Parque Lage

Es regnet. Schon wieder. Auch Rio de Janeiro kann verregnete Sommer haben. Ich beschließe, einen ruhigen Tag einzulegen. Ganz gemütlich gehe ich einen Kaffee trinken und bummle durch Ipanema. Ich Shopping-Muffel kaufe mir sogar ein weißes Kleid. Es war einfach Liebe auf den ersten Blick. So was kommt vor. Als es dann am Nachmittag trocken zu bleiben scheint und die Sonne sich wieder am Himmel zeigt, marschiere ich zum Parque Lage, neben dem Jardim Botânico. Das weiße Kleid muss allerdings noch zu Hause bleiben. Ich will es ja nicht gleich am ersten Tag einsauen. Also bequeme Klamotten an und los geht’s.

Der Eintritt in den kleinen Park ist frei. Ich gehe einfach durch ein großes, altes Tor in die grüne Anlage. Palmen, großblättrige Gewächse, alles ist grün. Unten und oben, egal wohin ich gucke.

Vor einem großen Felsbrocken bleibe ich stehen. Ein Aquarium ist dort ausgeschildert. Aquarium? Auch wenn ich kein Portugiesisch spreche, kann Aquarium doch eigentlich nur Wasserbecken mit Fischen bedeuten, egal in welcher Sprache. Oder etwa nicht? Dann entdecke ich einen Eingang und sehe auch, dass dieser Felsbrocken künstlich ist. Höhlenartige Gänge führen einmal durch den Felsen hindurch. Total überrascht und neugierig krieche ich hinein. Obwohl, genau genommen krieche ich nicht, denn ich kann aufrecht stehen, aber wegen der Dunkelheit und der Enge fühlt es sich an wie Kriechen.

Drinnen dann die Überraschung: Hier sind wirklich Aquarien mit echten Fischen in die Wände eingebaut! Ob die Fischlein besonders glücklich sind, weiß ich nicht zu sagen.Wahrscheinlich wären sie wohl lieber im Meer. Aber überrascht bin ich schon.

Etwas weiter oben im Park ragt ein Turm aus dem Grün heraus. Er sieht aus, als würde er Rapunzel gehören. Oder Dornröschen. Halb von Lianen, Efeu und wuchernden Pflanzen verdeckt, irgendwie verwunschen. Wie im Märchenwald eben. Der Turm erinnert mich an die Anlage der Quinta da Regaleira in Sintra. Da war es ganz ähnlich verträumt und wild.

Dann komme ich an eine Grotte, dieses Mal aber eine echte, richtige Grotte. Auch da muss ich mich natürlich neugierig hineinzwängen. Der Hammer. Im Felsendach sind Löcher, durch die die Baumwurzeln in die Höhle hinein wachsen. An einer Stelle hängen Stalaktiten, oder so etwas wie Zapfen zumindest, nach unten. Die Höhle ist klein und überschaubar, aber mit diversen labyrinthartigen Gängen. Total niedlich. Das muss für Kinder großartig sein. Beziehungsweise, nicht nur für Kinder. Ich amüsiere mich köstlich und klettere mal hier hoch, mal da runter und weiß bald gar nicht mehr wo genau ich eigentlich bin. Aber die Höhle ist wie gesagt klein und es gibt immer Licht und einen Ausgang in der Nähe, sodass ich überall schnell wieder draußen bin. Sehr lustig!

Auf dem höchsten Punkt des Parks steht ein alter Palast. Laut Schild ist dort eine Kunstakademie untergebracht. Sieht auch nach Uni aus, mit Studenten, die hier Kaffee trinken und “Schwarzen Brettern”. Ich gehe trotzdem rein. Denn da sind noch andere Leute, die mit ausgestrecktem Arm dabei sind, die beste Position für ein Selfie zu suchen. Als ich die Stufen zum Gebäude erklommen habe, verstehe ich auch, warum die so eifrig fotografieren! Ein superschöner Innenhof mit einem großen Wasserbecken in der Mitte. Rund um diesen Hof herum führen etwas morbide und leicht zerfallen wirkende Bogengänge in angrenzende Räume. Total charmant.

Der Park wurde im neunzehnten Jahrhundert von dem Besitzer der Gegend angelegt, Rodrigo Freitas, von dem die Lagoa de Freitas auch ihren Namen hat. Ihm gehörten damals weite Teile von Ipanema, Leblon, Copacabana und eben auch um die Lagune herum. Der Palast selbst wurde allerdings erst Anfang letzten Jahrhunderts errichtet, obwohl er eigentlich viel älter aussieht.

Der Parque Lage kommt übrigens sogar in einem Snoop Dogg Video vor, nämlich in Beautiful !

Nützliche Infos zum Parque Lage

Rua Jardim Botânico, 414
Jardim Botânico
Rio de Janeiro
RJ, 22461-000
Brasilien
Website der Escola de Artes Visuais do Parque Lage: eavparquelage.rj.gov.br