Auf dem Weg zur Arbeit in Barcelona gehe ich jeden Morgen durch den Hafen – der riecht eindeutig nach Fisch, Meer, Salz und Schiffsdiesel. Ich liebe diesen Geruch!

Der Flughafen El Prat stinkt hingegen erbärmlich penetrant nach künstlicher Vanille. Die Hamburger Innenstadt riecht nach Puderzucker, jedenfalls jetzt im Winter, wenn der Weihnachtsmarkt aufgebaut und überall Schmalzgebäck verkauft wird.

Ein netter schottischer Taxifahrer hat mir mal erzählt, dass Edinburgh früher  „the auld Reekie“ genannt wurde „die Verräucherte“, weil es dort aus allen Schornsteinen nur so nach Rauch gestunken hat. Auch die Pariser Metro hat einen ganz eigenen Geruch, eine Mischung aus Urin, Eisen und süßlichem Schweiß. München riecht angeblich nach Bier, Fleisch und Parfüm – habe ich in einem Artikel der Süddeutschen Zeitung gelesen.

Duft Markt Mauritius

Irgendwie wird der Geruch heute meistens echt vernachlässigt. Dabei ist es besonders auf Reisen doch spannend, seine Nase einzusetzen: Ein Markt in Vietnam riecht völlig anders als ein Markt in Köln, die Ramblas in Barcelona riechen völlig anders als der Kurfürstendamm in Berlin. Sogar der Treppenflur in einem Altbau mit Mietwohnungen hat oft einen ganz bestimmten Geruch, nach Bohnerwachs und Linoleum.

Nach einem ordentlichen Gewitter riecht die Luft meist irgendwie „sauberer“. Im Winter kann man manchmal den Schnee schon in der Luft riechen, bevor er überhaupt fällt. Ganz zu schweigen von den vielen Gerüchen auf dem Land: ein grüner Wald, Felder, Bauernhöfe, alles verströmt einen ganz eigenen Duft.

Wenn ich mir überlege, dass unsere Großstädte heute wohl alle eher übel riechen, muss man sich erst einmal bewusst machen, dass  die Städte in früheren Jahrhunderten mit all ihrem Abfall und den Fäkalien auf der Straße wahrhaftig zum Himmel gestunken haben müssen.

Duft der Städte
Angeblich hat Napoleon behauptet, er könne seinen Geburtsort, Ajaccio auf Korsika, am Geruch erkennen. Komisch eigentlich, dass noch nie jemand im Fernsehen darauf gekommen ist, etwas darüber zu berichten, dass man Städte auch am Geruch erkennen kann. Bei einer Quizsendung wie „Wetten das…“ oder so. Schließlich gibt es ja auch the Voice, the Look, the Talent, the Body, oder was weiß ich, wie diese Sendungen heißen. Warum also nicht auch „The Nose“ oder „the Smell“?

Hafen Barcelona Duft

Bei der Partnerwahl legen wir, so behaupten die Wissenschaftler jedenfalls, unbewußt sehr viel Wert auf den Geruch des möglichen Partners. Ist das bei Städten vielleicht auch so? Mögen wir solche Orte besonders gern, die wie „gut riechen“ können? Bei mir sind viele Düfte mit bestimmten Erinnerungen verbunden. Als ob sie sich schon in der Kindheit ganz tief in mein Unterbewußtsein hineingefressen hätten. Frische Erbsenschoten erinnern mich zum Beispiel an die Zeit, die ich bei meinen Großeltern auf dem Land verbracht habe, eine bestimmte Sorte Sonnencreme erinnert mich an den ersten Urlaub mit meinen Eltern in Österreich. Und erst Essensdüfte! Allein der Duft von gebratenen Zwiebeln und Knoblauch macht in meinem Kopf sofort Alarm: Lecker – Hunger!

Winter Weserbergland - Duft der Städte
In Holzminden, im Weserbergland, gibt es sogar einen „Stadtrundgang der Düfte“. Das ist so eine Art Grundkurs im „Riechen“, bei dem man an verschiedenen Duftsteelen lernen kann Gerüche wie Kamille, Bratzwiebel, Lavendel oder Patchouli zu unterscheiden.

Hast Du auch solche Duft- Erinnerungen? oder hat Deine Nase sogar eine Lieblingsstadt?