Wasser ist lebenswichtig. Wasser kann auch richtig lecker sein, da gibt es wirklich Unterschiede im Geschmack. Und Wasser kann sogar heilen. Vor ein paar Jahrzehnten kamen die Menschen noch in Massen hier in die Berge nach Sant Hilari Sacalm, um an einer der Quellen eine Trinkkur zumachen. 21 Tage dauerte so eine Kur, bei der man ein ganz bestimmtes Wasser und das gleich literweise, trinken musste. Je nach Beschwerden empfahlen die Ärzte und Spezialisten das Wasser aus der einen oder der anderen Quelle, denn je nach Zusammensetzung der Mineralien war bzw. ist die Wirkung eine andere. Hotels und Heilbäder füllten sich besonders im Sommer mit unzähligen Busladungen an Besuchern. Sogar einen Flughafen wollte man hier bauen! Der Tourismus boomte in der Mitte des letzten Jahrhunderts.

Aber all das ist lange her. Heute ist es recht still geworden in Sant Hilari. Die Generation der Wasserkur-Touristen ist in die Jahre gekommen. Heute kommt man vor allem wegen der Landschaft und der Wanderwege hierher. Und davon gibt es einige. Es gibt Wege wie den, der nach dem Räuber Serrallonga benannt wurde, einfache kurze Wege für einen Spaziergang, Trimm-dich-Pfade mit Vintage Charme oder richtige Langstrecken für anspruchsvolle Profiwanderer. Es soll sogar eine Wassertour geben, die einen direkt zu den besten Quellen führt, und davon gibt es hier im Boden Hunderte! So kann man bei einer Wanderung gleich einen Geschmackstest machen, wie bei einer Weinprobe, nur eben mit Wasser. Klingt gut! Ich entscheide mich aber erst einmal für den Spazierweg und lasse mich von Ariadna zu zwei der hundert Quellen bringen.

Herbst Wald Sant Hilari Sacalm .

Sant Hilari Sacalm Wasser Wanderwege

Font del Pic Wasser Sant Hilari Sacalm

Der Weg ist um diese Jahreszeit wunderschön herbstlich. Nach nur zehn Minuten sind wir bei der ersten Quelle angelangt: Font Pic. Ich muss natürlich gleich probieren – das Wasser schmeckt wunderbar! Ariadna lacht und meint: „Natürlich tut es das!“ Rund 80 % des Wassers, das in ganz Spanien verkauft wird, stammt aus einer der Quellen hier oben. Unglaublich! Dann geht es weiter zur Font Vella, einer richtig berühmten Quelle. Eine große Fabrik pumpt hier täglich Unmengen von Litern aus dem Boden. „Wird das Wasser denn nicht mal irgendwann knapp?“ Wieder lacht Ariadna. Scheinbar stellt jeder diese Frage. „Nein, wird es nicht. Unter uns sind riesige Süßwasserseen in zwanzig – dreißig Meter Tiefe. Und durch die vielen Niederschläge werden sie immer wieder aufgefüllt.“

Font Vella Quelle Wasser Sant Hilari Sacalm

Wasser font Vella Sant Hilari Sacalm .

wasser sant hilari

An der zweiten Quelle ist richtig was los. Ich muss fast schon Schlange stehen, um ein Foto zu machen. Die Leute kommen tatsächlich mit großen Kanistern und leeren Flaschen, um sich das Wasser direkt aus der Quelle abzufüllen. Warum auch kaufen, wenn es das Wasser hier umsonst gibt? An der Seite steht ein Schild. Bitte nur fünfzehn Liter pro Person. Offenbar haben es einige dann doch übertrieben.

Damit ich das mit dem Wasser auch richtig verstehe, führt mich Ariadna noch in ein sehr modernes Museum. Aqua, Wasser, heißt es ganz schlicht und einfach, denn genau darum geht es. Ich lerne, dass es hier in den Bergen sehr viel regnet, mehr als in London, und dass das Wasser durch die Beschaffenheit des Bodens bis in eine bestimmte Gesteinsschicht durchsickert und sich dann in großen, unterirdischen Seen staut. Auch eine Sammlung alter Wasserflaschen haben sie hier. Interessant!

