Mitten in Barcelona, an der edlen Shoppingmeile Passeig de Gràcia, erheben sich gleich drei merkwürdige Gebäude, das auffälligste unter ihnen ist sicher die Casa Batlló. Direkt neben der Casa Batlló steht jedoch noch ein modernistsches Gebäude, die Casa Amatller von Josep Puig i Cadafalch, und nur wenige Meter weiter unten noch ein drittes, die Casa Lleó Morera von Lluís Domènech i Montaner. Wie kommt es, dass die Stararchitekten des Modernisme hier auf so engen Raum fast zeitgleich gearbeitet haben?

barcelona-casa-batllo-manzana-discordia

Erst Ende des neunzehnten Jahrhunderts wurde die Altstadt Barcelonas von der mittelalterlichen Stadtmauer befreit, die die Stadt viel zu lange eingeengt hatte. Bis zu dieser Zeit führte der Passeig de Gràcia als Spazierweg und Flaniermeile von Barcelona aus in das nördlich gelegene, kleine Dorf namens Gràcia. Rechts und links des Weges gab es Gärten, Parks und Felder, aber nur wenige Häuser.

Ildefons Cerdà i Sunyer wurde mit der Planung der Stadterweiterung beauftragt. Von ihm stammt die Idee der Eixample, der rasterartigen Verteilung der Straßen und Häuser, die man schon vom Flugzeug aus sehen kann. Eixample bedeutet auf Deutsch genau das, Erweiterung. Auf dieser neuen, großen Fläche oberhalb der Plaça Catalunya, konnten sich die reichen Industriellen und ihre Architekten nun fröhlich austoben. Obwohl in Cerdàs ursprünglichem Entwurf eigentlich vorgesehen war, dass alle Wohnungen gleich viel Licht, Luft, Platz und Grünflächen haben sollten, waren auch hier mal wieder Einige gleicher als andere. Aber zurück zur Manzana de la Discordia.

1898 (-1900) begann Puig i Cadafalch mit den Arbeiten zur Casa Amatller. Die Amatllers waren Schokoladenhersteller und die gute Schokolade hatte die Familie schnell reich gemacht. Wenn man genau hinsieht, erkennt man an der Fassade auch Formen, die an Schokoladentafeln erinnern.

casa amatller barcelona

1902 (-1905) wurde Domènech i Montaner mit dem Umbau eines bestehenden Gebäudes am Passeig de Gràcia betraut. 1906 erhielt der Architekt sogar einen Preis der Stadt für diese Meisterwerk. Leider zog in den vierziger Jahre die Firma Loewe in das Gebäude und liess das komplette Untergeschoss zur Einrichtung eines Ladens umbauen, so dass viele modernistische Elemente für immer verloren gingen.

Als dritter erhielt schließlich Antoni Gaudí 1904 (-1906) den Auftrag zum Umbau eines Gebäudes in diesem Häuserblock, und so entstand die Casa Batlló, eines der Bauwerke, die die Architektur Barcelonas prägen und bis heute irgendwie „besonders“ machen. Da die Vorderseite des Gebäudes schon ein wenig skurril aussieht, wird das Gebäude von den Katalanen auch Casa dels Ossos (Knochenhaus) genannt. Die Fassade soll an die Legende des Sant Jordi, des Drachenkämpfers, erinnern. Mit etwas Fantasie kann man auf dem Dach den schuppigen Rücken des Drachens erkennen. Das Erdgeschoss erinnert hingegen eher an ein Skelett und die Balkone sehen aus wie Totenköpfe.

Barcelona Casa Batllo Gaudi

Batllo Gaudi Barcelona
Manzana de la Discordia
ist eigentlich ein kleines Wortspiel, aber es funktioniert nur auf Spanisch, denn Manzana bedeutet gleichzeitg Häuserblock und Apfel und erinnert damit an den berühmten goldenen Apfel aus der griechischen Mythologie. Paris wurde zum Schiedsrichter auserkoren, der entscheiden sollte, welche Göttin die Schönste sei. Zur Wahl standen Aphrodite, Athene und Hera. Paris, der natürlich von allen dreien bestochen wurde, entschied sich für Aphrodite, die ihm die Liebe der schönen Helena versprochen hatte und löste damit den Trojanischen Krieg aus. Aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte.

barcelona gaudi casa batllo