Fischerboote liegen im Sand. Es ist noch früh am Abend, aber die Sonne geht schon langsam unter. Nur noch wenige Leute sind am Strand in Torre del Mar unterwegs, als ich bei meinem Bummel an der Promenade zwei Fischer entdecke, die ihre Netze flicken. Neugierig nähere ich mich und frage einen der Männer, ob sie denn etwas gefangen haben. Doch ich liege total falsch, denn sie bereiten gerade erst ihre Netze vor, um später im Dunkeln aufs Meer zu fahren.

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Leben kann vom Fischfang heute keiner mehr, es ist eher so ein Zubrot, das sie sich verdienen. Nur ab und zu werfen sie noch ihre Netze aus, um Makrele, Tintenfisch und ein paar andere Fische zu fangen. Immer an der Küste entlang, nicht weiter als 200 Meter fahren sie auf das Meer hinaus, erklärt mir einer der beiden älteren Männer. Schweigsam arbeiten sie an ihren Netzen. Ich will nicht länger stören und ziehe weiter, Richtung Leuchtturm an der Strandpromenade entlang.

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Viele Leuchtürme und viele kleine Orte, ehemalige Fischerdörfer, erstrecken sich an der Costa del Sol entlang. Seit dem Touristenboom in den sechziger und siebziger Jahren sind diese Orte längst keine „Dörfer“ mehr, sondern weit über die Grenzen Spaniens bekannt: Nerja, Torrax, Torre del Mar, Rincón de la Victoria. Elisa, mit der ich mich in Nerja treffe, will mir jedoch nicht nur die Küste, sondern vor allem das Hinterland der Axarquía zeigen. Denn dort liegen die kleinen weißen Bergdörfer, die pueblos blancos.

Frigiliana

Also fahren wir von Nerja aus nach Frigiliana, in eines dieser weißen Dörfer in den Bergen. Laut Reiseführer gehört Frigiliana zu den schönsten Orten der ganzen Gegend. Lange bevor die Mauren hier im achten Jahrhundert eine Festung errichteten, hatten bereits Römer und Phönizier diesen Hügel in der Sierra de Almijara entdeckt. Von den Festungen und Burgen ist seit der Eroberung durch die Soldaten der Katholischen Könige im sechzehnten Jahrhundert leider nicht viel erhalten geblieben. Nur die engen Gassen und die kleinen weißen Häuser, letzte Zeugen der maurischen Architektur, gibt es noch heute.

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Eigentlich wollte mir Elisa die letzte noch funktionierende Zuckerrohrfabrik Europas zeigen, die Ingenio de la Señora de Carmen. Aber die hat ihre Tore für heute schon geschlossen. Schade, aber stattdessen machen wir uns einfach auf den Weg zu einem gemütlichen Bummel durch die engen Straßen von Frigiliana.

Überall blühen bunte Blumen vor den Fenstern und Türen, alte Tische und Bänke stehen auf dem Weg, Katzen rekeln sich halb schlafend im Sonnenschein. Der Reiseführer hat absolut recht. Frigiliana ist traumhaft schön. Hier könnte ich noch Stunden einfach so herumbummeln! Aber wir wollen weiter, denn es gibt ja noch so viel mehr zu sehen.

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Das Rosinendorf Almáchar

Auf dem Weg nach Almáchar kommen Elisa und ich durch wunderschöne Täler. Ich hätte gar nicht gedacht, dass die Landschaft so nah an der Küste schon so bergig sein würde. Während wir uns auf den Landstraßen immer weiter die Berge hoch schlängeln, genieße ich die Aussicht. Manchmal sind es einzelne Landhäuser oder Höfe, manchmal sind es ganze Dörfer, die sich an die Hügel schmiegen. Schon allein die Fahrt nach Almáchar ist echt schön.

