Bomben fielen auf Barcelona. Über zweihundert Bombenangriffe erlitt die Stadt im Spanischen Bürgerkrieg innerhalb von nur zwei Jahren. Luftschutzbunker wurden gebaut, um die Einwohner irgendwie in Sicherheit zu bringen. Am Fuße des Montjuïc ist das Refugi 307 noch erhalten geblieben. Auf dem Turó de la Rovira wurden die Bunkers del Carmel errichtet, eine Anlage zur Luftabwehr, mit Geschützen und Kanonen. Dadurch, dass man von der Spitze des Rovira einen Rundumblick auf die ganze Stadt hat, konnte von hier oben aus theoretisch jeder Winkel Barcelonas verteidigt werden.

bunkers-del-carmel-barcelona-anfahrt-weg-nach-oben-freibeuter-reisen

bunkers del carmel-barcelona-turo-de-la-rovira-freibeuter-reisen

1937 begann man mit dem Bau der Anlage: eine Plattform für die Kanonen, ein Kommandozentrum, Räume für die Truppen und die Offiziere. Duschen, Klos und eine Küche wurden eingerichtet. Kurz bevor Barcelona 1939 in die Hände der Francotruppen fiel, zerstörte man die Kanonen, damit sie nicht in die Hände des Feines fielen.

In der auf den Spanischen Bürgerkrieg folgenden Zeit des Franco-Regimes, vor allem in den fünfziger Jahren, kam es zu massiven Einwanderungswellen aus dem Süden Spaniens. Eine geordnete Städteplanung um dieser Einwanderung Herr zu werden gab es nicht. Barcelona wucherte jahrzehntelang einfach wild vor sich hin. Die Menschen siedelten, wo sie irgendwie Platz fanden.

bunkers del carmel barcelona-freibeuter-reisen-blick-metro

bunkers-carmel-barcelona-kaktus-freibeuter-reisen     bunkers del carmel barcelona metro-bus-lina-freibeuter-reisen

Bis Ende der achtziger Jahre lebten die Leute hier am Berg mehr oder weniger in Baracken. Es war die arme Bevölkerung, die sich hier ohne Wasser und ohne Strom ansiedelte. Aus den zunächst provisorisch errichteten Hütten wurden bald kleine Häuschen. Um die Stadt für Olympia 1992 fein zu machen, wurden schließlich aufgeräumt. Ganze Viertel, sowohl unten am Hafen in Badalona, als auch oben am Turó de la Rovira, verschwanden. Die Baracken wurden eingerissen.

Lange Zeit interessierten die Überreste der Bunker im Carmel Viertel niemanden. Ab und zu erschienen junge Pärchen oben auf dem Berg, um von hier einen lauschigen Blick auf die Stadt zu werfen. Ein romantisches Plätzchen mit morbidem Charme für die Einheimischen. Doch mit dem Touristenboom, der Barcelona besonders in den neunziger Jahren erreichte, blieb auch der Bunker kein Geheimtipp mehr. Längst haben die Besucher auch diese letzte, private Ecke Barcelonas entdeckt. Aber trotzdem: Der Blick von hier oben ist wunderschön.

Von den alten Mauerblöcken aus liegt Dir Barcelona wie eine Grande Dame längst vergangener Zeiten zu Füßen. Während Du auf den alten Mauern herumklettern und über die Reste der gekachelten Fußböden läufst, hast Du einen fantastischen Blick auf die ganze Stadt. Barcelona ist relativ übersichtlich. Schnell erkennst Du die geraden Linien der Eixamples. Die Torre Glòries, früher Torre Agbar, der wie ein Dildo aussehende Turm der Wasserwerke, und die Sagrada Familia ragen aus dem Häusermeer heraus und dienen als Orientierungspunkte. Von hier oben erkennst Du schnell, dass Barcelona eingequetscht ist zwischen Meer und Bergen. Wachsen kann die Stadt nicht mehr. Höchstens nach oben.

bunkers-del-carmel-barcelona-anfahrt-bus-oder-metro-freibeuter-reisen
bunkers del carmel barcelona kein-geheimtipp-mehr-freibeuter-reisen

Was den Blick von den Bunkers del Carmel auf dem Turó de la Rovira – noch – von anderen Aussichtspunkten wie dem Tibidabo, dem Parc Güell oder dem Montjuïc unterscheidet, ist die einfache Tatsache, dass dieser Platz bisher nicht auf Touristenmassen eingerichtet ist. Es gibt hier oben keine Restaurants, keine Souvenirläden oder Straßenverkäufer. Musiker oder Pantomime wittern hier noch kein Geschäft. Und auch Toiletten solltest Du besser besuchen, bevor Du Dich auf den Weg hier hoch machst (es gibt zwar welche, aber die zu benutzen ist nicht empfehlenswert). Außer einer Handvoll anderer Besucher und dem megaschönen Ausblick gibt es hier oben nichts.

Dadurch, dass der Bunker nicht so hoch liegt wie der Tibidabo, und hier tatsächlich noch ganz normale Menschen wohnen, hast Du das Gefühl, Barcelona ganz nah zu sein. Der Panoramablick umfaßt wirklich 360 Grad. Noch kostet der Besuch keinen Eintritt, nur etwas Anstrengung, um die teilweise sehr steilen Straßen und Wege zu erklimmen.

Auch wenn die Bunkers del Carmel leider längst kein Geheimtipp mehr sind, ist es aber längst nicht so voll, wie an anderen Punkten der Stadt. 

2023: Inzwischen sind die Bunkers del Carmel inzwischen besonders abends so voller Touristen, die dort leider gern lautstark feiern, dass die Stadtverwaltung den Zugang des Nachts gesperrt hat, um den Anwohnern etwas Ruhe zu ermöglichen.

Nützliche Infos zu den Bunkers del Carmel

Der eine oder andere Raum der Luftschutzanlage ist noch erhalten. Die Räume sind geöffnet, Du kannst einfach reingehen und gucken. Der Eintritt der „Bunkers del Carmel“ ist GRATIS!

bunker del carmel barcelona besichtigung-freibeuter-reisen

bunker-del-carmel-barcelona-im-bunker-freibeuter-reisen

Bunker del Carmel Anfahrt:

Zum Bunker kommst Du mit der Metro oder dem Bus, dann einfach den Berg hinauf. Ein wenig laufen musst Du schon, um bis ganz nach oben zu kommen. Mit den Bussen kannst Du näher heran fahren und musst weniger laufen.

Anfahrt mit dem Bus:

V17 (von Maremagnum bis Carrer de la Gran Vista), Haltestelle „Gran Vista-Pl. de la Mitja Lluna“

24 (z.B. vom Passeig de Gracia/Aragon) bis  Halatestelle „Doctor Bové-Pg de la Font de la Mulassa“

92 ( z.B. in der Nähe des Port Olympic  Trelawny-Pg. Marítim) bis Carretera del Carmel-Mühlberg

Anfahrt mit der Metro:

Metrolinie L5 (blau): bis El Carmel

Metrolinie L4 (gelb): bis Guinardó / Hospital Sant Pau y Alfons X

–  anschließend noch ca. 30 Minuten laufen

Mehr Infos über die Anlagen des Bunker del Carmel findest Du auf der Website des Museu d’Historia de Barcelona muhba-turo-de-la-rovira. Dort gibt es auch PDFs mit Infos zu den Verteidigungsanlagen und der Geschichte der Barraques.

bunkers-del-carmel-muhba-freibeuter-reisen