Triana, das ist Sevilla auf der anderen Seite des Guadalquivir. Und Carmen und ich sind mittendrin. In der Nähe der Plaza del Altozano haben wir in einem strategisch perfekt gelegenen Apartment Stellung bezogen, um von hier aus die Stadt am “großen Fluss” zu entdecken, so heißt der Guadalquivir nämlich ursprünglich auf Arabisch. Ich brauche allerdings ein paar Anläufe, um das richtig aussprechen zu können. Zum Glück hat Carmen Geduld mit mir. Überhaupt waren die Mauren ziemlich lange hier in Sevilla und haben wunderschöne Spuren hinterlassen. Aber dazu später mehr. Erst einmal muss ich von „unserem“ Viertel erzählen.
Direkt vor unserer Haustür liegt eine kleine, fast unscheinbare Bar, La Entrañable. Hungrig und kaffeedurstig stürzen wir uns gleich am ersten Morgen nach der nächtlichen Ankunft auf einen freien Tisch. Unser Instinkt ist goldrichtig. Es gibt frischen O-Saft, leckeren Kaffee und köstliche Brote für ganz kleines Geld. Und der Barmann ist voll nett. Während wir glücklich unsere erste sevillanische Mahlzeit einnehmen, trudeln so langsam auch die Nachbarn aus dem Viertel ein. Die trinken hier ebenfalls ihren Morgenkaffee.
Gleich um die Ecke liegt auch der Hintereingang des Mercado de Triana. Den haben die Sevillanos über die Ruinen des Castillo San Jorge gebaut, sozusagen auf das Museum und Dokumentationszentrum der Inquisition obendrauf. Das werden wir uns auch noch ansehen. Inquisition? Ja, die hatte nämlich genau hier ihren Hauptsitz. Aus dem Fenster unseres Apartments blicken wir sogar auf eine enge, alte Gasse, die zum Flussufer führt, den Callejón de la Inquisición. Ich mag gar nicht daran denken, welche Dramen sich hier im Mittelalter abgespielt haben müssen.
Aber erst mal geht es über den Markt. Frische Fische, frisches Fleisch und buntes Gemüse lachen uns entgegen. An den Wänden hängt auch schon der ein oder andere Stierkopf. Sehr rustikal. Abends soll man hier sehr leckere Tapas kriegen, hat uns der nette Barmann verraten. Auf der anderen Seite geht es dann raus aus den Markthallen, über die Calle San Jacinto in die Calle Pureza. Da liegt die Capilla de los Marineros. Nach einem kurzen Blick auf die Madonna der Seeleute zieht ein süßer Antiquitätenladen mit einem in die Jahre gekommenen Pferdchen unsere Aufmerksamkeit auf sich. Das arme Ross sieht echt traurig aus. Vielleicht ist die Flamencotänzerin einfach nicht sein Ding.
Auch in unserer Straße, der Calle Castilla, gibt es eine Kirche mit Madonna. Unsere Kirche heißt „Iglesia de la O“ – die Kirche des O. Ein merkwürdiger Name. Scheinbar bezieht sich das O auf den Zustand der Maria, denn hier wird die schwangere Madonna vor der Geburt des Jesuskindes angebetet, die Virgen de la Esperanza o Expectación del Parto. Ich bin ja nicht katholisch und kann die Madonnen und Heiligen nicht so gut unterscheiden, aber ein netter Mensch von der Hermandad de La O klärt uns auf. Er zeigt uns sogar den Schatz der Bruderschaft, den über und über mit Gold beladenen Podest, auf dem die Madonna zur Semana Santa durch die Straßen getragen wird. Das Ding wiegt etliche Tonnen – ohne die Statue der Heiligen obendrauf. 34 Männer müssen das Ding schleppen und das auch noch in diesem besonders langsamen Rhythmus der Osterprozessionen. Wahnsinn.
Von der Calle Pureza laufen wir zur Calle Betis, direkt am Flussufer entlang, wieder zurück. Hier reihen sich nette kleine Bars aneinander. Mal mehr mal weniger kitschig, aber immer mit einem geilen Blick auf den Fluss und die Boote. Das haben wir am Abend natürlich auch noch ausprobiert, mit Sonnenuntergang und so.
Direkt gegenüber unseres vorübergehenden Zuhauses in Triana leuchtet in allen erdenklichen Farben ein Keramikladen. Céramicas Santa Ana war früher eine bedeutende Keramikfabrik. Heute ist dort offenbar ein Museum untergebracht, das wir aber leider wir nicht besuchen können, weil es irgendwie geschlossen ist. Wir vermuten wegen Renovierung.
Aber Keramik gibt es hier sowieso an allen Ecken und Enden. Am liebsten würde ich all diese fröhlichen Schälchen und Kacheln mitnehmen, aber ich kann mich beherrschen und gucke sie bloß an. Carmen hat sich direkt in einen Torero aus Ton verguckt. Allerdings nur, bis sie den Preis sieht. Wir heben unser Taschengeld lieber für Tapas auf! Unsere Prioritäten sind da ziemlich klar. Auf unserem ersten Rundgang haben wir nämlich schon ein paar Tapas Bars entdeckt, die wir uns für die nächsten Abende aufheben.
Triana soll der Legende nach übrigens von der syrischen Liebesgöttin Astarte gegründet worden sein. Die floh angeblich vor den amourösen Annäherungsversuchen des Herkules, der wiederum Sevilla gegründet haben soll, auf die andere Seite des Flusses.
Wir machen es andersrum und gehen jetzt über die hübsche alte Brücke, die passenderweise natürlich „Puente de Triana“ heißt, über den breiten Guadalquivir, die anderen Stadtviertel entdecken.
Blick aus dem Fenster unseres Apartments auf die Plaza
Boote auf dem Guadalquivir
überall in Triana findet man solche alten Keramikfabriken
Dieser schwere Podest wird bei der Osterprozession von der Hermandad getragen – mit Statue obendrauf
Iglesia Santa Ana – Triana
kleine Capilla an der Puente de Triana
Kacheln an der Iglesia de los Marineros – Nuestra Señora de la Esperanza
Und das war unser „Zuhause“ in Triana:
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Disclaimer: Das Apartment in Triana wurde uns von Only-apartments zur Verfügung gestellt – vielen Dank ! Die hier dargestellte Meinung ist davon unabhängig und beruht einzig und allein auf unseren persönlichen Erfahrungen.
Pompöse Details scheinen laut Fotos beliebt zu sein 🙂
Oh ja ein wenig pompös mögen sie es überall in Spanien ganz gern 🙂 dezent kann ja jeder <3