Leo holt uns an der kleinen Bushaltestelle ab. Die 1001 Busse fahren mehrmals täglich von Rio de Janeiro an die Küste, nach Búzios oder Cabo Frio. Normalerweise braucht man nur rund zwei Stunden für die Strecke. Ausgerechnet heute brauchen Elke (Meerblog) und ich, bzw. unser Bus, leider etwas länger. Aber zum Glück wartet Leo geduldig.

Buzios Strand Panorama

Búzios ist eine Art Halbinsel, umgeben von den schönsten Stränden und angeblich auch mit den wenigsten Niederschlägen der gesamten Region. „Hier ist eigentlich immer Sommer“, meint Leo. Ausgerechnet die drei einzigen Regentage Regen pro Jahr erwischen wir aber natürlich bei unserem Besuch.

Rundfahrt durch Búzios

Leo lädt uns zu einer Rundfahrt über die Halbinsel ein. Mit einem offenen Kleinbus gurken wir die Hügel hinauf und hinab. Von den Hügeln aus haben wir einen prima Ausblick auf die kleinen Buchten und die verschiedenen Strände.

Buzios rundfahrt bucht praia cactus

Da gibt es zum Beispiel die Ponta do Criminoso, ein Strand an dem sich nicht etwa Kriminelle herum treiben, wie ich bei dem merkwürdigen Namen zuerst mutmasse, sondern eine Bucht, in der sich früher französische Freibeuter versteckt hielten. Oder die Praia da Foca, an der ab und zu Seehunde, und manchmal sogar Pinguine auftauchen! Ein geologisches Highlight ist die Ponta Lagoinha. Genau hier, an dieser Stelle, war vor Millionen Jahren der afrikanische mit dem südamerikanischen Kontinent verbunden!

geologie zum anfassen Ponta lagoinha Buzios brasilien  kaktus ponta lagoihna buzios

Die Isla Tartaruga sieht wirklich wie eine riesengroße, schlafende Schildkröte aus und vom Strand der Praia Brava führt ein kleiner Trampelpfad zum offenbar einzigen Nudistenbeach in Búzios. In Brasilien ist Badekleidung zwar stets sehr viel knapper als anderswo geschnitten, aber diese winzigen Fetzen Stoff müssen eben sein. FKK ist hier eine echte Ausnahme. Von der Besonderheit der Nacktbademögklichkeit abgesehen, ist diese Bucht, so Ludmilla, unser Guide auf der kleinen Tour durch Búzios, der Lieblingsstrand der Surfer.

Als Ludmilla dann von der angeblich wunderschönen Unterwasserwelt berichtet, muss ich natürlich fragen, wie es mit Tauchspots aussieht. Leider – oder vielleicht besser zum Glück – gibt es nur eine Tauchschule hier. Die Brasilianer und Argentinier, die vorwiegend hier her kommen, haben es offenbar nicht so mit dem Tauchen. Ich wittere meine Chance, hier in die submarine Welt abzutauchen, aber das Tauchcenter hat noch zu und macht erst in der Hauptsaison, nach Weihnachten, auf.

isla tartaruga búzios brasilien

praia brava

In der Bucht, die heute Praia del Forno heißt, muss früher einmal ein Ofen zum Brennen von Keramik gestanden haben. Daher der Name, meint Ludmilla. Dass der Sand hier so rötlich ist, liegt aber nicht am Keramikbrennen, sondern an besonderen Mineralien, die den Sand färben. Da sich auch die Algen von den Mineralien ernähren, sind auch diese Pflanzen hier in der Bucht leicht rötlich.

buzios praia forno
buzios praia vermelha

Unsere kleine Rundfahrt endet schließlich im Zentrum von Búzios, in der der Nähe der Rua das Pedras. Diese „Steinstraße“ ist die kleine Shoppingmeile der Stadt, mit unzähligen kleinen Boutiquen und Restaurants. Von hier aus geht es zu Fuß weiter.

in der rua das pedras zentrum Buzios

Zu Besuch bei Ivone R

An der Laguna dos Ossos stehen drei Skulpturen. Sie sind bunt, sie sind aus Pappmaché und sie sind sehr weiblich. Irgendwie erinnern sie mich sofort an die Nanas von Niki de Saint Phalle. Obwohl, bei genauerem Hinsehen haben sie gar nicht so viel mit den abstrakten weiblichen Torsos gemeinsam. Aber sie sind bunt und sehr weiblich gerundet. Jedenfalls zwei der drei Statuen. Denn eine Figur besteht nur aus einem Bein.

Búzios drei Frauen ivone

„Weißt du etwas über den Künstler?“, frage ich Leo. „Wieso hat er nur Frauen gemacht? Und warum haben sie kein Gesicht?“ Ich finde diesen Ausbund an Weiblichkeit bei allen drei Statuen ziemlich spannend. Zu meiner großen Überraschung schlägt Leo vor, Ivone, die Künstlerin zu treffen. „Sie ist eine alte Freundin von mir“, meint er. Und sie freue sich sicher über unseren Besuch.

