Wir fahren nach Santa Catalina:

Es ist noch ganz früh am Morgen, als wir zum Bus Terminal Albrook aufbrechen. Heute geht es weiter nach Santa Catalina, an die Pazifikküste. Von Panama City müssen wir einen Bus nach Soná nehmen. Von dort geht es dann weiter bis in das kleine Dorf, das unser nächstes Ziel ist. In Soná gibt es allerdings nicht allzu viele Verbindungen nach Santa Catalina – der letzte Bus fährt gegen vier, hat man uns gesagt. Die Fahrtzeit von Panama bis Soná beträgt drei Stunden laut Taxifahrer, fünf Stunden laut Reiseführer. Wir werden sehen. Auf jeden Fall versuchen wir, den ersten Bus am Morgen zu erwischen, um dort auch noch einen Anschluss zu kriegen.

Santa Catalina Strand Pazifik

Ich bin also noch ziemlich müde, als wir gegen halb sieben in Albrook ankommen. Noch auf dem Weg zum richtigen Schalter, an dem wir unser Ticket kaufen wollen, werden wir abgefangen. “Soná? Soná?” fragt ein aufgeregter, kleiner Mann und schiebt uns zum Schalter, als wir zögerlich nicken. Zehn Dollar pro Kopf kostet die Fahrt. Schon will er uns weiterschieben, aber ich muss noch auf Klo. Der Bus fährt gleich ab, meint er, aber die Toiletten sind gleich da vorne. Das schaffe ich noch.

Nachdem ich wie der Blitz vor der langen Fahrt noch mal meine Blase erleichtert habe, stehen wir am Ausgang, da wo der Bus wartet. Wie bei der Metro, muss man da etwas reinschieben, damit sich die Sperre öffnet. Unsere Fahrkarten passen nicht. Der kleine Mann drängt und hält eine Chipkarte vor die Sperre, die uns prompt den Weg freimacht. Wir verstauen unser Gepäck und schon wieder winkt der kleine Mann. Dass wir Spanisch sprechen, ist ihm noch nicht aufgefallen. Er gestikuliert immer nur. Und das sehr energisch. Stumm ist er nicht, er hat ja vorhin Soná gesagt. Ich kapiere überhaupt nicht, was er will. Michi ist schneller und versteht, dass es um diese merkwürdige Karte geht. Eigentlich soll oder muss man nämlich eine Karte am Terminal kaufen – keine Ahnung, wo es die gibt, ich habe nichts dergleichen gesehen – die es einem erlaubt, den Busbahnhof zu benutzen. Wobei sich “benutzen” offenbar nicht nur auf Duschen, Klos und andere Dienstleistungen bezieht, sondern allein schon auf das Betreten. Sehr merkwürdig das Ganze. Auf alle Fälle zahlt Michi dem Typen ein paar Dollar in die Hand. Daraufhin scheint er zufrieden und gibt Ruhe. Eine eigene Karte, oder wenigstens eine Quittung, kriegen wir natürlich nicht. Wir warten noch eine Weile. Bis zur tatsächlichen Abfahrt ist es fast schon sieben Uhr. Ich kuschele mich in mein Handtuch gegen die Kälte und schlafe ziemlich schnell ein.

Als wir in Soná ankommen, müssen wir wieder warten. Der Anschlussbus fährt erst in zwei Stunden. Tickets kauft man beim Fahrer, die ungefähre Abfahrtszeit hat man uns mitgeteilt. Ich beobachte also aufmerksam das Treiben an der kleinen Haltestelle. Irgendwann sehe ich eine Gruppe Backpacker mit einem Busfahrer mitgehen. Es ist noch eine halbe Stunde vor unserer ungefähren Abfahrtszeit, aber man weiß ja nie. Ich kriege mit, dass er „Santa Catalina“ sagt und nähere mich der Gruppe. Auf meine Frage, ob er derjenige sei, der nach Santa Catalina fahre, nickt er und zeigt auf einen Kleinbus, der am Rand des Busbahnhofs geparkt ist. Schnell winke ich Michi zu. Im Nullkommanichts sind unsere Rucksäcke auf dem Dach festgeschnallt und wir steigen ein. Das Vehikel ist für circa zwölf Personen gedacht. Wir stellen fest, es gehen auch doppelt so viele rein. Alle, die nicht sofort mit uns eingestiegen sind, haben nur noch Stehplätze. Einige müssen auf den nächsten Bus warten. Besonders für einen Kanadier wird die Fahrt sicher anstrengend, denn er ist ziemlich groß und muss seinen Kopf irgendwie knicken, um hier reinzupassen. Eineinhalb Stunden dauert der zweite Teil unserer heutigen Fahrt. In Santa Catalina hält der Bus an jedem einzelnen Hostel. Am Strand endet die Straße und alle steigen aus. Endstation. Macht vier Dollar fünfundsechzig pro Kopf.

