Die Emilia Romagna ist eine Region im Herzen Italiens. Sie reicht von Piacenza im Osten bis Rimini im Westen, wo sie ans Meer der Adria stößt. Mittendrin reihen sich Städte wie Bologna, mit der altehrwürdigen Universität, Modena und Parma wie Perlen an einer Schnur auf. Und dazwischen liegen wundervolle Landschaften.
Alle diese Städtenamen kommen mir total vertraut vor, aber ich weiß genau, ich war noch nie hier. Lediglich auf dem großen Umsteigebahnhof von Bologna war ich schon, aber das ist Jahre her. Ich entdecke wieder einmal ein neues Stück Italiens und bin vor allem überrascht, wie unberührt von den Touristenmassen hier alles ist. Italien “off-the-beaten-path” kann man das schon fast nennen. Die Landschaften der Emilia Romagna sind denen der benachbarten Toscana sehr ähnlich. Es gibt wunderschöne Berge, Weinreben, viele malerische kleine Dörfer und abgelegene Bauernhäuser. Aber die Touristen fahren hier offenbar einfach nur durch, nach Rimini. Wer nicht sowieso direkt in die Toskana fährt, eilt nur schnell hier durch, an die Strände oder noch weiter in den Süden.
In die Berge hier oben verirrt sich kaum jemand. Sie wissen ja alle gar nicht, was ihnen entgeht. Aber umso besser! Noch sprechen die Bauern hier oben nämlich kein Englisch und man muss sich schon selbst bemühen, Italienisch zu parlieren, wenn man durch die einsam gelegenen Felder und Wiesen streift. Aber es lohnt sich, denn hier gibt es köstliche Weine und leckerstes Essen an jeder Ecke. Noch ist diese Gegend fast unberührt, dabei sind in der Emilia Romagna so einzigartige Delikatessen wie Parmesankäse, Parmaschinken und der Essig aus Modena zu Hause!
Aber die Emilia Romagna ist nicht nur für Naturliebhaber und Feinschmecker wie mich spannend. Durch Zufall kriege ich mit, dass zwei Superstars unter den Sportwagen nur wenige Kilometer voneinander entfernt, in der Emilia Romagna geboren wurden, nämlich Ferrari und Lamborghini. Die beiden Autobauer verbindet eine wie ich finde lustige Geschichte einer langjährigen Rivalität. Signore Ferruccio Lamborghini stellte ursprünglich kleine Traktoren her und war nur in der Freizeit Sportwagenfan. Er sammelte schnelle Flitzer sozusagen aus Leidenschaft. Da Ferruccio der Meinung war, er kenne sich mit Motoren gut aus, gab er Enzo Ferrari ein paar gute Tipps. Aber Signore Ferrari ignorierte die ständigen Verbesserungsvorschläge Lamborghinis. Sie kamen ja „nur“ von einem Traktorhersteller. Ferruccio Lamborghini war also in seiner Ehre gekränkt und baute daraufhin in nur wenigen Monaten selbst seinen ersten Flitzer. Seither hat die Emilia Romagna zwei Superstars auf vier Rädern.
Agriturismo
Agriturismo ist wie Ferien auf dem Bauernhof, nur ohne Bauernhof. Beziehungsweise manchmal mit Bauernhof. Hier in Italien fallen ganz verschiedene ländliche Unterkünfte unter die im Deutschen eher schwerfällige Bezeichnung Agrotourismus. Das können einfache, kleine Familienbetriebe oder luxuriöse Ressorts sein, mit oder ohne landwirtschaftlichen Betrieb, mit oder ohne Tiere, aber eben immer auf dem Land. Ich habe in der Emilia Romagna drei ganz unterschiedliche Unterkünfte kennengelernt, aber es gibt natürlich noch viel mehr.
Ca Monti
Ca Monti ist einer von den ganz kleinen Familienbetrieben. Die Mama kocht, die Tochter serviert, die Oma fährt die Gäste und auch die Tante und die Cousine helfen irgendwo mit. Um zu dem Hof zu gelangen, geht es ziemlich weit nach oben auf den Berg. Wie im Auenland ziehen sich die Wiesen und Täler dahin, während wir auf dem Kamm immer weiter fahren.
Zum Essen bleiben wir im Haupthaus mit dem Restaurant. Das Essen ist köstlich, ein Menü aus sechs Gängen! Wir genießen die Polenta Fritta mit Squacquerone, dem unaussprechlichen, aber köstlichen Frischkäse, eine Zuppa di Funghi misti, dann kommen Taglioni ai funghi porcini und Garganelli al Tartufo nero – ein Gedicht! Als dann noch Lonza di Maiale auf den Tisch kommt, bin ich kurz vorm Platzen. Es hat richtig gut geschmeckt, aber ins Bett muss ich gerollt werden.