Museum Aqua Wasser Sant Hilari Sacalm

Im Gegensatz zu dem modernen Multimediamuseum wirkt das kleine Museu Guilleries, das wir als Nächstes ansteuern, richtig niedlich. Guilles sind Füchse, davon soll es hier nämlich so viele in den Wäldern geben, dass sie zu einem Symbol der umliegenden Dörfer geworden sind. Das kleine Naturkundemuseum zeigt, welche Tiere hier im Wald außer den Füchsen sonst noch so kreuchen und fleuchen. Zum Abschied schenkt mir Ariadna einen kleinen wunderschönen Holzkreisel. Bevor der Wassertourismus kam, lebte man in den Bergen nämlich vor allem von der Holzverarbeitung. Heute gibt es leider nur noch Wenige, die diese Kunst beherrschen und solche kleinen Holzspielzeuge bauen und auf eine bestimmte Art brennen können. Schade eigentlich, wenn dieses Wissen verloren gehen würde.

Fuchs Sant Hilari Sacalm Museum Museu Guilleries

Holz Kreisel Sant Hilari Sacalm

So langsam meldet sich mein Magen. Es ist Zeit für Tapas. Die gibt es normalerweise eigentlich eher in Andalusien. Katalanisch ist der Brauch leckere Kleinigkeiten zum Bier oder Aperitif zu reichen, definitiv nicht. Aber in Sant Hilari pflegt man diese nette Tradition! Wie kommt das?

Tapas Bar Juani Sant Hilari

Zusammen mit Jordi und Joan, den Bürgermeister von Sant Hilari, gehe ich in eine kleine Bar namens Juani, denn dort gibt es die leckeren Tapas. Juani, der Besitzer der Bar hat diese andalusische Tradition in die Berge gebracht. Die Leute waren so begeistert von den leckeren Häppchen, die seine Frau tagtäglich in der Küche zauberte, dass bald andere Bars ebenfalls damit anfingen, Tapas anzubieten. Juani sei Dank! Man merkt ihm an er ist stolz auf seine Bar. Juani und seine Frau standen jahrzehntelang von morgens um sechs bis nachts um eins hinter dem Tresen und in der Küche – und haben nebenbei noch drei Kinder aufgezogen. Was vor über dreißig Jahren anfing, hat sich bis heute gehalten, auch wenn Juani und seine Frau jetzt nicht mehr selbst jeden Tag in der Bar stehen. Mittlerweile hat ein Sohn den Laden übernommen, aber die Rezepte sind alle von Mama. Und Juani muss natürlich immer mal nach dem Rechten sehen. Genüsslich mampfen wir unsere Patatas Bravas mit hammermäßig leckerem Aioli, Hühnchen und etwas, das ich noch nie gesehen habe, Carn de Perol. Aber eigentlich, meint Joan, müssten wir hier Calamares a la Romana zum Bierchen probieren, das sei der Klassiker überhaupt. Da muss ich wohl doch bald mal wieder kommen …

Sant Hilari Sacalm juanito

Nützliche Infos:

Aqua – Museum
Zona Industrial Mas Garriga, s/n
17403 Sant Hilari Sacalm

Museu Guilleries
Pl/ Dr. Robert, s/n.
17403 Sant Hilari Sacalm

Website museu-guilleries

Juani heißt eigentlich Juan Gonzàlez und seine Bar heißt „Bar Juani“
Carretera d’Arbúcies, 1
17403 Sant Hilari Sacalm

Wanderwege Sant Hilari Sacalm

WAld Sant Hilari Sacalm wanderwege

Herbst Wandern Wald Sant Hilari Sacalm

sant Hilari sacalm

Sant Hilari Sacalm Font Vella Hotel

Ach ja, unbedingt probieren muss man natürlich den Ratafia, einen Kräuterlikör, den sie hier oben brauen – sehr lecker! Überhaupt sehr spannend, was man so alles aus den wilden Pflanzen, die im Wald wachsen machen kann – Brennnesselsuppe zum Beispiel schmeckt erstaunlich gut und pikst auch gar nicht!  Ich glaube, ich werde demnächst doch mal diese Kräuterhexe anrufen, die mir ihre Telefonnummer gegeben hat  …

Restaurant Sant Hilari Sacalm