Athen im Herbst – eigentlich hatte ich mir das trotzdem sonnig vorgestellt. Leider spielt Petrus bei meinem ersten Besuch in Griechenland nicht so richtig mit. Es regnet. Täglich. Zum Ausgleich ist aber alles andere gut: Ich liebe die Griechen, ihre Gastfreundschaft, ihre Herzlichkeit, das wunderbare Essen, die alten Göttersagen, dass sie so lieb zu Tieren sind, und und und …
Es ist echt unglaublich wie freundlich die Leute sind – sogar in der Großstadt! Und Englisch sprechen sie auch alle! Selbst am kleinsten Kiosk in einem unbedeutenden Stadtteil, weit ab vom Zentrum. Sobald ich in irgendeinem Café oder Restaurant Platz nehme, gibt es gleich ein Glas oder eine Flasche Wasser – kostenlos! Den Café süßt mir der Kellner, ich muss nur noch sagen, ob ich wenig, mittel oder viel Zucker möchte, ob er braun oder weiß sein soll oder doch lieber Süßstoff (ergs, nicht für mich).
WIFI ist selbstverständlich auch kein Problem. Was hab ich mir doch in Paris die Füße nach einem Café mit WIFI abgelaufen… Hier hat jede noch so kleine Eisdiele Internetzugang. Das Passwort ist meist die Telefonnummer, die steht auf der Karte. Echt praktisch.
Naja so viel zum ersten Eindruck :-). Ich bin also in Athen, genauer gesagt im Stadtteil Panormou. Dort wohnen nämlich Evi und Tom, Freunde einer Freundin, die mich einfach so, total lieb, für ein paar Tage bei sich aufgenommen haben. Panormou ist nur wenige Stationen vom Zentrum entfernt und so ein eher ruhiges Studentenviertel. Es ist auf jeden Fall total untouristisch und es gibt ein paar nette Bars und Cafés.
An den ersten beiden Tagen bin ich von Panormou aus direkt zur #tbex, ins Megaron gefahren. Heute habe ich endlich Zeit, mir Athen anzusehen. Natürlich will ich auf die Akropolis, Tourimassen hin- oder her, das muss sein. Romy hat mir den Tipp gegeben, relativ früh morgens über das Dionysostheater den Akropolis-Komplex zu betreten. Tatsächlich, vor mir ist nur eine einzige Familie, keine Warteschlange! Genial. Ich kaufe mir schnell ein Ticket für 12 Euro, damit kann man so ziemlich alle wichtigen historischen Stätten in Athen besichtigen, und stiefele los.
Es ist schon ziemlich beeindruckend, auf diesem Berg zu spazieren, der „Wiege“ der abendländischen Kultur. Je näher ich der Akropolis und dem Parthenon komme, umso voller wird es allerdings. Ich bummle die Akropolis hoch und runter, aber das will ich jetzt nicht alles erzählen. Nach gut einer Stunde bin ich wieder in Plaka, dem Stadtteil am Fuße des Athener Kultbergs. Hier drängen sich in engen Gassen Andenken- und Schuhverkäufer wie auf einem Basar. Überall kann man Essen, Trinken und Beisammensitzen. Die Griechen sind wirklich sehr gesellig – das Treffen und Reden mit Freunden ist ein wichtiger Bestandteil des Alltags. Auch wenn das Geld jetzt in Zeiten der Krise nicht mehr für Cocktails oder vier Bier am Abend reicht, dann trinkt man eben nur ein Glas und nippt den ganzen Abend daran.
Von Monastiraki aus gehe ich Richtung Sytagma, im Zentrum der Stadt. Der Platz ist nicht besonders schön, aber groß und immer sehr belebt. Ein Springbrunnen plätschert in der Mitte, Bäume stehen rum und machen das Ganze ein bisschen grün, und viele junge Liebespaare sitzen sich glücklich anblickend und händchenhaltend auf einer Mauer.