Nach dem üppigen Mahl fährt uns Silvia also mit dem Auto zu dem nahe, aber etwas abseits liegenden Gebäude mit den Apartments. Ganz still ist es hier. Und es gibt Wölfe. Aber die sind leider viel zu schüchtern, um sich zu zeigen und kommen scheinbar nie in die Nähe der Häuser. Ich schlafe prima, und als ich am nächsten Morgen aufstehe, habe ich einen Blick auf die Täler, die noch in Nebelschwaden versunken vor mir liegen.
Nicht weit weg bellt ein Hund, dann kommt auch schon Giuliano der Besitzer der Ca Monti, um uns zum Frühstück abzuholen. Vorher darf ich aber noch kurz den Trüffelhund begrüßen. Der hat also die schwarzen tartufos gefunden, die wir gestern gegessen haben. Aber der süße Hund wird ganz aufgeregt, wenn viele Leute (in diesem Fall sind wir drei) in der Nähe sind. Er hat eben eine so feine Nase. Bruno das Hausschweinchen, von dem uns die Tochter gestern erzählt und uns ein Foto gezeigt hat, habe ich leider nicht getroffen. Aber der muss mit seinen Freunden und Verwandten auch irgendwo in der Nähe auf der Wiese stehen.
Adresse:
Agriturismo Ca‘ Monti
Via Monte Morosino, 4
Fontanelice BO
Die genauen GPS Koordinaaten sind auf der Website angegeben
Website Ca Monti
Country Ressort Corte San Ruffillo
Es ist schon spät am Abend, als wir im San Ruffillo ankommen. Während wir unsere Zimmer beziehen, steigt nebenan gerade eine italienische Hochzeitsfeier. Wir bekommen sogar die Braut kurz zu Gesicht. Aber dann ist es auch schon Zeit für das Abendessen.
Sara, die Chefin, erzählt davon, wie sie das ehemalige Pfarrhaus umgebaut haben. Wo es ein Pfarrhaus gibt, gibt es natürlich auch eine Kirche, direkt nebenan. Die sehen wir uns morgen früh an. Durch ein kleines, verstecktes Fensterchen neben meinem Zimmer kann ich aber schon in die Kirche hineinsehen! Und in meiner Dusche führen noch die Stränge der Kirchenglocke entlang! Sehr lustig.
Unser Abendessen wird in der Küche mit ökologischem Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten zubereitet. Sara sucht ein Foto von ihren Kühen. Auch Schafe und Ziegen haben sie und seit ein paar Jahren stellt Luca, ihr Mann, neben Marmeladen und anderen Gartenprodukten auch noch Wein selbst her.
Viel zu kurz ist unser Besuch in der wunderschönen Anlage. Am nächsten Morgen müssen wir gleich nach dem Frühstück schon wieder los.
Adresse:
Corte San Ruffillo
Via San Ruffillo 1
Località San Ruffillo
47013 Dovadola (Forlì – Cesena)
Website Corte San Ruffillo
Opera 02
Gänse watscheln gemütlich vor dem sehr modern wirkenden, neuen Gebäude, der Opera 02. Wie ein Opernhaus sieht es eigentlich nicht aus, aber dafür entdecke ich hinten auf der Terrasse einen Infinity Pool mit Blick auf die Weinberge. Hammerschön! Man hört nur einen Vogel zwitschern und irgendwo weit weg, in der Ferne, bellt ein Hund.
Unsere Zimmer liegen alle an einem langen Gang, der nur durch eine Glasscheibe von der Modena-Essig Produktion getrennt ist. Ich kann die brav aufgereihten Fässer nicht nur sehen, sondern auch riechen. Mir brennen die Augen etwas, aber das gibt sich zum Glück gleich wieder, als ich mein Schlafzimmer in Beschlag nehme: Ein knallrotes Bett! Neugierig inspiziere ich auch die Zimmer meiner Mitreisenden. Jeder Raum sieht komplett anders aus, meiner ist porno-rot, wie ich finde, die anderen sind eher romantisch-beige oder bräunlich-rustikal. Aber alle sind total großzügig geschnitten, haben eine Empore und sind sehr gemütlich.
Nach dem leckeren Abendessen fallen wir alle ziemlich tot ins Bett. Aus dem Bad im Pool am nächsten Morgen wird leider nichts, denn als wir aufstehen, regnet es bereits in Strömen. So ein Mist. Dafür habe ich so was von gut geschlafen! Das Bett ist eines der besten, in denen ich je genächtigt habe. So was will ich für Zuhause auch. Nur vielleicht nicht unbedingt in Rot.
Adresse:
Opera 02 Ca Montanari
Via Medusia 32
41014 Levizzano di Castelvetro di Modena MO
Website www.opera02.it
Hinweis: Der Artikel entstand im Rahmen eines Blogtrips durch diese wundervolle Region, zu der wir von APT Emilia Romagna eingeladen wurden. Die hier erzählten Erlebnisse und Eindrücke sind selbstverständlich ausschließlich meine eigenen.
Hinterlasse einen Kommentar