Panama City – Stadt der Gegensätze:

Es ist bereits dunkel, als wir in Panama City ankommen. Ich stehe auf dem Balkon von Magdiels Apartment, rauche eine Zigarette und schaue auf den nachtschwarzen Pazifik. Rechts von mir leuchtet die Skyline der Stadt. Magdiel, bei dem wir zwei Tage wohnen, lebt in einem der schicken Hochhäuser San Franciscos, ein angesagter und moderner Stadtteil Panama Citys. Von der kindlichen Vorstellung eines grünen, stillen und friedlichen Panamas, wie aus den Geschichten vom Bär und vom Tiger, muss ich mich in dieser Metropole verabschieden. Natürlich war mir klar, dass ich hier in eine Großstadt kommen werde. Aber der erste Eindruck der Wolkenkratzer ist schon etwas krass. Es sind nicht einfach hohe Häuser wie in Rio de Janeiro, es sind hochmoderne Wolkenkratzer, bei denen sich berühmte Architekten ausgetobt haben müssen. Diese Dinger könnten genauso gut in Dubai oder Manhattan stehen.

Panama City Manhattan hochhaeuser

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Am nächsten Tag entdecke ich dann die Boote und Hütten der ärmeren Einwohner dieser Stadt, direkt zu Füßen der Wolkenkratzer. Später sehe ich auch noch einzelne, kleine Häuser zwischen den Hochhausbauten. Etwas verloren wirken sie. In Deutschland wären es vermutlich normale Einfamilienhäuser. Hier aber gelten sie als Villen der Reichen, als schicke Paläste und sind komplett umzäumt und gesichert. Oft sogar mit Stacheldraht. Viele der Türme, an denen wir vorbeifahren, tragen Namen wie Palace oder Torre. Vor der Tür stehen Sicherheitsleute. Ich vermute es sind Luxushotels, aber unser Taxifahrer Antonio klärt mich auf “Das sind Wohnungen”. Jetzt fällt mir auch auf, dass die Sicherheitsleute ja keine Livree tragen, sondern richtige Uniformen. Man wohnt hier also in Sicherheitstrakts.

Nachdem eine mit uns im Taxi fahrende Dame in Sant Miguel aussteigt, klärt Antonio uns auf: “In dieses Viertel solltet ihr auf keinen Fall allein gehen, auch nicht tagsüber und erst recht nicht nach Anbruch der Dunkelheit. Sonst kommt ihr nur nackt, wenn überhaupt, wieder raus.” Es scheint eines der ärmsten und am dichtesten bevölkerten Stadtteile Panama Citys zu sein. Einladend sieht es auch nicht wirklich aus. Die Kriminalität ist hoch. Es ist ein krasser Gegensatz zu den schicken Apartmenthochhäusern und Villen der Reichen. Hier also wohnt die Mehrheit der Einwohner, in Hütten, die eher an brasilianische Favelas erinnern als an koloniale Altstadt.

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           Panama City Stadt Casco Viejo

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Die „Altstadt“ heißt hier Casco Viejo, nicht zu verwechseln mit Panama Viejo, das sind nämlich die Ruinen der ersten spanischen Siedlung am Pazifik. Der Casco Viejo war bis vor einigen Jahren auch so eine No-go-Area, wie Sant Miguel. Doch dann begann die Regierung mit einer groß angelegten Säuberungsaktion. Heute können Touristen weitgehend unbehelligt durch die Gassen der kolonialen Altstadt bummeln. Doch von den eigentlichen Bewohnern sind nicht sehr viele übrig geblieben. Die aufwendig restaurierten Altbauten sind für sie zu teuer. Sie mussten wegziehen und Platz machen für Zweitwohnungen der Bessergestellten oder Touristenapartments. Nur wenige der ursprünglichen Bewohner des Viertels leben – noch – hier und weigern sich ihre Behausungen zu verlassen. Das Viertel ist nun zwar sicherer als vorher, aber davon haben diese Menschen leider nicht viel. Gentrifizierung auch in Panama.