Santa Catalina main road hahn

Santa Catalina Panama

Coiba House heißt unsere Unterkunft. Den Namen hat der Busfahrer nicht gesagt, da bin ich mir ganz sicher.  “Coiba House?” versuche ich mich durchzufragen. Auf den Fotos sah es aus, als läge es direkt am Strand. Weit kann es also nicht mehr sein. “Da rechts, den Weg hoch”, meint jemand und zeigt ein Stück auf der Hauptstraße zurück. Leider ist da aber kein Weg, nur eine Einfahrt zu einem privat aussehenden Gebäude. Noch mal fragen. “Da unten am Strand links und dann ist da ein Schild.” Hier unten am Strand ist auch nichts zu sehen. “Da kommt nichts mehr“, meint einer, der Bootstouren nach Coiba vermittelt. Das kann doch nicht sein. Schließlich finden wir es natürlich doch: Das Coiba House ist sowohl vom Strand als auch von der “Hauptstraße” aus zu erreichen. Nur sind die Wege alle etwas kleiner und versteckter, als erwartet.

Santa Catalina Panama Coiba House Aussicht

Santa Catalina Muscheln

Darcy ist Kanadier und hat sich in Santa Catalina vor fünfzehn Jahren ein Haus gebaut. Eigentlich hat er in der Filmindustrie gearbeitet. Irgendwann entdeckte er das Segeln, kaufte ein Boot und fuhr los. Nachdem er zunächst eine Zeit in Kanada auf dem Boot verbracht hatte, sollte es nun in die Karibik gehen. Darcy wollte nämlich nach Brasilien. Aber der Wind spielte nicht mit. So fuhr er durch den Panamakanal von der Karibik in den Pazifik und landete an der Insel Coiba, die damals noch eine berüchtigte Gefängnisinsel war. Darcy verliebte sich sofort. In das Land, iin die Natur und in eine Frau. Zusammen mit den Fischern im Dorf baute er sich sein Haus, dasselbe, in dem er heute die Gästezimmer vermietet. Wir fühlen uns mega wohl hier. Darcy ist total nett und unsere Mitgäste ebenfalls.

Gleich am nächsten Tag fahren wir auf die Insel Coiba, um dort zu tauchen. Wir sind den ganzen Tag unterwegs. Dafür gönnen wir uns am dritten Tag dann endlich richtig Ruhe. Keine Pläne, kein Ausflug, kein gar nichts. Wir liegen in der Hängematte, gehen zu Strand oder lesen. Internet gibt es nicht. Im ganzen Dorf ist es ziemlich schwierig, die Verbindung mit der Außenwelt aufrechtzuerhalten – es sei denn, man kennt jemanden mit einer panamaischen Telefonkarte. Also unfreiwilliges Internet-Detox, ob man will oder nicht. Uns tut es gut. Wir relaxen einfach mal zur Abwechslung.

Boo, der kleine, freche Kater, streunt um unsere Beine herum und jagt den kleinen Leguanen hinterher. Manchmal lauert er auch einem Eichhörnchen auf einer Palme auf. Er ist ein süßer Tollpatsch, springt und hüpft den ganzen Tag und spielt mit allem, was sich bewegt. Ob Schmetterling oder die Füße der Gäste.

Santa Catalina Panama Coiba House Katze

Santa Catalina Coiba House Fohlen

Darcy und das Fohlen im Coibahouse

Jeden Morgen kommt ein kleines Fohlen zum Füttern auf die Terrasse. Darcy hat es adoptiert, weil seine Mutter starb, als es gerade achtzehn Tage alt war. Warum die Stute gestorben ist, weiß ich nicht. Jedenfalls wohnt McKinsey, so heißt das Pferdemädchen, nun bei Darcy, der sich liebevoll um den schmusigen Vierbeiner kümmert. Einmal darf ich ihr sogar das Fläschchen geben.

