Zusammen mit seinem Vater Salvador hatte der junge Constantí sein zu Hause im Carrer del Carme Nummer 32 verlassen, und sich auf den Weg nach Havanna gemacht. Constantí Ribalaigua i Vert war gerade mal zehn oder zwölf Jahre alt, als er zu Beginn des letzten Jahrhunderts in Kuba landete. Wie viele andere junge Männer aus Lloret de Mar, musste er wegen der Wirtschaftskrise, die damals weite Teile Europas schüttelte, seine Heimat verlassen.

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cami de ronda

In der Hoffnung in Übersee Geld für die Familie daheim verdienen zu können, zogen sie also los. Nur wenige der Ausgewanderten kamen Jahrzehnte später als reiche Männer zurück in die Heimat. Diese neuen Reichen, die Geld und Glamour aus der Karibik an die Costa Brava brachten, nannte man Americanos. Doch es waren nur sehr Wenige, denen das gelang. Viele blieben auch in der neuen Welt arm und mussten in der spanischen Kolonie, denn das war Kuba zu dieser Zeit noch, hart für ihr tägliches Brot arbeiten. Manch einer derer, die losgezogen waren, um auf der anderen Seite des Ozeans das Glück zu finden, kam jedoch niemals dort an, denn die Überfahrt war beileibe keine Kreuzfahrt.

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Constantí landete heil und gesund in Kuba. Bald fand er Arbeit bei einem ebenfalls aus Lloret stammenden Auswanderer, Narcis Pala, der ein paar Jahre zuvor in Havanna eine Bar namens la Florida eröffnet hatte. Dort also fing der junge Constantí an zu arbeiten. Dabei stellte er sich nicht nur sehr geschickt an, sondern er entwickelte eine wahre Leidenschaft für das Cocktailmixen und übernahm schließlich 1935 den ganzen Laden, der von da an als „Floridita“ bekannt wurde.

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Es war die Zeit des Hollywoodglamours, der Dandys und der melancholischen Dichter. Während in Amerika die Prohibition herrschte, wurde La Floridita zum Treffpunkt der Schauspieler, Schriftsteller und Bohème. Constantí war einer der angesagtesten Barkeeper der Insel. Er erhob das Mixen der Drinks zu einer wahren Kunst und entwarf unter anderem ein neues Rezept für den Daiquiri. Dank einer modernen Eismaschine, die es damals noch nicht überall zu finden gab, entwickelte er einen eiskalten Daiquiri mit frischem Eis, der bald zur Spezialität seiner Bar wurde. Dieser Daiqurii frappé war eines der angesagtesten Getränke der Schönen und Reichen auf Kuba und brachte seiner Bar den Spitznamen Kathedrale des Daiquiris ein.

Ava Gardner, Gary Cooper, Graham Green, Spencer Tracy, Jean Paul Sartre waren nur Einige der berühmten Gäste, die hier ein und ausgingen. Ganz besonders angetan war Ernest Hemingway von Constantís Daiquiri. Angeblich trank der Stammkunde der Floridita bis zu sechzehn dieser Drinks an einem Tag!

Und so wurde auf Kuba aus dem kleinen Constantí Constante, der Cocktail König. Auch wenn er nie wieder nach Lloret zurückkehrte und eigentlich kein „Americano“ war, ist er doch ein berühmter Sohn der Stadt. Denn seine Bar in Havanna wird noch heute von Promis und Touristen aus aller Welt besucht.

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Festa dels Americanos

Einmal im Jahr gedenkt Lloret de Mar all derer, die vor mehr als hundert Jahren auswanderten, ob sie nun als reiche Americanos zurückkamen oder nicht. Während der Festa dels Americanos gibt es einen großen Markt und viele Aktivitäten rund um diese Zeit der Jahrhundertwende.

Auf dem Passeig am Meer zwischen dem Rathaus und dem Museum del Mar, in dem die Geschichte der Auswanderer erzählt wird, ist der Markt aufgebaut. Natürlich gibt es dort auch eine kleine Bar namens Floridita. Zwischendrin spazieren immer wieder elegant gekleidete Pärchen in Kostümen durch das Dorf.

Vorbei an der bunten Kirche, die übrigens dank der Spenden von Americanos und Auswanderern wie Narcis Gelats umgebaut werden konnte, geht es zur Casa Font. In dem mit Möbeln der Jahrhundertwende eingerichteten Wohnhaus eines Americanos finden während der Festa mehrmals täglich geführte Besichtigungen statt.

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Mein Tipp: Wenn Du auf den Spuren Constantís wandeln und einen Daiquiri unter Palmen genießen willst, musst Du in Lloret nur ein Stück des Camí de Ronda entlang laufen. Nach wenigen Minuten kommst Du zu einer Terrasse mit einem wunderschönen Blick aufs Meer. Dort bestellst Du Dir einen Daiquiri und genießt die Aussicht. Fast wie in Kuba.

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Mehr Infos über die Fira dels Americanos findest Du auf der Website von Lloret de Mar

Rezept Daiquiri wie im Floridita:

Hier kommt das Originalrezept des Daiquiri, so wie Constanti ihn in La Floridita serviert hat:

2 Unzen weißen Bacardi (Herr Bacardí, Begründer des Rum-Imperiums, kam zwar nicht aus Lloret, aber aus Sitges!)
1 Teelöffel Zucker
1 Teelöffel Marrasquino
Saft einer halben Limette
Eiswürfel / hielo frappé

Rum, Zucker und Limettensaft mischen und ordentlich schütteln, bis der Zucker gelöst ist. Dann erst Eiswürfel dazugeben und ungefähr 10 Sekunden oder so in den Mixer bis das Eis „frappé“ ist. Ganz zum Schluss kommt oben drauf der Marrasquino.

Serviert wird dieser Daiquiri mit zwei Strohhalmen, die in dem eiskalten Drink aufrecht stehen bleiben.

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