Dieses Mal fange ich wohl bessser von hinten an, von meiner Reise zu berichten. Belfast ist nämlich eindeutig viel schöner als ich gedacht hatte. Vielleicht lag das auch an dem wunderbaren Sonnenschein, der mich hier empfangen hat :-). Irgendwie ist Belfast eine Stadt, die ich nie so richtig als Reiseziel auf dem Zettel hatte. „Belfast“ klang für mich bisher nach Nordirland – Konflikt und allem was dazu gehört.
Auf welcher Seite des politischen, regionalen oder religösen Spektrums ein Nordire steht, können die Einheimischen mühelos unterscheiden. Ob jemand Unionist oder Nationalist, ob er Protestant oder Katholik ist, hört man hier am Akzent (einem ausgesprochenen oder nicht ausgeprochenen H). Man sieht es angeblich schon daran, ob jemand das Taxi drinnen oder erst beim Aussteigen bezahlt, … und an Tausend anderen Kleinigkeiten, die einem als Tourist leider unverständlich bleiben. Es ist wie eine Geheimsprache der Einheimischen.
Definitiv ist Belfast derzeit eine ruhige Stadt, ohne Bomben und gewalttätige Auseinandersetzungen. Es herrscht Frieden, die Leute feiern und wollen trotz hoher Arbeitslosigkeit und Armut ihren Spaß haben. Und den haben sie auch. Straßenmusiker beschallen mit seelenvoller Musik die Stadt, in den Pubs trinken alte und junge Leute ihr Guinness und alle sind wahnsinnig herzlich, nett und wirken manchmal geradezu unschuldig.
Nordirland und Belfast sind vom Tourismus noch nicht verschluckt. Hier gibt es noch viel Authentisches. „Sehenswürdigkeiten“ wie in Dublin hat man hier oben zwar sehr wenig, höchstens die „Titanic Experience“ – ein Titanic Museum allerdings ohne Titanic, weil die liegt ja auf dem Meeresgrund, und ein ehemaliges Gefängnis, das Crumlin Road Goal. Ansonsten begeistert das Land eher durch seine Landschaften und eben die Menschen selbst.
Auffallend schrill, und auch bei Minustemperaturen nur leicht bekleidet, kichern und giggeln die Mädchen vor und in den Pubs. Eines der schönsten Pubs, nicht nur in Belfast, sondern überhaupt, ist das Crown, mitten im Zentrum der Hauptstadt, gegenüber dem Hotel Europa gelegen.
Das „Crown “ ist das einzige Pub, das als Nationales Kulturerbe eingestuft wurde (gehört dem National Trust)! 1876 gebaut, hieß es ursprünglich“Railway Tavern“ und galt als feine Adresse und „Gin Palace“ seiner Zeit. Neben dem Tresen und den Bartischen gibt es kleine Nischen mit Türen, in die man sich zurückziehen kann, wenn man beim Biertrinken seine Ruhe haben möchte.
Die Holztäfelungen an der Decke waren übrigens eigentlich für die Britannic, das Schwesterschiff der Titanic bestimmt, aber sind dann irgendwie hier im Pub hängen geblieben.
Die schönen Glas- und Handwerksarbeiten wurden von italienischen Handwerkern ausgeführt, die nach Belfast gekommen waren, um beim Bau diverser Kirchen mitzuarbeiten.
Das Hotel Europa, gegenüber des Crown, ist auch eine Art Sehenswürdigkeit. Während der Troubles in den 70er Jahren erlitt dieses Hotel, in dem damals die internationale Presse untergebracht war, insgesamt 28 Bombenanschläge! Das Europa hält also eine Art traurigen Rekord als Europas meistbebombtes Hotel.
1993 wurde es bei einem Anschlag so sehr zerstört, dass es für einen Appel und‘ n Ei verkauft, wegen Renovierungsarbeiten geschlossen und komplett neu renoviert werden musste. Das wiedereröffnete Hotel strahlt nun in altem Glanz und neuer Schönheit. Die Clintons haben hier in den 90ern übernachtet – und ich jetzt auch.
Zeit – Artikel zum Thema: „Belfast„. Und was ich sonst noch in Belfast erlebt habe erzähl ich Euch auch bald. Nur soviel: mich hat die Stadt begeistert. Ich fand sie bei meinen Mini Aufenthalt spannender als Dublin.
Oh das ist ja total interessant! Ehrlich gesagt wäre ich auch nie auf die Idee gekommen, Belfast zu besuchen. Da ich Irland aber eh (bald) mal kennen lernen möchte, würde ich nun echt über einen Abstecher nachdenken. LG Martina
Das solltest Du unbedingt machen! Belfast ist auch total easy zu erreichen – Busse fahren alle halbe Stunde zwischen Belfast und Dublin, die Fahrt dauert nur 2 Stunden. Das lohnt sich echt!
Ganz meine Rede: Belfast ist viel spannender als Dublin!
Vielleicht liegt es ja auch an der Troubles-Vergangenheit? Obwohl ich auch in einer Mauer-Stadt lebe, fand ich diese ganzen Konflikt-Sachen, die geteilte Stadt und die Peaceline wahnsinnig interessant. In Berlin interessiert’s mich kaum noch… wie komisch man doch als Touri ist 😀
LG Claudi
Ja, oder? Bin total Deiner Meinung!! Ich muss auf alle Fälle nochmal dahin!
lg
Nicole