Schon so oft war ich in Roses und bin die lange Promenade am Strand entlang gelaufen. Aber noch nie war ich in der Ciutadella. Dabei versteckt sich hinter den dicken Mauern der alten Festung ein wunderschöner archäologischer Park. Über zweitausend Jahre Geschichte sind hier auf wenigen Quadratmetern versammelt.

Bucht Roses Strand Costa Brava

Roses Zitadelle

Die Griechen:

Cristina begleitet mich durch die Anlage. Im dritten Jahrhundert vor Christus, das ist ungefähr die Zeit, zu der die ersten Griechen sich hier niederließen, lag die Küste noch viel weiter im Inland. Das heutige Museum stünde praktisch schon im Wasser. Die griechischen Siedler lebten in Frieden mit den iberischen Stämmen der Indigets und betrieben ausgiebigen Handel. Das zunächst kleine Dorf wurde durch die ideale Lage in der geschützten Bucht, zwischen zwei Flüssen, die es längst nicht mehr gibt, schnell immer größer. Bald prägte man hier griechische Münzen, Drachmen. Die Rückseite der Münzen zierte eine Rose und die Inschrift „Rhode“, denn so nannten die griechischen Einwohner diesen Ort.

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„Bei den Ausgrabungen des griechischen Hafenviertels hat man zwei große Brennöfen auf nur wenigen Metern gefunden“, erklärt mir Cristina. „Ein Zeichen dafür, wie bedeutend die Keramik, die man hier herstellte, gewesen sein muss.“

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Die Römer:

Doch das friedliche Miteinander hatte bald ein Ende. Während des zweiten Punischen Krieges landeten römische Truppen an der iberischen Küste. Mit denen war nicht so gut Kirschen essen. Sie erhoben Steuern und unterdrückten sowohl die einheimischen Stämme als auch die griechischen Kolonialisten. Zunächst wehrten sich die Griechen. Es kam zum Aufstand. Doch im Jahr 195 vor Christus erreichte Cato der Ältere die Gestaden der Bucht. Der römische Konsul machte kurzen Prozess mit allen, die sich nicht unterwarfen oder kooperierten. In Rom bereitete man ihm dafür einen Triumphzug.

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Cristina begleitet mich zum römischen Teil der Ruinen. „Hier erkennt man deutlich die Überreste der typischen Thermen und Salzfischfabriken“. Sie zeigt mir, wo der Fisch in Salz eingelegt wurde, um ihn haltbar zu machen. Natürlich produzierte man auch das berühmte Garum, eine in der Antike sehr beliebte Soße, sozusagen das Ketchup der alten Römer.

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Bisher war mir gar nicht klar, warum Amphoren immer spitz zulaufen. Zum Hinstellen ist das doch sehr unpraktisch. „Auf den Schiffen wurde damals Sand als Ballast mitgeführt und die Amphoren stellte man eben in diesen Sand hinein. So waren sie für den langen Transportweg gut geschützt“, erklärt Cristina. So einfach war das – ganz schön schlau.

Mittelalter:

Nachdem die Römer das Interesse an der Gegend verloren hatten, kehrte Ruhe ein. „Sie verließen die Siedlungen an der iberischen Küste und lange Zeit passierte hier nicht viel“, berichtet Cristina, während wir über das Gelände bummeln. Im zehnten Jahrhundert wird von einer Benediktinerabtei berichtet, die auf den Ruinen einer Basilika aus frühchristlicher Zeit gebaut wurde, wie man bei den Ausgrabungen herausfand. Um diese mittelalterliche Klosterkirche herum entstand ein kleines Dörfchen, in dem Fischer und Bauern lebten. Roses wuchs bald wieder zu einer größeren Siedlung heran. Auf der relativ kleinen Fläche lebten bis zu dreihundert Familien. „Das weiß man so genau, weil die Benediktinermönche über alles Buch führten.“

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Erst im sechzehnten Jahrhundert erinnert sich der spanische König an die kleine Siedlung. Der Habsburger Karl V, in Spanien König Carlos I, beschließt, den Ort zu befestigen. Roses liegt nahe der Grenze zum Reich der Franken und wird oft von Piraten überfallen, unter anderem von dem berüchtigten Barbarroja. Das will Carlos in Zukunft verhindern, denn die Lage ist strategisch günstig und zu wichtig, um sie an mögliche Feinde zu verlieren.