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Während uns weiter unten noch jede Menge Mangoplantagen rechts und links am Wegesrand begleitet haben, erscheinen nun immer mehr Rosinen in der Landschaft, je höher wir kommen. Die reifen Trauben liegen hier auf großen Feldern zum Trockenen in der Sonne. Das werden später einmal die Rosinen aus Malaga, ein traditioneller Exportschlager der Axarquía. Elisa meint, früher sei die ganze Landschaft voll mit den Reben der Moscateltrauben gewesen. Heute sind es deutlich weniger geworden, aber es gibt sie noch, die „Rosinenbauern“, die in Handarbeit mit der ganzen Familie zusammen die Trauben zu den süßen Trockenfrüchten verarbeiten.

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Von den Rosinen allein kann heute allerdings kaum noch jemand leben. Die meistens haben einen ganz normalen Job und machen die Rosinen am Wochenende nebenbei, oder sie nehmen sich ein paar Tage Urlaub, wenn die Erntezeit kommt. Dann werden die Trauben gepflückt und auf dem Boden ausgebreitet, sodass sie ohne Zusatz irgendwelcher Chemikalien, ganz allein an der Sonne trocknen, bis sie eine bläulich-braune Farbe kriegen. Dann werden die Stiele entfernt, auch das wieder in Handarbeit. Dabei muss die ganze Familie mit anpacken, von den Kindern bis zur Oma. In einer Kooperative wird die Ernte aller Bauern der Umgebung gesammelt, sortiert, verpackt und verkauft.

Im Gegensatz zu anderen Rosinen sind die aus Malaga, bzw. aus der Axarquía, größer und leicht bläulich. Sie schmecken sehr süß und haben ganz kleine, feine Kerne, die man mitessen kann.

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In Almachár angekommen suchen wir zunächst das Rosinenmuseum. Ein winziges kleines Häuschen, das man genau so erhalten hat, wie die Leute hier noch bis vor wenigen Jahren lebten. Drinnen sieht es wirklich so aus, als sei die Zeit stehen geblieben. Altes Handwerkszeug und Bilder an der Wand zeigen, wie die ganze Familie bei der Rosinenernte mitarbeitete: Die Trauben wurden von Hand gepflückt, der Transport der Kisten erfolgte in dem hügeligen Gelände auf Mauleseln. Waren die Trauben getrocknet, zupfte man die Rosinen von den Stielen. An der Verarbeitung der Rosinen hat sich bis heute offenbar nicht viel geändert, nur dass die Leute in den Dörfern heute fließendes Wasser und Strom haben. 

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Nachdem wir uns durch die steilen engen Gassen von Almachaŕ wieder bis auf dem oberen Platz geschnauft haben, gönnen wir uns ein Bier und eine kleine Tapa, bevor wir uns auf den Rückweg an die Küste machen. Elisa hält noch kurz in El Borge, auch eines der wunderschönen weißen Dörfer hier oben, um mir das Denkmal eines „Rosinenträgers“, das sich gleich hinter dem maurischen Eingangstor des Ortes erhebt, zu zeigen. Dann geht die Fahrt weiter und der Blick auf die in der Sonne ausgebreiteten Rosinen wird nun wieder von Mangobäumen abgelöst.

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Trops und die Mangos

Am liebsten würde ich aussteigen und eine frische Mango direkt vom Baum naschen. So viele Mangos wachsen hier! Ich weiß gar nicht, an wie vielen Plantagen wir vorbeifahren. Die meisten haben ihre Grundstücke vorsichtshalber eingezäunt. Die süßen Früchte sehen auch zu verlockend aus, da will man die Passanten wohl nicht in Versuchung führen. Doch ein Bauer hat seine Einfahrt offen stehen – freier Blick auf die Mangos! Ich muss diese satt glänzenden Früchte, die da so schwer von leckerem Fruchtfleisch, dicht an dicht in den Bäumen hängen, einfach fotografieren. Am besten ganz aus der Nähe.

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Doch dann kommt schon der Bauer und ruft laut. Was ich denn da mache, will er wissen. Wahrscheinlich denkt er, ich will ihm seine Mangos klauen, also zeige ich ganz schnell auf die Kamera und Elisa erklärt ihm, dass seine Bäume und die Früchte so schön aussehen, dass wir einfach anhalten mussten, um sie zu fotografieren. Sofort winkt er ab, kein Problem und er entschuldigt sich sogar noch für die Störung. Also schieße ich schnell ein paar Bilder von den lila leuchtenden Früchten, die schon so reif und schwer sind, dass sie die Äste nach unten ziehen. Wie intensiv die duften!