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Auch wir sind Touristen und bummeln durch die Straßen des alten, neuen Stadtteils. Sicher, es sieht nett und aufgeräumt aus, aber auch merkwürdig leer und unbelebt. Irgendwie künstlich. Wir finden das Museo del Canal de Panamá, direkt an der Plaza Catedral. Der Eintritt kostet nur zwei Dollar, also gehen wir rein. Leider darf man in diesem Museum nicht fotografieren, aber es ist total beeindruckend. Gleich am Beginn der Ausstellung stehen wir vor einer riesigen Weltkugel, die die Kontinentaldrift zeigt und kommentiert. Vor meinen Augen entsteht gerade der Isthmus von Panama. Hammergut gemacht! Und es geht auch so weiter. Superviele Informationen zum Kanal auf mehreren Etagen. Ich bin begeistert. Michi liest sich richtig fest. Immer wieder drehe ich um und muss ihn suchen, weil er sich wieder vor einer Karte oder einem Schaubild von den Museumswärtern irgendetwas genauer erklären lässt. Nach ungefähr eineinhalb Stunden reißen wir uns aber los. Die Köpfe voller Informationen. Da passt nichts mehr rein. Dieser Museumsbesuch hat sich echt gelohnt!

Am Panamakanal:

Das Miraflores Visitors Center direkt am Panama Kanal ist dagegen eher blass. Eigentlich könnte man sich das Besucherzentrum und die happigen 15 Dollar Eintritt sparen, aber nur von dort aus hat man wirklich einen Blick auf den Kanal und die Schleusen, durch die alle dicken Containerschiffe, die noch vor der Stadt vor Anker liegen, hindurchfahren müssen. Wir haben zuerst versucht, etwas hinter dem Miraflores einfach durch den Zaun zu gucken. Den Kanal selbst sieht man zwar, aber von der Schleuse ist dort leider nicht viel zu erkennen. Also beißen wir in den teuren Apfel und sehen uns das Spektakel doch noch aus nächster Nähe an.

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Die technischen Details zum Panamakanal werdet Ihr sicher auf anderen Seiten genauer erklärt finden, zum Beispiel hier: niedblog.de 

Ich will hier gar nicht die ganze dramatische Geschichte vom Bau dieses Kanals nacherzählen, aber es ist schon unglaublich, wie hart hier Tausende von Menschen unter schlimmsten Bedingungen arbeiten mussten, um dieses Werk zu erschaffen. Die einheimischen Indios waren offenbar nicht kräftig oder willig genug und wurden bald von kräftiger gebauten Arbeitern, die von den Antillen und anderen kleinen Karibikinseln stammten, abgelöst. Deren Nachfahren stellen heute einen großen Teil der Bevölkerung Panamas dar. An die zweihundert aus China stammende Arbeiter, die als Geschenk der Regierung hierher geschickt worden waren, sollen sich gleichzeitig das Leben genommen haben.

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Nachdem gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts zunächst die Franzosen mit dem Mammutprojekt begonnen hatten, in das auch Lesseps, der Erbauer des Suezkanals, verwickelt war, mussten sie 1888 die Arbeiten am Kanal einstellen. Zu viele Schwierigkeiten, zu viele Krankheiten und viel zu hohe Kosten. Die zum Bau des Kanals gegründete Gesellschaft ging pleite. Ein Skandal großen Ausmaßes. 1902 konnten die Franzosen die Anlage und das komplette Projekt aber noch an die USA verkaufen, die ursprünglich in Nicaragua ihren eigenen Kanal bauen wollten. Die US-amerikanischen Ingenieure und Planer erkannten schnell, dass als Erstes die Bedingungen der Arbeiter verbessert werden mussten, damit diese nicht wegen Malaria und anderer Krankheiten wegstarben. Durch diese Verbesserungen konnten Kosten gespart werden und das Projekt wurde 1914 vollendet. Unglaublich, aber wahr: Noch bis zum 31. Dezember 1999 (!) stand der Landstreifen rund um den Kanal unter der Hoheit der Vereinigten Staaten von Amerika. Noch so ein schwieriges Kapitel in der Geschichte des Landes. Mit dieser Geschichte im Kopf stehe ich also auf der Aussichtsterrasse des Besucherzentrums und sehe zu, wie sich ein großes Containerschiff durch die enge Schleuse schiebt.