Er lässt auf einem Felsen vor der Bucht ein Castell errichten und rund um die alte Kirche und das kleine mittelalterliche Dorf herum, baut er eine mächtige, moderne Festung. Die Stallungen und die Gebäude, in denen die Soldaten lebten, sind noch zu erkennen.

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Aus ganz Spanien wurden Truppen nach Roses geschickt, um die mächtigen, neuen Anlagen zu bauen. Zunächst wurden sie bei den Einwohnern der Gegend untergebracht, was jedoch zu zahlreichen Konflikten und Auseinandersetzungen führte. Nachdem die neue Stadtmauer stand, baute man also als Erstes die Unterkünfte für die Soldaten. Bis zu dreihundert Uniformierte konnten in den Gebäuden untergebracht werden, aber vermutlich waren noch wesentlich mehr hier stationiert.

Neuzeit:

Eine Weile schient die Festung Schutz zu bieten, doch Anfang des neunzehnten Jahrhunderts stürmten französische Truppen unter Napoleon die kleine Stadt. Nach einer fünf Tage andauernden Belagerung ergab Roses sich den Angreifern. Die Franzosen blieben ganze sieben Jahre hier. Als sie 1814 wieder abzogen, sprengten sie Teile der Mauer und der Gebäude. Sie hinterlassen Ruinen.

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Die Einwohner von Roses errichten neue Gebäude außerhalb der alten Mauern, bleiben aber in der Nähe. Roses ist wieder ein kleines Fischerdorf.

Anfang des letzten Jahrhunderts entstand ein Projekt der Neubesiedlung. Schicke Pläne wurden entworfen, nach denen auf dem Gebiet der alten Zitadelle ein neues, elegantes Roses mit kleinen Alleen und prächtigen Bürgerhäusern entstehen sollte. Doch dann kam der Spanischen Bürgerkrieg und die Entwürfe blieben in den Schubladen liegen. Während und nach dem Krieg nutzte man die längst von Pflanzen überwucherte Fläche als Gärten und zum Ackerbau.

Erst in den sechziger Jahren, als der Tourismusboom begann, die ersten Besucher anzulocken, erinnerte man sich der alten Ruinen. Statt die Besiedlungspläne wieder aus den Schubladen zu holen und umzusetzen, beschlossen die Stadtväter aber, dieses historische Kulturgut zu erhalten. Anfang der neunziger Jahre konnten sie die Tore der restaurierten Ciutadella schließlich eröffnen.

Roses

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Nützliche Infos Ciutadella Roses:

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Adresse:
Avinguda de Rhode, 35
17480 Roses / Girona

Website:  www.rosespedia.cat

Seit 2004 gibt es hier auch ein kleines Museum!

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Öffnungszeiten Ciutadella:

Sommer:
Juni – September:  täglich, 10- 20 Uhr
Juli – August: täglich, 10 – 21 Uhr

Winter:
Dienstag – Sonntag: 10 bis 18 Uhr

Im Sommer gibt es täglich Führungen in diversen Sprachen und jede Menge besondere Aktivitäten für Kinder

Eintritt:
Erwachsene 5 Euro
Kinder unter 7 Jahre Eintritt frei

Roses sonst so:

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Neulich war ich in Roses mit einem Fischer draußen auf dem Meer. Ein super spannendes Erlebnis, auch wenn man echt früh aufstehen muss 🙂

Roses Promenade Burg Freibeuter ReisenBlick auf das Castell
 Roses Familie BalkonIm Frühjahr kann man noch die schneebedeckten Berge sehen

Roses im Frühjahr
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Roses am Abend freibeuter reisen