Überhaupt lebt man in diesem „noch“ verschlafenen kleinen Ort mehr oder weniger mit dem Sonnenlicht. Sobald es morgens um halb sieben hell wird, ist das ganze Dorf auf den Beinen. Die kleine Bäckerei, in der wir frühstücken, ist zu dieser Zeit auch schon geöffnet. Mittags passiert dafür in Santa Catalina gar nichts. Es ist einfach zu heiß. Erst ab fünf belebt sich die Hauptstraße noch einmal, bis dann gegen halb sieben am Abend die Sonne wieder untergeht und wir uns schon langsam Richtung Bett bewegen. Na gut, ein Bierchen noch und dann auf der Terrasse den wunderbaren Sonnenuntergang beobachten. Aber dann ist der Tag auch zu Ende.

SAnta Catalina Panama Essen

Santa Catalina Sonnenuntergang

Nützliche Tipps für Santa Catalina:

Darcy gibt uns den besten Tipp überhaupt: Duro probieren! Schnell bin ich duro-süchtig. Von diesem Fruchteispüree aus der Plastiktüte könnte ich mich glatt ernähren. Jeden Tag gibt es neue Sorten und so ein dickes Ding kostet gerade mal 50 Cent. Gibt es in dem kleinen Laden (ja das ist ein Laden, auch wenn es nicht so aussieht) neben dem „Giftshop“.

Santa Catalina Duro

El Pacifico:
An der Hauptstraße, ganz unten liegt ein kleines Restaurant. Das Essen ist ganz einfach, also Reis, Bohnen, gebratene Bananen (patacones) und Huhn. Schlicht, aber günstig. Denn ansonsten ist Essen gehen in Panama überall sehr teuer und die winzigen „Supermärkte“ sind karg bestückt.

santa catalina essenMein Essen (ohne Huhn) – Michis Essen (mit Huhn)

Bloß nicht machen: Time out!
Etwas weiter oben, in der Richtung zum Surferstrand, liegt eine Anlage mit Apartments und einem Restaurant namens Time out. Das Essen ist ganz normal, nichts Besonderes, aber die Preise sind unverschämt. Für EINEN Teller Fisch mit Kartoffeln und je einem Schälchen lahmen Blattsalat haben wir JEDER vierzehn Dollar gezahlt – ohne Getränke. Zwei Österreicherinnen ist es ähnlich ergangen: Sie haben dort die Pasta probiert und waren genauso entrüstet wie wir. Absolut zu vermeiden!

Vieja Panaderia
Eine Italienerin betreibt eine Bäckerei mit Frühstückscafé. Da gibt es richtig guten Kaffee und alles, was man zum Frühstück haben will: Müsli, Joghurt, frisches Obst, verschiedene Brote, Pancakes, Rührei oder Croissant (allerdings italienischer Art, nicht französischer). Wir zahlen zu zweit um die fünfzehn Dollar für alles zusammen. Liegt auch an de Hauptstraße, weiter oben, am Ortseingang.

Facebook: laviejapanaderia

SAnta Catalina Panaderia

Santa Catalina Frühstück Vieja Panaderia

Angeblich gibt es im Dorf auch eine ältere Dame, die leckere Empanadas macht und verkauft. Das hat uns David, vom Panama Dive Center verraten, allerdings erst am Morgen unserer Abfahrt. Wir haben die Teigtaschen also nicht mehr selbst probieren können. Preis pro Empanada: fünfzig Cent.

Wohnen im Coiba House
Eine superschöne Terrasse mit Blick auf Strand, Meer und Boote. Der Strand ist kein Badestrand aus dem Bilderbuch, denn es gibt Ebbe und Flut und das Wasser ist erdig-trüb, statt kristallklar. Uns stört das aber nicht und es ist immer schön leer. Unser Zimmer ist total OK, mit einem Doppel- und einem Einzelbett, sauber und bequem. Darcy wohnt mit seiner Familie in der oberen Etage. Insgesamt gibt es nur drei Gästezimmer, es ist also alles sehr familiär. Preis pro Zimmer: um die 50 Dollar pro Nacht. Für 2,50 Dollar haben sie auch noch meine Wäsche gewaschen. Einziger Nachteil: Das Badezimmer muss man sich teilen. Wenn man es morgens mal eilig hat, kann es zu Engpässen kommen.

Website: www.coibahouse.com

Santa Catalina Panama Coiba House Terrasse

Santa Catalina Panama Coiba House Hängematten

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