Gut Essen kann man in Neapel wirklich überall. Die Neapolitaner lieben das Essen und dementsprechend gut kochen sie auch. Und erst der Kaffee! Egal wo ich war, überall roch es köstlich. Es ist voll schwer, in Neapel nicht zuzunehmen! Allein in zwei Tagen habe ich so viel gegessen, dass das eigentlich für eine ganze Woche gereicht hätte. Aber es war alles einfach zu köstlich und ich kann bei gutem Essen leider nie Nein sagen.

Gran Caffè Gambrinus

An unserem ersten Tag in Neapel führt mich meine italienische Freundin Laura mit der ich in Neapel unterwegs bin, ins Café Gambrinus. Angeblich trinkt der Präsident der Republik jedes Jahr am ersten Januar in genau diesem Vorzeigecafé einen Kaffee. Das ist ein fester Brauch, den scheinbar alle italienischen Präsidenten einhalten. Warum sie gerade hier einen Caffè trinken müssen, habe ich leider nicht herausgefunden.

Uniformierte Kellner und Kellnerinnen ganz in Weiß flitzen hinter der Theke hin und her. Sie sehen ein bisschen aus wie Stewards auf einem Kreuzfahrtschiff. Das Café ist richtig elegant und prächtig. Hohe Decken, schicke Kronleuchter und riesige Spiegel, alles cremefarben gehalten. Hier lebt die Belle Epoque noch immer. Erstaunlicherweise sind die Preise aber ziemlich normal.

caffè sospeso Gran Gambrinus Neapel

Gran Caffè Gambrinus
Via Chiaia ½
Piazza Trieste e Trento
80132 Napoli
website:  grancaffegambrinus.com

Das Café liegt gleich am Beginn der großen Einkaufsstraße via Toledo, kann man gar nicht verfehlen.

Caffè und Caffè sospeso

Überhaupt ist der Kaffee in Italien eigentlich einen eigenen Artikel wert. Die Italiener trinken ihren Caffè nicht einfach kurz und schwarz. Es ist eine wahre Kunst, den Kaffee zu brauen. Auf das Gramm genau wird die Menge des Kaffeepulvers abgewogen, die nötig ist, um pro Tasse das richtige Aroma zu erzeugen. Auch auf das Wasser kommt es natürlich an. Ein Ristretto zum Beispiel ist ein mit ganz wenig Wasser frisch aufgebrühter Kaffee, der nicht einmal die Hälfte der Tasse füllt. Stark und schwarz eben. Manche mögen einen Schuss Milch in ihren Kaffee, das ist dann ein Macchiato. Dafür wird die Milch kunstvoll aufgeschäumt, sodass sie gerade die richtige Temperatur hat und den exakt passenden Schäumungsgrad. Wenn ich daran denke, wie lieblos in Barcelona oft einfach kalte Milch in den Kaffee geknallt wird oder wie in Deutschland das Kaffeepulver einfach mit heißem Wasser aufgebrüht wird.

Caffè sospeso Neapel

In Italien zelebriert man den Kaffee und das schmeckt man auch. In fast jeder Bar gibt es einen Kellner, der ausschließlich dafür zuständig ist, den Caffè zuzubereiten. Er kassiert nicht und bedient auch nicht die Kunden. Er macht Kaffee: Espresso, Ristretto, Macchiato, den ganzen Tag.

Eine wunderschöne neapolitanische Tradition, die zwar weniger als früher, aber auch in Zeiten der Krise noch weiterexistiert, ist der Caffè sospseso. Auf Deutsch würde man das wohl mit “aufgeschobener oder schwebender Kaffee” übersetzen. Das ist ein Caffè, den man zusätzlich bezahlt, ohne ihn selbst zu trinken. Der Barista schreibt sich das irgendwie auf und trinken darf den Caffè dann jemand, der kein Geld hat und in dieser Bar nach einen Caffè sospeso fragt. Im Grunde ist es ein Nächstenliebekaffee, den man einem Unbekanntem spendiert. Leider habe ich erst an unserem letzten Tag davon erfahren. Aber bei meinem nächsten Besuch in Napoli werde ich diese schöne neapolitanische Kultur auch pflegen und einen Kaffee extra zahlen.

