Einen Bericht über die irische Küche zu schreiben lohnt sich nicht. Dachte ich. Oder vielleicht doch? Über die enge Beziehung, die die Iren zu ihren Kartoffeln pflegen, kann man allerdings schon ins Philosophieren kommen …

kartoffeln Irland

Nachdem ich mittlerweile eine ganze Woche in Irland verbracht hatte, gab es original keinen einzigen Tag, an dem mir nicht Kartoffeln in irgendeiner Form vorgesetzt wurden: gebraten, gekocht, gestampft, frittiert oder als Krokette. Egal wie – die Kartoffel gehört einfach auf den Tisch. An frischem Gemüse besteht allerdings nicht ganz so viel Interesse. Wenn es ausnahmsweise gesundes Grünzeug gibt, dann eher in der zu Brei verkochten, geschmacklosen Variante ohne Salz. Dabei ist die Auswahl fast ausschließlich auf grünes Gemüse beschränkt: Bohnen, Brokkoli oder Erbsen – in übersichtlichen Mengen. Andere Gemüsesorten habe ich während der letzten Woche nicht gesehen.

Diese fast schon innige Beziehung zur Knollenfrucht erinnert an eine wichtige Epoche in der Geschichte Irlands, die Zeit der Great Famine, der Großen Hungersnot im neunzehnten Jahrhundert. Nach der Einführung der Kartoffeln aus der Neuen Welt erfreute sich die amerikanische Knolle in vielen europäischen Ländern großer Beliebtheit, besonders bei den ärmeren Bevölkerungsschichten. Durch eine Kartoffelfäule, die weite Teile der irischen Kartoffelernte befallen hatte, kam es zu einer Hungersnot tragischer Ausmaße. Die große Auswanderungswelle der Iren nach Amerika war eine der Folgen dieser großen Hungersnot.

Besonders gut fand ich die Variation, bei der Kartoffelbrei mit angebratenen Frühlingszwiebeln gemischt wird. Dieses Kartoffelgericht hat sogar einen eigenen Namen, Champ (oder Irisch : brúitín). Oft werden auch Kartoffeln mit Kohl serviert – sehr lecker.

Bei der Lage direkt am Atlantik sollte man meinen, dass frischer Fisch und Meeresfrüchte ganz oben auf dem Speiseplan stehen. Aber weit gefehlt. Es gibt zwar in besonders guten Seafood-Restaurants auch eine Auswahl an Fischgerichten, aber ich habe in einer Woche keinen einzigen Fischladen gesehen, in dem man lobster, cod, mussels, salmon oder andere Meerestiere hätte kaufen können. Fisch essen die Iren scheinbar vorwiegend in Form von Fish’n Chips. Die gibt es nämlich in Imbissketten an jeder Straßenecke.