Das Hinterland der Costa Brava ist unglaublich schön. Ich liebe diese Gegend und fahre so oft wie möglich an den Wochenenden hin. Die raue Küste dort finde ich viel spannender und „wilder“ als die weiten, flachen Strände südlich Barcelonas.

Besalu Costa Brava

Wenn man außerhalb der Saison unterwegs ist, kann man auch an der Costa Brava noch echt schöne und ruhige Buchten finden. Fast noch schöner als die Küste sind aber die Dörfer im Hinterland. Nur 20 bis 30 km im Landesinneren liegen kleine Dörfer und Städtchen, die auch heute noch total mittelalterlich wirken. Hier hat der Bauboom der 70er und 80er und 90er noch keinen Schaden angerichtet. Peretallada, Pals, Monells, Begur, und wie sie alle heißen. Wie in einer Filmkulisse oder bei einer Zeitreise sehe ich Bauern und Ritter hier um ihr Land kämpfen, dem Wetter und den ungeliebten Regenten trotzen. Arm, etwas ruppig und grimmig, beackern die Familien das karge Land. Ich kann mir hier Geschichte lebendig vorstellen.

Vor ein paar Wochen war mein Bruder aus Deutschland zu Besuch, mit der ganzen Familie. Neben dem Baden am Strand und Barcelona selbst war das medievale Besalú besonders für meine kleine Nichte sicher der spannendste Ausflug.

Besalu Costa Brava

Bevor wir überhaupt richtig in der Stadt drin sind, müssen wir erst eine lange Brücke überqueren. Vor vielen Jahrhunderten gab es hier sicher einen Schutzgraben. Auf der anderen Seite des Ortes kann man zwar direkt auf einen großen Parkplatz fahren und kommt ohne Umweg und Brücke in die Altstadt, aber das ist nur halb so schön! Wir halten also schon vor Besalú und betreten die Stadt dann wie die reisenden Händler, Bauern und Ritter vor 500 Jahren, über eben diese Brücke. Beim Passieren des alten Burgtors werfe ich einen vorsichtigen Blick nach oben. Wirklich nur vorsichtshalber. Nicht dass mir das Ding ausgerechnet heute, jetzt, auf den Kopf rauscht. Und dann stehen wir schon fast mittendrin, in Besalú, zwischen Töpferschalen, Tellern und Kacheln.

Mittelalterliche Orte gibt es richtig viele im Hinterland der Costa Brava. Kleine malerische Gässchen und nette kleine Bars und Cafés haben sie alle. Aber in Besalú gibt es die schönsten Keramikdinge. Meist ist alles handgemacht, ab und zu sicher auch was industriell Gefertigtes dazwischen. Aber egal ob mundgeblasen oder nicht: die Teller, Schalen, Schälchen, Becher und was es nicht alles gibt, sind einfach echt hübsch.

Eigentlich habe ich ja genug Teller zuhause. Trotzdem verführe ich mich jedes Mal wieder selbst und kriege fast so was wie einen Kaufrausch. Diese bunten, fröhlichen Muster und Farben ziehen mich magisch an. Irgendwann kaufe ich dann doch fünften Obsteller, einen Oliventeller mit extra Abteil nur für die Kerne, den Salzstreuer oder was auch immer. Dabei bin ich echt gar kein Shoppingtyp. Ich meide Einkaufszentren und gehe nur Klamotten kaufen, wenn man mich zwingt. Aber hier passt einfach alles so wunderschön zusammen. Ich komme mir vor wie ein Händler im Mittelalter, der über einen Markt wandert. Sehr zum Verdruss meines Liebsten.

Besalu Costa Brava

Auch meine kleine Nichte ist total angetan von dem mittelalterlichen Ambiente. Es gibt Holzschwerter und Schilde, Pfeile und Bogen, Helme und andere „altertümliche“ Spielzeuge. Auch wenn es sich bei dem Angebot ganz genau genommen ja vorwiegend um „Waffen“ handelt, kann mein friedliebender Bruder nicht nein sagen und im Handumdrehen verwandelt sich die kleine Maus in eine tapfere Bogenschützin. Später zuhause, mussten die Pfeile natürlich gleich getestet werden -wobei einer der Pfeile fast auf dem Dach des Nachbarhauses für immer verschwunden wäre, hätte mein Bruder nicht ein akrobatisches Kunststückchen hingelegt.

Besalu Costa Brava

Besalu Costa Brava

Besalu Costa Brava

Besalu Costa Brava

Besalu Costa Brava

Besalu Costa Brava

Besalu Costa Brava

Besalu Costa Brava