Am Sonntag machen wir eine kleine Wanderung in der Nähe von Querença. Der Ort selbst ist klein und angeblich eines der am besten erhaltenen Dörfer der Algarve. Hier reihen sich noch die typischen, kleinen, weißen Häuser aneinander und die Bewohner treffen sich jeden Sonntag in der Kirche.

Querença Algarve Kirche

Gerade als wir in Querença ankommen und von außen einen ersten Blick in die Kirche werfen wollen, ist der Gottesdienst zu Ende. Alte und Junge strömen aus dem kleinen Gotteshaus. Ein paar fleißige Helferinnen bleiben noch, um aufzuräumen oder neu zu dekorieren. Vielleicht schon für den nächsten Sonntag?

Die Leute in Querença sind nämlich total engagiert. Es gibt einen wunderbaren Zusammenhalt in diesem kleinen Ort, das erzählt uns Carita, die uns zusammen mit João heute begleitet. Die Bewohner kümmern sich hier selbst um anfallende Arbeiten, wie das Restaurieren, Reparieren und Dekorieren ihrer Kirche. Das nötige Kleingeld dafür sammeln sie unter anderem bei der jährlich stattfindenden Festa das Chouriças. Das ist ein traditionelles Fest, immer am dritten Sonntag im Januar, bei dem die Würste aus den zu Hause gemästeten und geschlachteten Schweinchen, verkauft werden. Der Erlös kommt der Kirche zugute.

Kirche querença

Wandern

Es gibt ziemlich viele Wanderwege hier in den Bergen, im Hinterland der Algarve. João will uns heute die Fonte Benémola zeigen. Unterwegs erklärt er uns noch die verschiedenen Pflanzen, die am Wegesrand wachsen. Da ist zum Beispiel das Espartogras, aus dem Körbe geflochten werden, Wildkräuter wie Thymian und Rosmarin oder die Büsche mit den kleinen orange-rote Beeren. Das sind Medronhos, aus denen man Likör, Marmeladen und andere Dinge machen kann. Auf Deutsch heißen die Medronhos übrigens Baumerdbeeren. Jetzt verstehe ich auch endlich die berühmte Statue des Oso y Madroño auf der Plaza del Sol in Madrid. Die nennt man nämlich Bär und Erbeerbaum – und ich dachte immer, Erdbeeren wachsen doch gar nicht auf Bäumen. Diese hier schon!

Baumerdbeeren madroños Medronhos

Querença Carob Johannisbrotbaum
Überall am Wegesrand finden wir diese schwarzen Schoten, die ich schon auf dem Markt in Loulé gesehen habe. Das sind Caroben, die länglichen, braunen Früchte des Johannisbrotbaums. Die wachsen hier im Mittelmeerraum einfach so, wild im Wald. Offenbar gehören sie zu den am besten genutzten Früchten hier in der Gegend, denn Joãos Aufzählung der Produkte, die sie aus Carob herstellen, will gar nicht mehr enden. Aus den Samen kann man Saft, Kakao, Schokolade, Mehl, Brotaufstriche, Tierfutter und sogar Cremes machen. Ich bin beeindruckt. João öffnet eine Schote und zeigt uns die kleinen Samen. Sie sind total gleichmäßig geformt, gleich groß und gleich schwer! Daher hat man die Carobsamen früher zum Wiegen von Edelsteinen benutzt. Angeblich leitet sich auch die Bezeichnung „Karat“ von der Frucht des Johannisbrotbaums ab!

Samen johannisbrotbaum Carob

Und Korkeichen gibt es jede Menge. Die werden alle zwölf Jahre „geschält“, um aus der Rinde dann nicht nur Flaschenkorken, sondern auch Untersetzer, Taschen, Schuhe, Schürzen und noch viel mehr zu machen.

Querença Wandern Korkeiche
Korkeiche

Querença Fonte benemola Algrave

Schließlich kommen wir an einen kleinen Fluss. Das ist die Fonte Benemola. Hier werden wir bereits von Anna erwartet. Wir dürfen bei einem Workshop in freier Natur mitmachen. Anna hat sich auf die Verarbeitung von Bambus spezialisiert und zeigt uns, wie man verschiedene Pfeifen, kleine traditionelle Spielzeuge oder einfache Clips und Wäscheklammern herstellt. Sie selbst macht natürlich noch viel mehr aus Bambus, Körbe oder gar ganze Matratzen, aber für den Anfang begnügen wir uns erst einmal mit den einfachen Dingen. Die Bambusrohre hat Anna am nahen Ufer schon für uns geschnitten und in handliche Teile zersägt. So kämpfen wir uns dann nur mit den kleinen Bambusrohren ab. Wir sägen, schmirgeln und schneiden unter ihrer Anleitung. Es macht riesigen Spaß, auch wenn natürlich nicht alles gleich auf Anhieb klappt. Hier und da bricht ein Rohr in zwei Teile, weil irgendwer zu stark gedrückt hat oder ein Schnitt eben nicht ganz an der richtigen Stelle war. Wir haben Spaß, lachen viel und arbeiten uns langsam vor. Ich will ein paar Geschenke basteln, Clips für die Mama und ein Spielzeug für meine Nichte.

BAmbus Querença Workshop Loule criativo Anna

Bambus Workshop loule Criativo Produkte

Bambus Workshop loule criativo Querença

arbeiten mit Bambus

Ich bin stolz wie Bolle, denn meine Clips sind gar nicht so schlecht geworden. Dann versuche ich mich an dem Spielzeug, das wie eine Pfeife aussieht. Durch ein kleines Loch im Bambus tritt die Luft nach oben aus, wenn man hinein pustet. Aber diese „Pfeife“ macht keine Musik, denn oben über dem Luftloch tanzt ein kleiner Ball aus Kork. Jedenfalls, wenn man richtig pustet. Nur beim Schnitzen des Korkballs tue ich mich echt schwer. Der Ball will und will einfach nicht rund werden. Ich brauche ein paar Anläufe, aber dann tanzt auch mein Korkei endlich in der Luft.

Spielzeug aus Bambus basteln loule criativo

fleissiges Basteln Bambus Querença

Workshop bambus Basteln loule Criativo

Bambus querença
Bambus, so wie er an der Algarve wächst

Querença Espartogras
Espartogras

alte Wasserleitung Querença
eine alte Wasserleitung

steg Querença fonte

Wanderwege Querença Algarve

fonte benemola querença algarve

Kaktus Wandern Querença

Als ich diese Kakteen fotografieren wollte, habe ich mich den Stacheln wohl zu sehr genähert. Beim Mittagessen habe ich eine halbe Stunde damit verbracht, diese pieksenden, unendlich kleinen Dinger aus meinen Klamotten zu pulen!

Hinweis: Zum Besuch der Workshops in Alte wurde ich von Loulé Criativo eingeladen. Die hier dargestellte Meinung sowie die erzählten Erlebnisse und Eindrücke sind selbstverständlich ausschließlich meine eigenen.