Gestern habe  ich mit einer Freundin bei einer Stadtführung durch das „alte Barcelona“ mitgemacht. Als wir uns um halb sieben auf der Plaça Sant Jaume getroffen haben, schien noch die Sonne, danach wurde es leider schnell eisekalt. Zum Glück hatten wir aber viel Spaß.

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Plaça Sant Jaume

Die Plaça Sant Jaume ist das Zentrum Barcelonas. Jedenfalls politisch gesehen. Hier stehen zwei wichtige Gebäude, das Rathaus auf der einen und der Sitz der Generalitat de Catalunya auf der anderen Seite. An der Außenfassade des Rathauses kann man auch eine Statue des Königs Jaume I des Eroberes bewundern.

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Jaume I wurde in Montpellier geboren und bereits mit fünf Jahren zum Graf von Barcelona und damit auch zum König von Catalunya und Aragón (1208 – 1276) ernannt. Beim Tod seines Vater lebte er als „Pfand“ am Hofe des Feindes, Simon IV. de Montfort, dem Anführer der Kreuzzüge gegen die Katherer in Südfrankreich (siehe: Carcassonne). Doch der junge Graf und König konnte bald nach Barcelona zurückkehren und entwickelte sich schnell zu einem mutigen und verantwortungsbewußten jungen Mann. Unter seiner Herrschaft begann Katalonien seine Territorien rund um das Mittelmeer auszudehnen – daher auch der Beiname „Conqueridor“, der Eroberer.

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Direkt gegenüber des Rathauses liegt der Sitz der katalanischen Regierung, der Palau de la Generalitat. Das Gebäude stammt sogar noch aus dem Mittelalter. Die heutige Fassade wurde 1596 von dem Architekten Pere Blai entworfen.

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Von der Plaça Sant Jaume sind wir dann hinunter Richtung Via Laietana zur alten Stadtmauer gegangen.

Römische Stadtmauer

Die teilweise heute noch sichtbaren Reste der Stadtmauer stammen von der zweiten Stadtbefestigungsanlage aus dem zweiten Jahrhundert nach Christus. Von der ersten, römischen Mauer sind nur wenige Überreste erhalten gebleiben. Angeblich bestand die erste, kleinere Mauer aus perfekten, gerade geschnittenen Steinen, war aber weniger hoch und dick als die zweite Mauer.

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Was genau mit der Mauer der römischen Siedlung Barcino, so hieß Barcelona damals, geschah, haben Archäologen bisher nicht genau herausgefunden. Sie kann wohl sowohl bei einem Aufstand der Bevölkerung oder auch bei einem Angriff von außen zerstört worden sein. Fest steht nur, dass die Mauer eingerissen wurde und dass man in den Ruinen auf eine Ascheschicht stiess. Über dieser Schicht wurde scheinbar in aller Eile eine neue, dickere Mauer errichtet. Dazu verwendete man neben Überresten der ersten Mauer auch Reste von Statuen, Grabsteinen, Wohnhäusern, was auch immer man gerade fand und baute es mehr oder weniger wild ineinander. Die neue Mauer wurde bis zu zwei Meter dick und achtzehn Meter hoch gebaut. Darüber hinaus hatte sie noch siebzig Wachtürme!

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Kathedrale Barcelona

Nur um eine Ecke liegt die berühmte Kathedrale Barcelonas. Die Catedral Santa Creu und Santa Eulalia wurde zwischen dem dreizehnten und dem fünfzehnten Jahrhundert auf den Grundmauern einer romanischen Kirche errichtet. Die Fassade im neogotischen Stil wurde jedoch erst sehr viel später, nämlich im achtzehnten Jahrhundert, der Mittelturm sogar erst Anfang des letzten Jahrhunderts, gebaut.

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Die Kathdrale der Heiligen Eulalia ist eine besondere Kirche. Sie ist vor allem wegen der vielen Gänse bekannt, die sich in ihrem Innenhof herum treiben. Rund um einen malerischen Brunnen schnattern dort nämlich genau dreizehn weiße Federviecher zur Freude der Touristen. Die Gänse werden im Kreuzgang der Kirche gehalten, weil die Kathedrale der Heiligen Eulalia gewidmet ist. Der Legende nach war Eulalia eine Gänsehirtin, die mit nur dreizehn Jahren als Märtyrerin starb. Die weißen Gänse stehen daher als Symbole für die Unschuld und Reinheit (weiß für die Unschuld, und die Zahl dreizehn für das Alter Eulalias).

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An der Baixada de la Santa Eulalia findet man einen kleinen Schrein, der der Heiligen gewidmet ist. Angeblich soll sie diese abschüssige Straße in einem mit Nägeln und Scherben gespickten Fass dreizehn Mal heruntergerollt worden sein.

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Casa de l’Ardiaca

Auf der Rückseite der Kathedrale befindet sich ein Gebäude mit einem besonderen, modernistischen Briefkasten. Es ist das Haus des Erzbischofs, die Casa de l’Ardiaca, aus dem zwölften Jahrhundert. Im Innenhof kann man noch Reste der römischen Stadtmauer bewundern. 1895 befand sich hier der Sitz des Colegio de Abogados de Barcelona, die den Architekten Lluís Domènech i Montaner mit der Neugestaltung der Fassade beauftragten.

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Der Volksmund besagt, dass die Tauben die „ideale“ spanische Post darstelle: schnell, flink, zuverlässig. Die Schildkröte hingegen zeige die Realität. Die eigentliche Bedeutung war jedoch etwas anders und hat für entsprechendes Missfallen bei den Auftragebern gesorgt. Domènech i Montaner hatte seinen Briefkasten so erklärt: Neben dem Wappen der Anwaltschaft Barcelonas stehen die Tauben als Zeichen dafür, dass die Anwälte „weit  oben fliegen“, die Schildkröte dafür, dass die Justiz sehr langsam arbeitet und  die Efeublätter stehen für die bürokratischen Stolpersteine in der Verwaltung. Die Anwälte waren wenig begeistert, die Entwürfe Montaners wurden aber dennoch umgesetzt.

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Seit 1921 befindet sich  in der Casa de l’Ardiaca das Archivo Histórico de la Ciudad de Barcelona.

El Call – das jüdische Viertel:

Darüber erfahrt Ihr mehr im nächsten Artikel. Der zweite Teil des Spaziergangs durch Barcelona dreht sich um das jüdische Viertel.

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