkan, aber der Timanfaya ist wohl der bekannteste, eben weil er vor relativ kurzer Zeit das letzte Mal aktiv war. 200 Jahre sind in der Erdgeschichte ja nichts. Nur ganz langsam erholt sich die Landschaft von diesem Beben. Noch immer ist rings um den Vulkan herum alles schwarz, karg und unbelebt.

Wir fahren also hinauf auf den Vulkan, mitten durch die geschützte Landschaft des Naturparks. Obwohl es hier nach verbrannter Erde aussieht, ist auch dies Natur. In dem kleinen Informationszentrum des Parks haben wir uns nämlich schlau gemacht und gelernt, dass es sehr wohl Leben in dieser Stein- und Geröllwüste gibt, nur eben klein, teilweise sogar mikroskopisch klein. Und damit wir Menschen nicht den natürlichen, sehr langsamen Verlauf der Dinge verändern, dürfen sich Touristen nur auf ganz bestimmten Wegen und unter Aufsicht im Park bewegen.

vulkan timanfaya Nationalpark Lanzarote

Oben auf dem Vulkan angekommen empfangen uns schon ein paar Parkwächter. Einer führt uns sogleich ein paar Kunststücke vor. Um zu demonstrieren wie heiß es nur wenige Meter unter der Erdoberfläche auf der wir stehen noch ist, drückt er uns gleich ein paar Steinchen in die Hand. Die sind voll heiß! Ich nehme sie schnell von einer Hand in die andere und werfe sie dann wieder auf den Boden.

Dann führt er uns zu einem Loch in der Erde. Es riecht leicht verbrannt. Mit einer Heugabel nimmt er einen Haufen Stroh und legt es in ein nicht einmal zwei Meter tiefes Loch. Na und, denke ich erst. Doch nach nur wenigen Sekunden entzündet sich das Stroh von ganz allein, nur durch die Hitze von unten. Das Stroh brennt lichterloh. Wahnsinn! Dann greift der Wächter zu einem Eimer Wasser. Aber nicht um das Feuer zu löschen. Er geht zu einem von mehreren kleineren Löchern und kippt etwas Wasser hinein. Es dampft. Wieder erklärt er, wie tief das Loch und wie heiß die Temperatur ist. Dann gießt er einen ganzen Schwung Wasser in die Erde und tritt respektvoll zurück. Ich zücke schon mal die Kamera. In einer riesigen Fontäne spritzt das Wasser wie in einem Geysir hoch in die Luft! Cool!

Lava Ausstülpungen Timanfaya Lanzarote

Auf dem Parkplatz fahren rosafarbene Busse ab. Wir stellen uns in die Schlange und wollen auch eine Tour durch die Welt der Vulkane machen. Alleine dürfen wir nämlich nicht los marschieren, weil es Stellen gibt, die noch viel zu heiß sind und weil wir ja den Naturpark verschmutzen könnten. Oder Steine klauen oder so. Touristen machen manchmal komische Sachen. Jedenfalls geht es im Bus weiter. Über enge Wege schlängelt sich der Bus mit uns nun durch die Landschaft. Wir kommen an bizarren Lavaausstülpungen, Kratern und Lavatunneln vorbei. Fast 50 Minuten dauert die Tour, die übrigens im Eintritt für den Park mit inbegriffen ist. Während der Fahrt gibt es Erklärungen auf Spanisch, Englisch, Französisch und Deutsch. Als Hintergrundmusik läuft irgendetwas Klassisches, wohl für das Ambiente. Ich bin auch so schon schwer beeindruckt und gucke mir die Augen aus dem Kopf. Wie ein Kind klebe ich an der Fensterscheibe des Busses.

bizarre Landschaften Vulkan Nationalpark Lanzarote

landschaft vulkan Lanzarote

Dann ist unsere Rundfahrt auch schon wieder vorbei. Wir steigen aus und erkunden das Plätzchen oben auf dem Vulkan. Passend in die Landschaft eingebaut steht hier ein Restaurant “El Diablo”, das wie fast alles auf Lanzarote, von César Manrique entworfen wurde. Früher soll genau an dieser Stelle, auf dem Islote de Hilario, ein einsamer Kamelhirte gewohnt haben. Da der Kameltreiber Hilario hieß, hat man dieses heißeste Stück des Timanfaya nach ihm benannt. Hinter der Küche des Restaurants ist ein offenes Loch in der Erde. Es sieht aus, wie ein Brunnen, nur das unten kein Wasser ist. In fünf Meter Tiefe herrschen bis zu 200 Grad auf diesem „natürlichen“ Grill. Über dem Loch liegt nämlich ein Grillrost und darauf liegen Hähnchen. Allein von der aufsteigenden Hitze wird das Federvieh für den Verzehr gebrutzelt. Wir verzichten aber auf ein Essen auf dem Vulkan und fahren lieber runter nach Yainza, in ein ruhiges, kleines Restaurant.

Vulkan timanfayo Lanzarote

vulkan Lava landschaft Lanzarote

Vulkan Naturpark Lanzarote

Nützliche Infos:

www.parquesnacionalesdecanarias.es

Es loht sich, das Centro de Interpretación an der Eingangsstraße des Parks, noch vor der Vulkantour zu besuchen. Nicht unbedingt wegen der Simulation eines Erdbebens (dazu wird man in einen Keller geführt, es dampft und drei Glühbirnen leuchten zu mächtig lautem Gerumpel) sondern wegen der interessanten Infotafeln und der Filme, die viel über den Ausbruch des Vulkans und das Entstehen der Insel erzählen.

Informationszentrum Nationalpark Timanfaya

Eintritt:
Der Eintritt kostet 9 Euro. Infozentrum, Busfahrt und die Vorführungen im Park sind inbegriffen.
Wenn man mehrere Sehenswürdigkeiten auf Lanzarote besuchen will, wie den Kaktusgarten oder die Jameos del Agua etc., gibt es eine Bonuseintrittskarte, mit der man einen kleinen Rabatt erhält.

Montana de fuego Timanfaya Lanzarote

wasser vulkan Geysir Lanzarote