In Volos treffe ich ein paar echte Helden – die Argonauten! Im Hafen liegt nämlich ein Nachbau der sagenhaften Argo, des Schiffes, mit dem sich Jason auf die Suche nach dem goldenen Vlies gemacht hat.  Ich liebe alte Sagen und die Idee ein legendäres Schiff wie die Argos nachzubauen, finde ich einfach genial! Bei so einem Forschungsprojekt wär ich auch gern mal dabei.

Argo in Volos Hafen Griechenland

Die Geschichte der Argonauten geht so (ganz knappe Kurzversion):

Alles fing eigentlich mit den Geschwistern Helli und Phrixos an, die auf einem goldenen Widder durch die Gegend flogen. Prinzessin Helli fiel irgendwann runter ins Meer und ihr Bruder kehrte allein mit dem goldenen Bock nach Kolchis am schwarzen Meer zurück. Der fliegende Widder wurde Zeus geopfert, sein Fell, das goldene Vlies, von einem furchterregenden Drachen bewacht, der angeblich niemals schlief. 

Jason war der Sohn des Königs von Iolkos (dem heutigen Volos). Sein Onkel Pelias ermordete Jasons Vater und setzte sich selbst die Krone auf. Jason, noch ein Kind als sein Vater starb, konnte fliehen, kam aber als junger Mann zurück, um den Thron als rechtmäßiger Erbe zu beanspruchen. Pelias wollte Jason den Thron natürlich nicht einfach so überlassen und dachte sich eine gemeine Aufgabe aus: Jason müsse erst das Goldenen Vlies beschaffen, dann könne er König von Iolkos werden.  

Jason kannte zum Glück einen der besten Bootsbauer seiner Zeit, nämlich Argos, der gerade ein cooles Schiff gebaut hatte: die Argo.  Als Mannschaft versammelte Jason schnell noch sämtliche griechischen Helden, darunter auch Herakles, um sich. Die mutigen und tapferen Männer, die mit der Argo Richtung Kolchos, irgendwo im heutigen Georgien, in See stachen, nannte man nach dem Schiff: die Argonauten. 

Wie das in den Sagen so ist, müssen sie unterwegs jede Menge Gefahren überstehen, kommen aber irgendwann am Ziel an.  Sind ja schließlich Helden. Das letzte Problem ist der Drache. Jason hat wieder Glück. Medea, die Königstochter von Kolchos, verliebt sich in Jason und hilft ihm, indem sie einen Zauberschlaftrunk für die Bestie mixt. Jason klaut also das Vlies und Medea nimmt er auch gleich mit. 

Eigentlich geht die Geschichte noch weiter – voll spannend! Medea muss Jason noch ein paar mal helfen und dann lässt er sie am Ende doch sitzen. In Bilbao hab ich vor Jahren mal die Oper „Medea“ von Mikis Theodorakis gesehen – mega genial! Aber der Teil mit den Argonauten endet mehr oder weniger mit dem geklauten Vlies.

Die Sache mit dem goldenen Widder beruht übrigens wahrscheinlich auf der Tatsache, dass man in Georgien früher Gold schürfte und dazu als Sieb die Felle der Schafe, bzw. Widder nahm. In diesen Häuten sammelten sich dann die feinen Goldteilchen, so dass sie komplett golden aussahen.

Argonauten der Argo in Volos Griechenland

Zurück in die heutige Zeit: Vor gut zehn Jahren kam in Volos die Idee zu einem Forschungsprojekt auf.  Man wollte sehen, wieviel an der berühmten Argonautensage dran ist. Wie weit und wie lange konnte man mit so einem Boot tatsächlich fahren? Aus den Erzählungen der alten Klassiker wie Homer und Co. suchten sich die Teilnehmer des Argonautenprojekts alle Angaben zum Boot. Dann untersuchten sie historische Funde, Aufzeichnungen und archäologische Fundstücke der vor zweitausend Jahren gebauten Boote. Anhand all dieser gesammelten Daten erstellten sie dann einen Bauplan, wie die Argos wohl ausgesehen  haben könnte. Und dann legten sie los.

Nur mit Werkzeugen und Materialen, wie sie den Schiffsbauern auch schon vor hunderten von Jahren zur Verfügung standen, wurde eine neue Argo geschaffen. Metall durfte nicht eingesetzt werden, nicht mal für einen Nagel- das war zu wertvoll. Nach vielen Monaten harter, schweißtreibender Arbeit stach die Expedition 2002 endlich in See! Mit ungefähr 50 Mann Besatzung segelte die Argo auf den Spuren der legendären Argonauten zuerst Richtung Albanien, später dann auch Richtung Georgien.

Während Thomas und Christos von ihren Abenteuern erzählen, bleibt mir fast der Mund offen stehen. Zwei Monate lang waren sie unterwegs, und der Wettergott war ihnen leider gar nicht gnädig. Ohne den nötigen Wind mussten sie viel rudern, sehr viel! Zu Beginn der Reise gab es noch ein Begleitboot, so dass  ein paar Männer sich ausruhen konnten, während die anderen sich in die Riemen legten. Jeden Tag wurde in einem anderen Hafen eine kleine Pause eingelegt. Das sollte einerseits helfen neue Kräfte zu sammeln, andererseits aber auch dazu dienen, die Menschen in anderen Ländern kennenzulernen, und es war Zeit für Ausbesserungsarbeiten am Schiff. Allerdings mussten die modernen Argonauten auch schon mal unterwegs, mitten auf dem Meer Reparaturen durchführen, wenn sie es nicht mehr bis zum nächsten Hafen geschafft hatten.

Thomas, der Kaptain der Expedition, erzählt mir voller Stolz, was für eine einmalige Herausforderung der Bau des Schiffes und die Reise  für ihn bedeutete. Eine Chance, die man nur einmal im Leben kriegt, so ein Schiff zu bauen und zu fahren. Die Männer mussten nicht nur körperlich voll fit sein, sondern auch viel Kraft, Ausdauer, Teamgeist und starke Nerven mitbringen. Christos meint nur, es sei schon recht hart gewesen, wenn sie manchmal sogar auf dem Boot schlafen mussten. Ab und zu, wenn sie in der Argo so allein über das Meer ruderten oder segelten, hätten sie sich schon wirklich und warhaftig wie in einem anderen Jahrhundert gefühlt.

Moderne Argonauten

Diese strahlende Ruhe, diese glänzenden Augen, wenn sie von der Fahrt berichten – In Volos sind nicht nur die Argonauten stolz auf ihr Schiff. Die ganze Stadt ist stolz auf die Argo und ihre Männer. Irgendwie beneide ich sie richtig um dieses Abenteuer!

http://youtu.be/-s_0bwC7Hi8

Und hier gibt es noch ein paar Infos zu den Argonauten:
www.argonautes2008.gr
www.volosinfo.gr

(Eventuell nicht ganz korrekt geschriebene Namen oder andere Fehler gehen allein auf mich zurück!)
Vielen Dank an Visit Greece, an Vicky und Anastasia und natürlich an die Argonauten, die von ihrem Abenteuer berichtet haben!