panorama costal path st davids wales

Aus dem Norden kommend bin ich mit Mike über einen alten Pilgerweg, den Bwlch y Groes, den Pfad des Kreuzes, nach Pembrokeshire gefahren. Im Mittelalter waren viele Menschen als Pilger unterwegs, um sich durch die beschwerlichen Wanderungen einen Ablass auf ihre Sünden zu erarbeiten und zur Verkürzung der Zeit, die ein Christ nach dem Tod im Fegefeuer verbringen musste. Während die reichen Christen Ablassbriefe einfach gegen Geld kaufen konnte, konnten ärmere und mittellose Gläubige sich gewisse Vergünstigungen durch Pilgerreisen erarbeiten. Eine Pilgerfahrt nach Rom zum Beispiel war richtig viel Wert, aber das höchste, was man als Pilger leisten konnte, war es nach Jerusalem, ins gelobte Land zu reisen.

pass durch snowdoniaBwlch y Groes

St. Davids liegt am äußersten Zipfel von Wales und damit ziemlich weit ab, von den damals angesagten Pilgerstrecken. Aber der Bischof dort hatte gute Beziehungen zum Papst. Er schrieb seinem alten Freund einen Brief und bat ihn, St. Davids doch attraktiver zu machen, denn er bräuchte dringend Geld für einen neue, schönere Kathedrale. Der Papst verfasste also einen Erlass, nach dem zweimaliges Pilgern nach St Davids genauso viel wert war, wie einmal nach Rom, und drei Pilgerfahrten nach St Davids sogar einen Pilgerfahrt nach Jerusalem entsprachen. Ein Boom brach los und die englischen und walisischen Pilger strömten geradezu in den winzigen Ort, im westlichen Zipfel der Britischen Inseln. Das Geld klingelte von da an nur so in den Kassen und der Bischof konnte endlich seine schöne Kathedrale bauen.

Küstenweg

Nachdem mir Louise, mein Guide, schon ein paar der walisischen Fischerdörfer gezeigt hat, bin ich also heute auf dem Weg zu diesem kleinen Ort, mit der so wichtigen Kathedrale. Aber bevor wir in den Ort hineinfahren, wollen wir noch ein Stück auf dem Küstenweg entlang laufen. Theoretisch kann man ganz Pembrokeshire an der Küstenlinie umwandern.

Louise fährt mich zu einem kleinen Parkplatz, direkt am Costal Path. Von hier aus soll ich einfach an der Küste entlang gehen. Früher oder später komme ich dann automatisch zu einer kleinen Kapelle. Louise fährt unterdessen mit den Wagen außen herum und will mir dann von der anderen Seite entgegen kommen. Das ist unser Plan. Hört sich nicht sehr kompliziert an. Einfach geradeaus laufen, das sollte selbst ich hinkriegen.

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Ich mummele mich in meine dicke Jacke ein und marschiere los. Ein heftiger Wind weht mir entgegen. Frische, kalte Luft, aber die Aussicht ist einfach atemberaubend! Ich versuche ein Selfie von mir und den steilen Klippen der Küste zu schießen – vergeblich. Nach mehreren unglücklichen Versuchen gebe ich auf und beschließe einfach diese unglaubliche Landschaft zu genießen. Aber schon nach zwei Metern habe ich schon wieder die Kamera gezückt. Ich bin ganz hin und weg und fotografiere hier ein Blümchen und da ein Blümchen, hier ein paar Wellen und dort hinten die Klippen. Ich habe das unbändig Bedürfnis diese Schönheit um mich herum festzuhalten und zu teilen. Es ist fast so, als wäre das viel zu viel für mich allein.  Während ich also wie Rotkäppchen von einem Blümchen zum anderen laufe, merke ich gar nicht, dass ich immer näher an die Klippen komme.

Auf einmal ist der Weg gefährlich dicht an dem steilen Abgrund. Und der Wind pustet und schubst mich ganz schön. Ich muss mich richtig gegen diese kräftige Brise stemmen, um nicht vom Weg abzukommen. Aber wie kann das sein, ich bin doch auf dem Weg geblieben. Wieso führt der so nah an den Abgrund? Weiter oben sehe ich einen Spaziergänger vorbeigehen. Offenbar geht der auf dem richtigen, dem offiziellen Weg. Ich habe scheinbar einen Trampelpfad erwischt. Vielleicht haben grasend Schafe den Weg hier so ausgetreten. Egal. Ich scheine hier eindeutig falsch zu laufen. Es ist atemberaubend schön, aber ich mache mich doch lieber querfeldein auf den Weg zu dem offiziellen Pfad weiter oben.

Sobald ich wieder auf dem rechten Weg wandele, treffe ich nach ein paar Metern auch schon Louise, die mir lachend entgegenkommt. Bis zur Kapelle ist es nun nicht mehr weit. Als wir die kleine Kirche und eine Quelle schließlich erreichen, erzählt Louise mir die Geschichte des Heiligen Davids.klippen costal path st davids wales

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David lebte im sechsten Jahrhundert nach Christus. Seine Mutter war eine irische Prinzessin und eine Nonne, sein Vater war angeblich ein walisischer Herrscher. David machte sich schon bald einen Namen als Prediger, pilgerte nach Jerusalem, zog als Priester in ganz Wales umher, gründete Kirchen und Klöster und bekehrte das Land zum Christentum.

Aus den Steinen des Hauses seiner Mutter baute man dann in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts diese Kapelle. Direkt daneben liegt eine kleine Quelle, die St. Non’s Well, die offenbar immer noch von Gläubigen besucht wird, denn es liegen ein paar Geldstücke im Wasser.

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Hinter der Kapelle ist ein Parkplatz, von dort aus fahren wir weiter nach St. Davids, dem Ziel der Pilger. Als wir in dem kleinen Ort ankommen, bin ich überrascht. St Davids ist zwar echt klein, aber dafür sehr touristisch. Ganze Busladungen an modernen Pilgern werden hier abgeladen. Wir gehen ein paar Schritte an der Hauptstraße entlang, und hinter einem alten Portal erscheint in einer Senke, fast versteckt liegend, plötzlich eine überdimensional große Kathedrale. Mir kommt diese Kathedrale pompös vor. Sie scheint größer als das Dorf selbst zu sein. So eine riesige Anlage hätte ich nicht erwartet. Gleich daneben steht der ähnlich große Palast des Bischofs. Dafür brauchte er also das Geld!

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Blümchen Bilder vom Costal Path in St Davids

blick auf die Kueste

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Infos zu St Davids:

Saint David ist der Nationalheilige und Schutzpatron der Waliser. Nach ihm ist auch die kleine Stadt St Davids (Walisisch Mynyw) in der Grafschaft Pembrokeshire benannt, in der David einst Bischof der christlichen Gemeinde war.

Saint Non’s Well: https://en.wikipedia.org/wiki/Chapel_of_St_Non

St Davids Cathedral Website: http://www.stdavidscathedral.org.uk/

Saint David heißt auf Walisisch Dewi Sant. Der Ort St Davids hieß früher Menevia, auf Walisisch Mynyw.

Louise und ich in Wales

Dieser Artikel entstand im Rahmen eines Blogtrips mit Visit Wales. Ganz besonderer Dank an die liebe Louise von Dragon-Tours, die mit mir den Küstenweg gelaufen ist.