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Keine Minute später kommt die Frau des Hausherren angelaufen. Sie hat mir Mangos in eine Tüte eingepackt, die müsse ich mitnehmen. Ich kann es gar nicht glauben –  wie lieb ist das denn? Völlig überrascht und gerührt bedanke mich ganz herzlich bei ihr und freue mich natürlich total. Für den Rest des Tages riecht Elisas Auto nach Mango!

Unser nächstes Ziel ist Trops, die Kooperative, in der die Bauern der Axarquía ihre Mangos und Avocados sammeln und verkaufen. In der Erntezeit bringen die kleinen und großen Bauern ihre Früchte hierher. Alles wird nach Gewicht, Sorte und Qualität sortiert, in Kisten verpackt und verschickt. Die Mangos fahren von hier aus dann nach Madrid, Barcelona, nach Frankreich und sogar nach Deutschland!

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Bei Trops sammeln sie all die Mangos, Avocados, Litschis, Kumquats und Avocados. Wichtig ist ihnen neben der Qualität der Produkte auch die Nachhaltigkeit, darum kontrollieren sie die Früchte der Bauern schon beim Anbau auf den Plantagen. In dem tropischen Klima der Axarquía gedeihen die exotischen Obstsorten prächtig. Jetzt gerade, in der Erntezeit der Mangos, kann man in dem kleinen Laden der Kooperative die Produkte auch frisch kaufen. Außer Mangos und Avocados haben sie da noch viele andere regionale Spezialitäten, wie Zuckerrohrmelasse, Marmeladen, Olivenöl oder Weine.

Embalse de la Viñuela

Mittlerweile sind Elisa und ich richtig hungrig geworden. Elisa hat eine supergute Idee und fährt mit mir zu einem sehr ruhig gelegenen Hotel-Restaurant an dem Stausee la Viñuela. Der See leuchtet schon von Weitem in einem unglaublichen Türkis.

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In dem gar nicht so kleinen aber sehr stillen Restaurant angekommen, bestelle ich natürlich einen Salat mit Mango. Auch die Ajoblanco, eine der traditionellen weißen Suppen, die man in der Gegend von Malaga isst, muss ich natürlich probieren. Sehr überrascht bin ich, als der Kellner einen Teller mit einer Kugel Eis vor mir auf den Tisch stellt. Es ist ein Traubensorbet, auf Rosinen gebettet. Darauf gießt er feierlich elegant den Ajoblanco, die kalte Suppe aus Mandeln und Knoblauch.

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Elisa erklärt mir, dass viele Leute gern Moscateltrauben im Gazpacho oder im Ajoblanco essen. Das hatte Ámparo bei meinem Kochkurs in Malaga auch schon erwähnt. Hier im Hotel-Restaurant machen sie aus den Trauben eben ein Traubensorbet. Es sieht ziemlich lecker aus, so unschuldig weiß. Diese Mischung aus süßem, kaltem Sorbet mit der dicken sämigen Mandelsuppe schmeckt richtig gut! Ich löffele alles aus, bis auf die letzte Rosine. Und dann bin ich pappsatt.

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Nützliche Infos zur Axarquía:

Übernachtet habe ich in Torre del Mar:

Hotel Mainake
C/ Los Fenicios, 1
29740 Torre del Mar
Málaga/ Axarquía
Website: www.hotelmainake.com

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Museo de la Pasa
Plaza del Santo Cristo, 5
29718 Almáchar

Kooperative Trops – der Laden für regionale Produkte funktioniert auch online!
Poligono Industrial El Trapiche
29719 Vélez-Málaga
Málaga/ Axarquía
Website: www.trops.es

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Hotel – Restaurant Viñuela
Carretera Velez-Malaga – Alhama
29712 Viñuela
Málaga/ Axarquía
Website: www.hotelvinuela.com

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Vielen Dank an Elisa und die APTA-AxarquíaCostadelsol, die mich zu dieser kleinen Rundreise eingeladen haben