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Auf dem Rückweg zu unserem Apartment überholen uns plötzlich aggressive Motorradfahrer. Sie winken uns eindringlich und sehr energisch zur Seite. Mehrere schwarze Limousinen folgen und drängen uns an den äußersten Rand der engen Straße. “Der Präsident”, erklärt Antonio ganz sachlich. “Der fährt jetzt durch den dicht gedrängten Verkehr nach Hause.” Ich fühle mich wie bei einer Verbrecherjagd im Fernsehen. Plötzlich ist alles um uns herum sehr hektisch. Genau so schnell, wie er gekommen ist, ist der Präsident mit seinem Gefolge aber auch wieder verschwunden. Wir fahren weiter. Antonio zeigt uns noch, wo der Herr wohnt: In einem der teuersten Hochhäuser der Stadt. Allerdings nicht in dem von Donald Trump hier hingesetzten Skyscraper, der leicht segelförmig, wie das Hotel W in Barcelona oder dieses berühmte Luxushotel in Dubai, aussieht. Angeblich wollte Trump noch ein weiteres Hochhaus bauen, dafür hat er aber keine Genehmigung gekriegt. ”Und Tom Cruise hat da drüben im obersten Stockwerk seine Wohnung“, unterbricht Antonio meine Gedanken und zeigt auf ein Penthouse, weit oben. Er weiß so einige Anekdoten über den Schauspieler zu berichten, den er mal ein paar Tage lang durch die Stadt gefahren hat. Antonio erzählt ausführlich von seinen abenteuerlichen Erlebnissen. Halb entrüstet, halb stolz scheint er dabei zu sein. Geld spielt in diesen Kreisen offenbar keine Rolle.

Nützliche Infos Panama City:

Panama Canal Museum

Plaza Catedral,
Calle 5a Este
Altstadt Panama City
Panamá
Website: http://museodelcanal.com/

Museum Panamakanal Altstadt Panama City

Panamakanal Miraflores Besucherzentrum

East Side of the Miraflores Locks
Panama City, Panamá
Website: www.pancanal.com
Eintritt 15 Dollar für Touristen

miraflores Panama City Panamakanal

Ruinen „Panama Viejo“

Avenida Cincuentenario
Panama City, Panamá
Website panamaviejo.org
Eintritt nur Park: 8 Dollar
Eintritt Museum: + 4 Dollar extra

panama City panama viejo

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Parque Metropolitano

Avenue Juan Pablo II final
Panama City 0843-03129, Panama
Website:  www.parquemetropolitano.org
Eintritt 4 Dollar oder so?

Der Spaziergang im Grünen lohnt nur für Frühaufsteher! Nur wer um 7.30 Uhr bei der Öffnung des Parks dort ist, hat eine Chance darauf, die dort lebenden Affen, Tukane und Faultiere zu sehen. Später am Tag muss man wirklich viel Glück haben, um evtl. ein schlafendes Faultier auf einem der Bäume zu entdecken.

Amador Causeway

Kann man machen, muss man aber nicht. An diesem langen, künstlichen Spazierweg befindet sich das Biodiversity Museum (Architekt Gehry). Am Ende des Causeway liegt jedoch nur ein Hafen mit dicken Luxusjachten. Abends scheint dann in den Bars und Diskotheken hier ein Teil des Nachtlebens von Panama stattzufinden.

Amador Causeway Panama City

Biodiversity Gehry Museum Panama city

gehry Museum Amador Causeway Panama City

Übernachtung in Panama City:
Wir haben gleich nach der Ankunft zwei Nächte in einem Airbnb verbracht. Kurz vor dem Rückflug haben wir an unserem letzten Tag in einem sehr zentral gelegenen Hostel übernachtet. Manolo und seine Frau sind nicht nur sehr nett, sondern organisieren auch diverse Touren durch die Stadt und das Land. Sie haben jede Menge gute Tipps parat! Die hätten wir gut am Anfang der Reise gebrauchen können. Ein Pärchen, das wir dort treffen, will zum Beispiel auf den Vulkan bei Boquete – zu Fuß. Andere Reisende buchen Ausflüge nach San Blas. Die sind zwar nicht ganz billig, aber es gibt auch Touren für kleinere Geldbeutel.

ruiz Hostel Panama city

Ruiz Hostels
Website: www.ruizhostels.com

 

Panama City Altstadt balkon