Das erste Bier haben sie noch in den alten Tunneln der Minen von Ogassa gebraut. Jordi hat erst vor ein paar Jahren seine Leidenschaft für das Brauen von Bier entdeckt. Gemeinsam mit ein paar Freunden wagten sie 2011 schließlich den Schritt, eine eigene Brauerei aufzumachen. Lachend erzählt er, wie das alles anfing und warum das Bier “Minera” heißt.

Zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts herrschte hier oben in den Bergen nämlich so eine Art Goldgräberstimmung. Mit der Entdeckung der Steinkohlevorkommen boomte die ansonsten so verschlafene Gegend plötzlich und die Dörfer begannen zu wachsen. Viele Leute zogen in den hohen Norden Kataloniens, um in den Minen zu arbeiten. Nachdem in den sechziger Jahren dann aber die letzte Mine geschlossen wurde, war es vorbei mit der Steinkohle und der kleine Ort versank wieder in einem Dornröschenschlaf.

An die Minenarbeiter, die Zeit des Bergbaus und die Wild-West-Stimmung will Jordi mit seinem Bier erinnern. Darum tragen die verschiedenen Sorten auch Namen, die mit dem Kohleabbau verbunden sind, wie Wagon, Carbó oder Bonaplata, einem wichtigen Sponsor damals, dem die Anbindung an die Bahnlinie zum Abtransport der Kohle zu verdanken war.

Cervesa Minera Bier aus den Bergen

Cervesa Minera Bier aus den Bergen

Cervesa Minera Bier aus den Bergen

Jordi liebt es, mit Hopfen und Malz zu experimentieren und sich neue Rezepte auszudenken. Mittlerweile betrachten die Leute der Gegend sein Bier als etwas Eigenes. „Wenn sie wegfahren und ein Mitbringsel suchen, dann nehmen sie oft ein paar Flaschen Minera mit.“

Schon im Mittelalter begann man in Schottland, Deutschland, Belgien oder Tschechien mit der Bierbrauerei, aber hier trank man Wein. Doch mittlerweile hat auch der Getreidesaft längst Einzug in die katalanischen Küchen gefunden. Besonders im Sommer ist ein kaltes Bier einfach eine willkommene Erfrischung.

Cervesa Minera Bier aus den Bergen Jordis Hefeweizen mit Tannensirup

Cervesa Minera Bier aus den Bergen Hefeweizen

Fast zwei Stunden lang erklärt Jordi die Unterschiede der einzelnen Biersorten. Ich lerne, was ein California Common ist, wieso ein Porter, Porter heißt, was der Unterschied zwischen Blonde und Red Ale ist, und warum die Belgier Dubbel Bier brauen. Aber dass die beliebteste Sorte Minera ein helles Hefeweizen ist, erstaunt mich dann doch sehr. Ganz offenbar mögen die Leute hier in der Gegend den Geschmack des bayrischen Weizens.

Anage Cervesa Minera Bier aus den Bergen

Bier Porter Minera Freibeuter reisen

Das dunkle Carbó (Kohle) ist tiefschwarz und macht seinem Namen alle Ehre. Die Konsistenz und der malzige Geschmack erinnern mich an Guinness, aber es ist kein Stout, wie Guiness, sondern ein Porter. Porter nannte man früher die einfachsten, billigsten Biersorten, die die Hafenarbeiter tranken. Daran erinnert auch das klassische Etikett.

Damit ich bei der Verkostung der Biere auch etwas Festes in den Magen kriege, serviert Jordi einen Käse als Snack. Der Käse stammt natürlich auch aus der Region und enthält sogar einen Schluck von seinem Minera Bier.

Bier Kaese
Bier Kaese

Neben dem ständigen Sortiment, das mittlerweile aus drei verschiedenen Bieren besteht, braut Jordi auch saisonale Biere und welche für besondere Anlässe. Im Herbst gibt es zum Beispiel ein Kürbis-Bier oder für ein erotisches Literaturfestival eine Cervesa Erotica. Die richtige Rezeptur für das erotische Bier zu finden war scheinbar besonders aufwendig. Nach einigen Experimenten mit diversen Gewürzen gelang es Jordi schließlich, ein knallrotes Bier zu zaubern.

Ich muss zugeben, dass ich sehr skeptisch bin, als ich das rote Bier probieren soll. Doch schon beim ersten Schluck bin ich positiv überrascht. Es ist wirklich lecker. Die Cervesa Erotica ist mein absoluter Favorit bei dieser Verkostung. Natürlich will ich jetzt auch wissen, was da nun drin ist. Ich hätte eigentlich selbst drauf kommen können: die rote Farbe stammt von Rote Beete! Geschmeckt habe ich das allerdings überhaupt nicht.

Jordi setzt auf regionale und natürliche Produkte. Eigentlich würde er gern alle Zutaten aus der Region beziehen und viel mehr regionale Produkte verwenden, aber mit dem Malz und dem Hopfen ist das so eine Sache. Die Brauereien in den Pyrenäen sind zu klein und haben zu wenig Bedarf, selbst wenn sie sich zusammentun. Das Malz muss ja geröstet werden und dazu braucht man nicht nur gewisse Mengen, sondern auch ein ganz spezielles Fachwissen. „Langfristig wäre es natürlich schön, wenn wir alle zusammen eine eigene Malzrösterei einrichten könnten“, wünscht sich Jordi. Da drücke ich die Daumen!

Bier zum erotischen Literaturfestival Minera
Cervesa Minera Bier aus den Bergen

Infos zum Bier aus den Bergen:

Cervesa Minera Artesana
Pol. Ind. Cal Gat 15
17860 Sant Joan de les Abadesses
Website: www.minera.cat

An den Wochenenden macht Jordis Kollege (nach Voranmeldung) Führungen durch die alte Minen von Ogassa. Leider ist heute aber Mittwoch, da habe ich Pech gehabt.

mine Cervesa Minera Bier aus den Bergen

Mittagessen:

Restaurant La Barricona
Carretera von Ripoll nach Sant Joan de les Abadesses, Km 3,6
Ripoll
Website www.labarricona.cat

Zum Mittagessen fahre ich in ein Restaurant am Straßenrand auf dem Weg nach Ripoll. Dort entdecke ich gleich noch ein selbstgebrautes Bier, „La Calavera“, der Totenschädel, heißt es. Der Name gefällt mir, obwohl es eher nach Piratenbier, als nach Pyrenäen klingt. Ich bestelle mir alsoso ein Calavera, frisch gezapft, zu meinem Empedrat, einen Kichererbsen-Salat. Doch mal ganz ehrlich, das erotische Minera hat mir sehr viel besser geschmeckt. Der Name allein ist eben auch nicht alles.

Barricona Restaurant F

 Freibeuter reisen

Empedrat

Vielen Dank an Vikki und Dúnia vom Patronat de Turisme Costa Brava- Pirineu, die mir bei der Organisation dieser kleinen Reise in die Berge geholfen haben!