Vier junge Japanerinnen stehen kichernd vor dem Eingang. Sie spielen so etwas wie Schnick Schnack Schnuck auf Japanisch und haben sichtbar ihren Spaß. Ich bin mir nicht sicher, ob sie darum spielen, wer sich als erste in das geheimnisvolle Labyrinth von Horta wagen soll oder wer das nächste Foto der Gruppe machen darf. Strahlend lachen sie in die Kamera und heben jeweils ein Bein merkwürdig nach hinten. Auf jeden Fall amüsieren sie sich schon prächtig, bevor sie den Irrgarten überhaupt betreten haben.

Labyrinth von Horta barcelona von oben  Labyrinth von Horta Barcelona eingang

Lina und ich werfen von weiter oben einen Blick auf das Labyrinth. Nur ein paar Stufen den Hügel hinauf, kann man das grüne Gassengewirr nämlich wunderbar von oben bestaunen. Rechts und links von uns befinden sich zwei kleine Pavillons mit römischen Göttern, Amor und Diana.

Mit geübtem Blick suche ich mir einen Weg zwischen den Gängen und plane den optimalen Durchmarsch. Das Labyrinth ist nicht besonders groß und wirkt recht „übersichtlich“. Es sieht fast schon ein wenig zu einfach aus. Lina und ich überlegen noch, ob wir gleichzeitig durch das Labyrinth gehen, oder eine von uns beiden oben bleibt, um die andere zu fotografieren, während sie sich den Weg durch das Grün bahnt. Wir beschließen, dass es zu zweit doch lustiger ist, und gehen zielstrebig in den Irrgarten hinein.

Der Weg, den wir uns ausgeguckt haben, führt zunächst nach rechts, um die Kurve, ein Stück geradeaus und dann links. Allerdings ist links, als wir dort ankommen, gar kein Durchgang. Oh. Das sah von oben so aus, als könne man da durchgehen. Wir müssen also wieder zurück und starten einen neuen Versuch. So schwierig kann das ja nicht sein. Die grünen Büsche sind an einigen Stellen recht licht und ich kann teilweise die benachbarten Gänge durchschimmern sehen.

Labyrinth von Horta Barcelona Eros

Nach einer halben Stunde sind wir bereits drei Mal an der Eros Statue, die im Zentrum des Labyrinths auf einem kleinen Sockel thront, vorbei gelaufen.Wir stehen wieder da, wo wir angefangen haben, am Eingang. Vielleicht sollten wir es einfach von der anderen Seite aus probieren? Wir gehen einmal außen um das Labyrinth herum. Wenn wir von dieser Seite aus beginnen, müssen wir ja früher oder später auf einen der Gänge stoßen, die wir eben schon durchlaufen haben und von dort kennen wir den Weg ja dann. Unser Plan geht leider nicht auf. Es ist kein Durchkommen. Schließlich trennen wir uns und versuchen unser Glück auf verschiedenen Wegen, jedenfalls, bis die Gänge wieder aufeinanderstoßen.

Irgendwann stehen wir dann plötzlich doch am Ausgang. Eher unerwartet, denn ich bin mir total sicher, dass dieser Weg vorhin nicht zum Ausgang geführt hat!

eros

Auch wenn es hier natürlich keinen Faunus gibt, und stattdessen ein kleiner Eros in der Mitte des grünen Irrgartens ruht, bin ich echt begeistert von unserem kleinen Ausflug. Das Labyrinth von Horta stammt noch aus dem achtzehnten Jahrhundert und ist einer der letzten noch erhaltenen Irrgärten dieser Art in ganz Europa. Wohl einer der ältesten, sicher aber auch einer der ruhigsten und schönsten Parks in Barcelona. Die Gegend hier oben am Berg ist eher dünn besiedelt. Im Gegensatz zum brodelnden Leben weiter unten am Hafen, geht es hier oben beschaulich zu. Einige schicke Villen und eine private Uni, viel mehr sehe ich auf dem Weg von der Metrostation zum Park nicht.

Wie viele der kleinen Dörfer, die einst um Barcelona herum lagen, wurde auch Horta erst Anfang des letzten Jahrhunderts von der wachsenden Metropole eingemeindet. Bereits im achtzehnten Jahrhundert, als Horta noch ein eigenständiger Ort war, ließ sich die Familie Desvalls, die eigentlich unten in der Nähe des Hafens lebte, hier oben am Berg ein Sommerhäuschen errichten, den Palau Desvalls. 1791 entwarf ein italienischer Architekt die private Parkanlage, in der sogar ab und zu Theateraufführungen stattfanden: Iphigenie auf Tauris und ein Sommernachtstraum – passt total hierher!

Ich kann mir gut vorstellen, wie die reichen jungen Damen in langen, weißen Kleidern durch den Park flanierten und ihre Sonnenschirme spazieren trugen. Oder vielleicht suchten sie auch versteckte Ecken, um sich im grünen Irrgarten mit ihrem Liebsten zu treffen.

Während der klassizistische Garten noch schön erhalten ist und gepflegt wird, ist dem einstigen Sommerpalais offenbar ein anderes Schicksal zugedacht. Etwas verfallen wirkt er und renovierungsbedürftig ist er definitiv auch. Aber oft ist ja genau das, dieses Unperfekte, besonders schön. Mir gefällt es jedenfalls. Besonders jetzt im Frühjahr mit den ersten Blüten.

Labyrinth von Horta Park Palais

Blühten Labyrinth von Horta

Parc Palau Labyrinth von Horta

Nützliche Infos zum Labyrinth von Horta:

Wenn Du mit Kindern in Barcelona unterwegs bist, dann ist das Labyrinth von Horta mein Tipp! Die Kleinen werden den Irrgarten total aufregend finden und Mama und Papa können von oben alles im Blick behalten und die Ruhe genießen, während der Nachwuchs sich austobt.

Parc del Laberint d’Horta
Pg. Castanyers, 1
08035 Barcelona

Website: guia.barcelona.cat

Anfahrt: mit der grünen Metrolinie L3 bis Mundet, dann noch fünf Minuten Fußweg Richtung Velodrom, bis zum Eingang des Parks

Labyrinth von Horta oben
Labyrinth von Horta Brunnen im Park
Labyrinth von Horta Gebäude Park del Laberinto
Labyrinth von Horta pavillon statue  Park Barcelona Labyrinth von Horta