Gleich um die Ecke, direkt an der Uferpromenade, hat Ivone ihr Atelier. Sehr leicht zu finden, denn auf der kleinen Terrasse vor ihrem Studio wimmelt es nur so vor bunten Figuren in allen Größen und Formen. Eine brasilianische Villa Kunterbunt. Ivone freut sich tatsächlich und führt uns sogleich durch ihre Welt. Sie zeigt uns ihr Atelier, ihr Studio und ihr Condominio, nette kleine Apartments die sie nebenbei vermietet. Die gesamte Anlage ist voll mit den quietschbunten Statuen. Sogar auf dem Dach habe ich welche entdeckt.

blick vom condominio ivone buzios aussicht
blick vom condominio ivone buzios

Es sind aber nicht, wie ich anfangs gedacht hatte, nur Frauenkörper, die Ivone darstellt. Ihre Arbeiten umfassen auch verschiedene Tiere und Möbel, die sich hier auf kleinstem Raum stapeln. Ivone ist eine quirlige, selbstbewusste Frau und mir auf Anhieb sympathisch. Während sie uns durch ihr kleines Reich führt erzählt sie, dass sie eigentlich Schuhe verkauft hat, früher, als sie noch in Rio lebte. Vor über zwanzig Jahren kam sie dann nach Búzios, kaufte sich das Häuschen direkt am Strand, damit sie auch nachts mal baden gehen kann, und wurde Künstlerin. Während unseres Rundgangs ist Ivone ständig in Bewegung. Hier ist noch etwas zu richten, dort noch etwas aufzuheben. Die Energie sprudelt nur so aus ihr heraus.

Búzios bei ivone r

Obwohl ich nun auch die Hunde, Giraffen und andere Werke gesehen habe, sind mir die Frauen am liebsten. Die üppigen Rundungen der Pappmachéfiguren wirken weiblich und warmherzig. Ich frage Ivone schließlich, was ich schon Leo in der Lagune gefragt hatte. „Wieso haben so viele deiner Figuren keine Gesichter?“ „Die brauchen sie doch gar nicht. Es ist egal, wen sie darstellen.“ meint Yvonne. „Es geht ja nicht um eine bestimmte Person.“ Ein Gesicht würde also zu sehr personalisieren und die Aufmerksamkeit vom Gesamtbild ablenken, wenn ich das richtig verstehe. Eine interessante Idee. Gesichter sind total überbewertet.

Statuen am Strand

buzios brigitte Bardot am strand

Ein paar Meter weiter am Strand stehen wir plötzlich vor Brigitte Bardot, die wartend auf einem Koffer sitzt. Mit schicker Caprihose bekleidet, den Blick in die Ferne gerichtet. Noch eine Frau. Aber diese hier ist so gar nicht abstrakt. Es ist eindeutig Brigitte Bardot, die da als Bronzestatue an einem brasilianischen Strand sitzt. Leo erklärt lächelnd, dass die Bardot Búzios quasi erfunden habe. „In den sechziger Jahren hat die Bardot dieses kleine Fischerdorf sozusagen erst entdeckt. In ihren Kreisen hat sie dann so sehr von Búzios geschwärmt, das bald auch andere Berühmtheiten hier her kamen.“ Leo klingt schon ein wenig stolz auf diese Geschichte, die dem Ort einen Hauch von Glanz und Glamour verleiht und die Bilder vom Hollywood der sechziger Jahre heraufbeschwört. Heute ist Búzios längst kein Fischerdorf mehr. Eher vielleicht ein brasilianisches Saint Tropez.

buzios boote kiss me

buzios boote tres pescadores hintergrund

tres pescadores cristina motta buzios skulptur

Wir lassen Brigitte Bardot mit ihrem sehnsuchtsvollen Blick auf dem Koffer sitzen. Weiter hinten an der Strandpromenade ziehen drei kräftig gebaute, junge Fischer unsere Aufmerksamkeit auf sich. Die drei bewegen sich allerdings nicht wirklich. Sie stehen mit nacktem Oberkörper im flachen Wasser, zwischen den leise schaukelnden Fischerbooten und holen für immer und ewig ihre Netze ein.

Búzios Boote am Ufer Brasilien
buzios zentrum strand
fischer hafen Búzios
fischerboot Búzios
Nützliche Infos zu Búzios:

Atelier Ivone R
Travessa Sant’Anna, 32
Armação – Búzios
Website: www.atelierivoner.com.br scheint gerade nicht zu funktionieren. Ein paar Infos auf Portugiesisch gibt es hier: www.buziosnews.com.br

atelier ivone r buzios

Statuen von Christina Motta:

Três Pescadores
an der Playa Armaçao
Búzios

buzios brigitte bardot

Brigitte Bardot
an der Orla Bardot
Búzios

Website: www.christinamotta.com.br

Um von Rio de Janeiro nach Búzios zu gelangen, kannst Du mit dem Bus 1001 fahren. Tickets gibt es online.
Website: www.autoviacao1001.com.br

hotel rio buzios beach fahrstuhl

Im Hotel Rio Búzios Beach angekommen, wartet die erste kleine Überraschung auf uns. Unsere Zimmer erreichen wir nicht über eine Treppe, sondern mit einem lustigen Fahrstuhl. Während wir auf der Straße vor dem Hotel stehen, rumpelt der lustige Lift gemächlich den Hang hinunter. Tür auf, wir können einsteigen. Und schon ächtzt der Fahrstuhl wieder den Berg hinauf.

Das Hotel mit dem lustigen Fahrstuhl liegt in der Nähe der Praia de João Fernandes. Website: www.riobuzios.com.br

Mehr Infos über die Costa do Sol zu der Búzios gehört: www.cidadesmaravilhosas.rj.gov.br

Hinweis: Die Reise nach Brasilien wurde von Air France unterstützt. Vielen Dank an Leo und Búzios Turismo, die uns in dieses kleine Strandparadies eingeladen haben!