Dolci Neapolitane: Sfogliatella und Baba

Während wir so durch die Straßen Neapels laufen, wehen mir andauernd die köstlichsten Düfte in die Nase. Überall riecht es entweder nach leckerem Essen oder nach frischem Gebäck. Oder manchmal auch beides gleichzeitig. Laura meint, ich müsse unbedingt sfogliatella (sfogliate) probieren. Das sind ganz fein gefaltete, fächerartig aussehende Blätterteigstücke mit einer dicken Creme gefüllt. Sfogliate gibt es sogar in verschiedenen Größen. Auch eine Version mit Mürbeteig entdecken wir. Die nennt sich dann sfogliatella frolla. Ich probiere eine kleine Blätterteigtasche. Sie ist überraschend schwer, als ich sie in die Hand nehme, schmeckt nach Zimt und Orangenschale und ist natürlich umwerfend lecker. Und macht richtig satt.

sfogliate sfogliatelle Neapel

Noch so eine leckere Sünde und total typisch für Neapel, sind in Rum getränkte, becherartig aussehende, kleine Kuchen, die babà (oder babbà). Die sind wesentlich luftiger als sfogliatelle, dafür triefen sie aber vor lauter Rum. Irgendwie war den Neapolitanern der ursprüngliche Gugelhupf wohl etwas zu trocken. Jemand kam irgendwann auf die Idee, das trockene Gebäck mit etwas Rum zu beträufeln, bis daraus diese kleinen Trunkenbolde wurden.

Neapel baba

Restaurants in Neapel

Das Essen besteht immer aus mehreren Gängen. Zuerst eine Vorspeise, meist Antipasti, dann einem primo piatto, meistens ist das ein großer Teller Pasta. Dann kommt theoretisch noch ein secondo piatto, der Hauptgang aus Fleisch oder Fisch. Bis dahin habe ich es aber fast nie geschafft.

Es gibt gute Osterias, in denen man auch mal ein wenig mehr ausgeben kann, und es gibt ganz einfache Pizzerias, in denen man leckere Pizza für wenig Geld kriegt wie zum Beispiel ein kleines Lokal im Rione Sanità, in dem wir nach unserem Ausflug auf den Friedhof hungrig eine Pizza verschlungen haben. Sie war richtig groß, sehr lecker und echt günstig. Für zwei Pizzen und zwei Flaschen Wasser haben wir insgsamt nur vierzehn Euro gezahlt (eine Margherita für 3,50!)

Pizzeria La Taverna di Toto
Via Sanità 33
Napoli

Neapel Spaghetti Vongole

Das Restaurant Al Pruneto im vornehmen Stadtteil Posillipo, ganz in der Nähe unseres Apartments, ist da schon etwas edler. Der Familienbetrieb wurde kurz nach dem Zweiten Weltkrieg von “Don Giovanni” eröffnet. Das lese ich in der kleinen Broschüre, die auf dem Tisch liegt. Als wir an unserem ersten Abend dort essen, nimmt sein Enkel unsere Bestellung auf und serviert uns eine köstliche Pasta Vongole. Eigentlich ist Risotto al limone con gamberetti das Vorzeigegericht hier, aber das gibt es heute leider gerade nicht.

Ristorante Al Pruneto
Dicesa Coroglio 101
Napoli

Osteria Il Gobbetto

Das überhaupt beste Restaurant in Neapel ist für mich die Osteria Il Gobbetto im Quartieri Spagnoli. Nicht nur wegen des Essens, sondern wegen der Stimmung. Die Kellner und der Besitzer laufen in traditionellen, neapolitanischen Kostümen vergangener Jahrhunderte rum.