Direkt hinter dem Platz befindet sich das griechische Parlament. Da stehen sehr ernst dreinblickende Wachen, die -fast schlimmer als die Grenadier Guards vor dem Buckingham Palast in London- nicht mit der Wimper zucken dürfen. Ein Oberst (oder General, oder irgendein Militär jedenfalls) zupft an der Uniform, am Röckchen oder an der Kappe, falls irgendetwas nicht haargenau sitzt. Alles muss mega perfekt sein. Da sind die Griechen ausnahmsweise mal sehr, sehr streng.
Alle halbe Stunde findet eine Wachablösung statt. Aber auch zwischendurch müssen die beiden Wachen kurze Exerzierübungen machen. Dabei gehen sie mit ihren Puschelschuhen entweder so schlurfend über den Boden, dass es schon quietscht, oder sie gehen in einem so heftigen Stechschritt, dass die Beine einen rechten Winkel zum Boden bilden. Ich versteh zwar nicht so ganz, was sie da genau machen aber ich bin beeindruckend. Sieht trotz Rock sehr, sehr streng aus.
Auf dem Weg zurück nach Panormou kommt es in der Metro zu einen kleinen Zwischenfall. Eine Dame hat sich den Mantel in der Tür eingeklemmt, allerdings auf der Seite der Bahn, wo gerade nicht der Bahnsteig ist (aber scheinbar wohl an der Haltestelle vorher). In Athen kann man die Metrotüren nicht per Hand öffnen. Die gehen automatisch auf und zu. Die Dame kann sich selbst nicht befreien, will wohl auch ihren Mantel nicht zerreißen, also ruft sie in ihrer Not den Notruf oder sowas. Im Abteil beginnt das Palaver. Ziemlich schnell reden alle auf die Frau ein und sie redet und gestikuliert ebenfalls. Ich verstehe natürlich nix. Ein Mann versucht, ihren eingeklemmten Mantel aus der Tür zu befreien, gibt aber bald auf. Schließlich taucht eine junge, uniformierte Bahnbeamtin auf. Die redet auch noch auf die eingeklemmte Dame ein. Keine Ahnung was sie sagt, aber sie ist nicht gerade nett. Es sieht aus, als würde die Beamtin behaupten, die Dame sei selbst Schuld, weil sie sich nach dem Piepton durch die Tür gedrängt habe. Vielleicht hat sie ihr aber auch nur die Schuld an der Verspätung der Bahn vorgeworfen. Keine Ahnung. Jedenfalls ist es ein sehr zivilisiertes, aber lautes Durcheinander. Erst nach ungefähr fünf Minuten kann die Tür irgendwie aufmontiert und der Mantel befreit werden.
Mit leichter Verspätung komme ich dann aber doch irgendwann heil in Panormou an. Heute Abend werde ich noch einen Abschiedsdrink mit meinen lieben Gastgebern nehmen und dann geht’s wieder ab nach Hause. Und dann habe ich viele, neue Geschichten über Griechenland zu schreiben, von den Argonauten, von Zentauren, vom leckeren Essen und von einer Zugfahrt…
Ich war vor genau einer Woche in Athen und es war sehr sonnig, wenn auch mit etwa 13-14°C recht kalt. Der Tipp, recht früh zur Akropolis zu gehen ist gut, ich war gegen 9 Uhr da und es gab keine Schlange, wenn auch oben bereits mehr als genug Japaner (mit ihren neuerdings angesagten Selfie-Stöcken) waren. Die Plaka war nicht ganz mein Fall, es war einfach zu voll und auch nicht besonders sauber 😉 Dafür war die Aussicht vom Lykabettus umso besser – kann ich jedem nur empfehlen! Findet die Wachablösung wirklich jede halbe Stunden statt? Bin den drei Wachen nach der Ablösung gefolgt (weil ich in dieselbe Richtung musste), bis sie nach etwa 5 Minuten in die Kaserne hinter dem Palast abgebogen sind, was recht amüsant war 😉
LG, Christa
In Plaka war ich auch ziemlich früh, da war es noch nicht voll! Aber abseits des Zentrums, in Panormou zum Beispiel, fand ich es fast netter , auch oder gerade weil es nicht so typisch malerisch ist 🙂