Also eigentlich trinke ich ja nur Rotwein, keinen Weißwein. Aus Gewohnheit. In Spanien gibt es so viele, gute Rotweine – und im Sommer, wenn es zu warm für Rotwein ist, gibt es eben Bier. So war das bisher.

Winningen

Aber da war ich nun an der Mosel unterwegs, genauer gesagt in Winningen. Herr Fries, ein netter Winzer hatte uns eingeladen, seine bekömmlichen Produkte zu verköstigen. Ich habe sowohl den roten als auch den weißen Wein probiert – und was soll ich sagen: Der weiße Moselwein war genial! Hat mir um Längen besser geschmeckt als der Rotwein, obwohl das sogar ein Barrique war! Dabei habe ich auch gleich noch gelernt, dass trockener Wein und feinherber Wein absolut nicht dasselbe sind und sehr unterschiedlich schmecken. Aber ich bin mal wieder viel zu schnell.

Winningen Fries

Vor der Weinprobe waren wir natürlich auch in der Fabrikation und im Weinkeller des Winzers. Das Kellergewölbe war ein echter Hingucker. Alles mit Kerzen in das romantischste Licht überhaupt getaucht! (Wer hat die bloss alle angezündet? – Und macht jemand die Kerzen abends dann wieder aus ?) Es sah aus, wie in einem altromantischen Mantel-und Degen-Film. Aramis oder einer der anderen Musketiere hätte gleich hinter einem der Fässer hervortreten und seinen Degen ziehen können – es hätte mich nicht überrascht. Diese Art der Lagerung ist wahrscheinlich nicht ganz so rentabel wie die modernen Edelstahltanks, aber es ist definitiv die schönere Art die guten Weine zu lagern und reifen zu lassen!

Alter Weinkeller in Winningen Fries

Alter Weinkeller in Winningen Fries

Alter Weinkeller in Winningen Fries

Wein aus deutschen Landen Winningen

Winningen an der Mosel

Vinothek Winningen

Heute geh ich einfach mal rückwärts durch den Tag. Vor dem Besuch beim Winzer waren wir schon in Boppard und sind über den Rhein geschippert. Über Koblenz sind wir dann zurück, an die Mosel, nach Winnigen gefahren. In der Vinothek hat man uns nett mit einem Gläschen Sekt empfangen. In dem hübschen Fachwerkhaus können Besucher die Weine der verschiedenen Winzer probieren. Jeder der ca. 20 ortsansässigen Winzer darf hier zwei bis drei seiner besten Weine ausstellen. Wenn man also echten Winninger Moselwein, vom Steilhang, kaufen möchte, kann man sie hier probieren und herausfinden, welcher einem am besten schmeckt. Der Winzer kann sich so seiner eigentlichen Arbeit und nicht den Wein-kostenden-Gästen, widmen. Der Kunde hat eine große Auswahl und der Winzer mehr Zeit für seinen Wein. Klug gedacht , oder?  Obwohl man natürlich nach wie vor auch bei vielen der Winzern direkt zur Weinprobe erscheinen kann, wie bei Herrn Fries. Das ist eben einfach nett.

Vinothek Winningen Reben

Winningen Vinothek Sekt

Wein aus deutschen Landen Winningen

Horch und seine Autos

Natürlich sind wir auch durch das malerische Dorf geschlendert. Neben weinumrankten Fachwerkhäusern habe ich hier gleich zwei Geschichten gefunden! Die erste kennt Ihr vielleicht schon. Sie ist schnell erzählt und handelt von dem wohl bekanntesten Sohn des Dorfes, August Horch.

August war der Sohn eines Schmieds und ein genialer Tüftler und Bastler. Er gründete eine Firma, Horch & Cie, und baute 1900 sein erstes Automobil. Die Firma war ein voller Erfolg und Horch- Automobile verkauften sich prima. Leider klappte es mit dem Aufsichtrat nicht so gut. Horch verliess nach ein paar Jahren im Streit die von ihm gegründete Firma.  Bald darauf gründete er eine neue Firma zur Automobilherstellung. Da sein Nachname aber in der ersten, noch existierenden Firma als Marke galt, musste er sich einen neuen Namen ausdenken.  Übersetzt man „Horch!“ als Imperativ von hören ins Lateinische, so kommt man auf „Audi!„. Und so ward eine zweite Automarke geboren, die schließlich noch bekannter wurde, als die erste  :-).

Winnnigen Museum Horch

Die Winninger Weinhex

Die Winninger Weinhex ist nicht nur eine Herkunftsbezeichnung des Winninger Weinbaugebiets. Auf dem Brunnen, mitten im Dorf, steht die Figur einer Hexe. Dazu erzählte man sich in Winningen folgende Geschichte:

Veit war ein Winninger Winzer und spielte gern lustige und fröhliche Lieder auf seiner Flöte, was ihm den Spitznamen Pfeifenhannes eintrug. Mit seinem Weib Kathrin lebte er am Wolfstor. Eines Tages bemerkte er, dass aus seinem Keller Wein gestohlen wurde. Weinflecken auf der Treppe  und im Keller verrieten den Diebstahl. Der Pfeiffenhannes prüfte nach und stellte tatsächlich fest, dass gut vier Daumen breit  von seinem allerbesten Wein fehlte. Aber wer war der Dieb? Ein Geist?

Nach ein paar Tagen fand er morgens wieder Weintropfen auf der Kellertreppe – wieder war ihm Wein gestohlen worden. Mittlerweile hatten auch andere Winzer und Nachbarn im Dorf ähnliche Diebstähle zu melden und man begann zu munkeln, ob da eine Hexe am Werk sei. Pfeiffenhannes beschloss also, Hex‘ hin oder her, den dreisten Weindieb zu fangen und legte sich eines Nachts hinter den Fässern auf die Lauer. Mitten in der Nacht hörte er jemanden die Treppe herunterschleichen. Im Kerzenschein erkannte er seine Frau Kathrin. Leise schlich sie zum Fass mit dem besten Wein und füllte sich einen ganzen Krug voll. Als sie das Fass wieder verschlossen hatte und sich heimlich davon schleichen wollte, stürzte Hannes aus seinem Versteck hervor und spielte auf seiner Flöte eine „eindringliche“ Melodie.

Seit dieser Zeit hatten die Nachbarn ihre Ruhe vor der angeblichen Weinhex und es wurde kein Wein mehr gestohlen in Winningen.  An der Vinothek außen befindet sich ein altes Bild, auf dem dargestellt wird, wie sich der Pfeiffenhannes auf die Weinhex‘ stürzt.

Winninger Weinhex

Soweit die Geschichte. Viel wahrscheinlicher ist aber, dass der Name Weinhex‘ an die tatsächlich hier stattgefundenen Hexenverbrennungen im siebzehnten Jahrhundert erinnert.

Winninger Weinhex

Am Abend sind wir noch in einem kleinen, gemütlichen Restaurant lecker bewirtet worden, bevor es wieder mit der Bahn zurück nach Koblenz ging.

Winningen

Was ich heute gelernt habe? An der Mosel werde sogar ich zum Weißweintrinker! Zum Abschied noch ein paar Bilder aus Winningen:

Winningen

Weinprobe Fries

Winningen an der Mosel

Winningen Caganer

Hinweis:  Dieser Bericht ist mithilfe der Unterstützung des Rheinland Pfalz Tourismus entstanden. Herzlichen Dank besonders an Anja für die Einladung und perfekte Organsisation zum#RBRLP und Herrn Hoffbauer aus Winningen für die nette Betreuung vor Ort und natürlich an Reiner und Anke Fries.