Laura, ihr Cousin Lucio, dessen Freundin und ich sind dort zum Abendessen verabredet. Als wir ankommen, ist der kleine Laden allerdings noch voll. Wir müssen also etwas warten. Das ist hier aber kein Problem. Sofort bringt uns der Besitzer, Gennaro, vier Gläser Wein. Wir dürfen sogar wählen, rot oder weiß. Nach sieben italienischen Minuten öffnet sich die Tür wieder. Unser Tisch ist frei und wir dürfen Platz nehmen. Lucio und Paola kommen öfter hierher und bestellen für uns alle. Ich bin gespannt.

Neapel antipasti Osteria Gobbetto

Als die Vorspeisen kommen, ist der Tisch schnell voll. Es gibt Polenta, frittierte gefüllte Nudeln (die Neapolitaner frittieren ihr Essen fast genauso gern und oft wie die Spanier!), Mozzarella mit Tomate, gebratene Aubergine, ein Auberginenmus, Artischocken, Zucchiniblüten im Teigmantel und ein grünes Gemüse, das ich noch nie gesehen habe. Friarielli nennt man das und es ist so eine Art Brokkoliblüte. Jedenfalls sieht es wie eine Kreuzung aus Spinat und Brokkoli aus. Auf Deutsch nennt man das Rübstielchen oder Stängelmus, aber das habe ich erst später herausgefunden. Ich bin total baff, dass es in Neapel ein Gemüse gibt, das ich noch nicht kenne. Aber es schmeckt mir richtig gut. So gut, dass ich, als wir bei Lauras Onkel und Tante Zuhause zum Essen eingeladen sind, nochmal eine extra große Portion davon kriege.

Friarielli Neapel Napoli

Während wir uns über die Vorspeisen hermachen, erklingen traditionelle neapolitanische Schlager aus den Lautsprechern. Und das nicht gerade leise. Das Ambiente ist total familiär. Die kleine Osteria wird von Gennaro und seinen Söhnen betrieben. Seine Frau steht derweil in der Küche und zaubert all diese leckeren Gerichte.

Dann kommt der primo piatto. Aus der langen Liste an Möglichkeiten, die Gennaro uns aufzählt, muss ich mir eine aussuchen. Als er fertig ist, habe ich die ersten Gerichte längst wieder vergessen. Ich entscheide mich für Gnocchi mit irgendwas. Ein Traum! Nach einem halben Teller bin ich leider schon so satt, dass absolut nichts mehr reingeht. Peccato! Am liebsten würde ich mir den Rest einpacken lassen und mit nach Hause nehmen. Vielleicht hätte ich die sfogliate vorhin doch nicht essen sollen. Einen Hauptgang schafft heute keiner von uns.

Neapel Essen Gnocchi Il Gobbetto

Während Gennaro mal wieder mit Lucio plaudert, werde ich stutzig. Was hat er gerade gesagt? “Devo ballare con la Svezia” Wie bitte, meint der mich? Ich bin doch keine Schwedin und sehe ja wohl auch nicht so aus.  … und wieso tanzen? Ich kann nicht tanzen! Jedenfalls nicht italienische Folklore. Eh ich mich versehe, führt mich Gennaro zwischen den Tischen nach vorn. Laura, Lucio und Paola lachen mir aufmunternd zu. OK denke ich, wieso nicht. Und dann fallen mir prompt ein paar andere Situationen aus Glasgow und Berlin ein, in denen ich ebenfalls total unerwartet zu einem Tänzchen eingeladen wurde.

Inzwischen erklingen lateinamerikanische Rhythmen aus den Lautsprechern. Gekonnt schwingt Gennaro mich und seine Hüften zu den Klängen der Musik hin und her. Es macht richtig Spaß. Er tanzt nicht nur mit mir, sondern mit allen Damen im Restaurant. Jede ist irgendwann dran. Das gehört zu einem Abend in seiner Osteria einfach mit dazu. Gennaro genießt seine kleine Show sichtlich und die Gäste ebenso.

Zum Schluss gibt es noch einen Caffè und einen Limoncello und dann geht es ab ins Bett.

Neapel Essen in Napoli

Osteria Il Gobbetto
Via Sergente Maggiore, 8
80132 Neapel

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Essen in Neapel Gobbetto