So lecker habe ich lange nicht mehr gegessen! Quims Restaurant Casamar trägt den Michelin Stern schließlich ja auch nicht umsonst! Natürlich gehen wir nicht jeden Tag so edel essen, aber nachdem ich schon zu mehreren Gelegenheiten seine Kochkünste kosten durfte (einmal habe ich sogar ein bisschen mit ihm zusammen gekocht, naja ich durfte im Topf rühren), wollte ich mir einfach unbedingt einmal ansehen, was der Chef denn so in der eigenen Küche zaubert.
(mit Quim Caselles, bei unserem letzten Treffen)
Es war also absolut an der Zeit, ihm in seinem Restaurant einen Besuch abzustatten. Passend zum Sant Jordi Wochenende, dem Valentinstag der Katalanen, habe ich für mich und meinen Schatz einen Tisch reserviert.
Schon als wir auf der kleinen Terrasse Platz nehmen, merke ich, dass das Ambiente überhaupt nicht so vornehm kühl ist, wie ich mir das bei einem Restaurant mit Michelin Stern vorgestellt hatte. Die Kellner und Sommeliers sind total nett. Sie wissen ganz genau was sie tun, ohne dass die Atmosphäre dadurch irgendwie steif oder zugeknöpft wirken würde. Ich fühle mich auf Anhieb wohl und freue mich auf das Essen.
Ziemlich schnell finde ich in der Karte ein Gericht, das sich sehr lecker anhört: Ich bestelle ein Risotto mit Kräutern und Calamar de potera. Michi hat Angus entdeckt und entscheidet sich natürlich für das Rindfleisch. Da mein lieber Mann keinen Wein trinkt und mir eine ganze Flasche den doch zuviel ist, suche ich in der Weinkarte nach offenen Rotweinen. Mein Blick fällt auf ein bekanntes Weingut hier im Empordà, Pelerlada. Also nehme ich ein Glas von dem Finca Malaveïna 2013, aus Cabernet Sauvignon, Merlot, Syrah und Garnatxa Trauben. Schon allein der Duft des Weins ist köstlich! Noch vor dem ersten Schluck weiß ich, dass dieser Wein hohe Chancen hat, mein neuer Lieblingswein zu werden. Jedenfalls, wenn mein Weinhändler zu Hause den im Sortiment hat*.
Während in der Küche fleißig geschnipselt und gebrutzelt wird, servieren die Kellner uns diverse kleine Aperitifs und Vorspeisen. Da ist ein Teller eleganter und raffinierter als der andere. Kleine Köstlichkeiten, die auf der Zunge zergehen. Erlesene Petitessen und stilvolle Gaumenfreuden.
Zuerst kosten wir kleine Ravioli mit Pinienkernen. Statt aus Nudelteig sind diese Raviolis allerdings eine knusprig süße Überraschung!
Der Vermut wird uns nicht im Glas, sondern als zarter weißer Schaum in einer Orangenhälfte serviert.
Die nächsten Delikatessen auf unserem Tisch sind Orangenbaisers mit marinierten Muscheln – ein Gedicht!
Nur wenige Minuten später verkosten wir ein zartes Feigengelee mit Foie-Krümeln, dann folgen kleine Felsbrocken, die außen knusprig sind und innen aus Foie bestehen.
Wenn ich sagen würde, dass Quim und sein Team ihr Handwerk aus dem Effeff beherrschen, wäre das untertrieben. Man schmeckt mit jedem Löffel, dass das Kochen hier wirklich Spaß macht, dass jedes einzelne Gericht mit Herz und Seele zubereitet wird. Schon die Art, wie die Teller angerichtet sind, lässt die feine Eleganz im Geschmack erahnen. Selbst das frische Brot, das uns gereicht wird, ist hausgebacken und duftet nach Rosmarin.
Dann kommt der Hauptgang. Das Angus wird auf einem kleinen Grill serviert, in dem unten sogar noch echte Kohlestücke glühen. Michis Augen werden immer größer und das strahlende Lächeln auf seinem Gesicht verrät, dass er sich echt freut.
Auch mein Reis sieht nicht nur köstlich aus, sondern schmeckt auch so. Wir genießen jeden einzelnen Happen. Perfekt!
Obwohl wir nach so vielen kleinen und großen Leckerbissen eigentlich satt sind, werfen wir einen Blick auf die Dessertkarte – und können nicht widerstehen. Man gönnt sich ja sonst nichts. Wir ordern also beide Nachtisch, Michi Schokoladenkugeln in einer Orangenreduktion mit Kardamom, ich nehme einen Cremat. Bisher kannte ich Cremat eigentlich nur als flambierten Kaffee mit ordentlich Rum. Also bin ich gespannt, wie der traditionelle Cremat als Dessert schmeckt: Auch die Kreation aus Bananencreme mit Vanille, Kaffee und Rum ist natürlich super lecker und wird bis auf den letzten Krümel verputzt.
Wenn ich vorher schon echt verliebt in Quims Kochkünste war, dann schwebe ich jetzt im siebten Himmel!
Infos zum Restaurant Casamar
Das Casamar ist ein relativ kleines aber absolut empfehlenswertes Restaurant, an einem der vielen Hügel Palafrugells. Hier gibt es Sterne-Küche ohne überflüssiges Tamtam, einfach unglaublich gutes Essen zu erschwinglichen Preisen.
Vom Camí de Ronda aus kommt man auf dem Weg in die Bucht von Llafranc direkt am Casamar vorbei. Steil an einem Felsen ragt das Hotel, zu dem das Restaurant gehört, empor.
Vor fast zwanzig Jahren übernahm Quim Casellas zusammen mit seiner Schwester das kleine Familienhotel in Llafranc. Zunächst kochte er eigentlich nur für die Hotelgäste, doch nachdem er mit einigen der bekanntesten Köche Kataloniens zusammengearbeitet hatte, wurde sein Engagement 2011 mit einem Eintrag in dem roten Büchlein der Feinschmecker belohnt, der erste Michelin Stern. Wer weiß, wenn Quim so weiter macht, gibt es vielleicht bald den Zweiten!
Adresse Restaurant Casamar:
Carrer del Nero, 3
17211 Llafranc
Anfahrt: Wenn Du mit dem Auto kommst, kannst Du gleich nach dem großen Kreisel, die Abzweigung zur Bucht Llafranc nehmen. Von dort führt der Weg direkt zu einem öffentlichen Parkplatz, der nur drei Gehminuten vom Restaurant Casamar entfernt liegt.
Website: hotelcasamar.net
Kleiner Tipp: Unbedingt rechtzeitig vorher einen Tisch reservieren!
(*) hat er! Ich habe eine Flasche Finca Malaveïna 2012 beim Weinhändler meines Vertrauens gefunden
Ich habe definitiv noch nie so „edel“ gegessen. Das war mehr als lecker und ich bin satt geworden. Mein Vorurteil dass bei „Haute Cuisine“ die Portionen zu klein seien hat sich jetzt erübrigt.
Total lecker!
Das Casamar kann ich nur wärmstens empfehlen. Total nettes Ambiente – Leute wie Du und ich, absolut nichts Schnöseliges.
🙂