Lacoste liegt ganz versteckt in den Bergen der Provence. Nur über schmale, kurvige Straßen, die an mächtigen Felswänden und zahllosen Weinstöcken vorbei führen, gelangt man bis dorthin.

Lacoste Provence Boulangerie

Bekannt ist der kleine Ort vor allem wegen des Schlosses, dem Chateau des berühmt-berüchtigten Marquis de Sade. Viel spannender finde ich allerdings die Geschichte des Dorfes selbst.  Im 16. Jahrhundert fand hier nämlich ein vernichtender Kreuzzug statt, der die Waldensersekte ausmerzen sollte.

Die Waldenser (frz. Vaudois, nach dem Gründer Pierre Valdo benannt) waren ähnlich wie die Katharer in Carcassonne, eine christliche Gemeinschaft, die eine reine und asketische Glaubensversion vertrat. Bei den ausschweifenden Orgien der Päpste und  der Dekadenz des Klerus in jener Zeit, klingt das für mich sehr verständlich.  Natürlich wollten weder Adelige noch die Kirche diese „Ketzer“ in der Provence dulden, und so wurden gleich mehrere Gemeinden grausam zerstört. Die Bewohner wurden getötet, Männer, Frauen, Kinder und Alte. Die Häuser steckte man in Brand und die Besitztümer der Gemeinden teilte man praktischerweise gleich neu unter sich auf.

Lacoste Provence Gasse

Außer Lacoste fielen auch andere Dörfer am Nordhang des Luberon (wie Merindol, Bonnieux und Oppède) diesem Vernichtungsfeldzug zum Opfer. Harte Zeiten. Lacoste wurde Stück für Stück im 17. Jahrhundert wieder aufgebaut. Genauso sieht es auch noch heute aus. Steinerne Gassen führen zwischen den Häusern entlang. Steil bergauf schlängeln sich die Wege durch den Ort, zum Schloss. Die Zeit scheint hier stehengeblieben zu sein.

Lacoste Provence

Das Chateau selbst liegt auf einem Hochplateau. Allerdings sieht es eher aus wie eine Ruine. Hier soll der skandalumwobene Marquis also gelebt haben. Seine Sexgeschichten hat er zwar im  Gefängnis geschrieben, die ausschweifenden Phantasien von Sex und Gewalt hat er aber auch hinter diesen Mauern ausgelebt. Behauptet jedenfalls mein Reiseführer. Irgendwie passt das so gar nicht hierher, in diese stille, verträumte Landschaft. Ich weiß zwar nicht so genau, was ich eigentlich erwartet hatte, aber hier ist irgendwie … nichts, nur diese unglaublichen Landschaft.

Chateau Marquis de Sade - Lacoste - Provence

Lacoste Chateau Marquis de Sade

Vor dem Schloss stehen mehrer Skulpturen. Ob die was mit dem „sadistischen“ Marquis zu tun haben? Leider weiß ich nicht, welcher Künstler sich hier oben verewigt hat. Die Eingangspforte des Chateaus ist geschlossen. Während der Sommermonate soll man sogar einige Zimmer besichtigen können, die irgend jemand restauriert hat. Dafür ist es jetzt im September wohl schon zu spät. Wir genießen also einfach die Aussicht und gehen wieder hinunter ins Dorf, etwas Essen.

Lacoste Chateau Arbre de la vie

Im Café Sade erschrecke ich zunächst beim Blick auf die gepfefferten Preise der Karte. Heute gibt es wohl nur eine Portion frites, das ist das Günstigste, was ich finde kann. Am Ende bestellen wir dann aber doch ein Mittagsmenu: Fisch mit knackigem Gemüse. Das Essen ist wirklich gut, alles frisch gekocht, und erklärt im Nachhinein die Preise. Sogar das Wasser schmeckt irgendwie köstlich :-).

Lacoste Cafe Sade

Im Radio singt Zaz „Eblouie par la nuit„. Mein Blick schweift über die Felder und Weinreben weiter unten im Tal und ich lasse es mir schmecken.

Lacoste Provence Blick

Lacoste und der Marquis de Sade 10

Lacoste Provence

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Lacoste Provence

Schloss des Marquis de Sade – Lacoste:

Mehr Infos über Lacoste und das Schloss des Marquis de Sade findest Du ihr auf folgenden Websiten:
Office de Tourisme Lacoste: www.lacoste-84.com
Vaucluse – Turisme en Provence: www.provenceguide.com

Lacoste Provence Dorf