Die Dielenbretter knarren unter meinen Füßen. Ich höre das Wasser gegen die Wände plätschern. Ab und zu schaukelt es ein wenig. Das liegt daran, dass ich auf dem Wasser schlafe. Mein Hotel in Stockholm ist ein Boot. Mein Zimmer ist eine Kajüte und statt eines Fensters habe ich ein Bullauge. Das soll ich aber nicht offen lassen, weil sonst das Zimmer voll Wasser laufen könnte. Und das will ich ja nicht. Aber die Aussicht ist doch echt fantastisch, oder?

Hotel-Stockholm-Kabine

Bullauge Hotel boot

Mein vorübergehendes Zuhause ist voll gemütlich. Das ist besonders in Stockholm echt wichtig. Jedenfalls im Winter. Draußen ist es nämlich pupsekalt und es wird auch schon um drei Uhr dunkel. Ich weiß, das habe ich schon ein paar Mal gesagt, aber es ist ja auch so. Zum Fotografieren muss ich den Vormittag und die Mittagszeit ausnutzen. Da auch Läden, Cafés und Museen relativ früh schließen, weiß ich schon um sieben Uhr abends eigentlich nicht mehr viel, was ich draußen noch machen kann. Die Schweden gehen zu sich nach Hause nehme ich an. Soziale Kontakte auf den Plätzen und Straßen zu pflegen, wie das in Barcelona so üblich ist, wäre hier wohl ein Ding der Unmöglichkeit. Außer man ist ein Eisbär.

Jedenfalls bin ich noch nirgends so früh ins Bett gegangen wie in Schweden. Die nachmittägliche Dunkelzeit nutze ich zum Checken der Mails und Notizen machen, aber auch wenn alles erledigt ist, bin ich schon um halb neun im Bett. Am ersten Abend habe ich in der Bar auf meinem Hotelboot noch ein Bierchen mit einem Freund getrunken, da war es dann schon immerhin zehn.

Gestern  habe ich in einer Art Pizzeria 55 Kronen für einen “small dish” gezahlt. Auf der Karte stand „drei Kroketten mit Rote Beete und Polenta“. Als „tapas“ dachte ich, sei das ok. Serviert wurden mir drei mandelgroße Kügelchen die, mit jeweils einer hauchdünnen Scheibe Polenta voneinander getrennt, auf einem Klecks Rote Beete Creme lagen. Entschuldigung, aber ich musste laut lachen, als mir die Kellnerin das hingestellt hat. So eine kleine Vorspeise hatte ich dann doch nicht erwartet. Das Lokal war echt gemütlich und die Kellner alle sehr nett, aber es war halt ein sehr “übersichtliches” Abendessen. Da alles andere auf der Karte wesentlich teurer war (die einfachste Suppe kostete schon 15 Euro) habe ich mich dann an dem Brot satt gesessen, das uns auf den Tisch gestellt wurde. Das war dafür auch richtig lecker!

Hotel boot Stockholm Mälardrottningen

Aber noch mal zurück zu meinem Boot. Die Geschichte des Hotels wird in einer kleinen Broschüre, die in meinem Zimmer auf dem Schreibtisch liegt, ganz ausführlich geschildert. Weil ich das so schön kitschig mondän finde, muss ich das noch ganz kurz erzählen:

Mälardrottningen Hotel Stockholm

In den 30er Jahren schenkte der amerikanische Millionär Frank Hutton seinem Töchterchen Barbara zum 18ten oder 19ten Geburtstag ein schickes Boot, die “Vanadis”. Barbara Hutton erbte relativ früh das Vermögen ihres Vaters. Sie muss wohl so was wie die Paris Hilton der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts gewesen sein, verkehrte nur mit Millionären, Prinzen und Schauspielern und heiratete mal hier mal dort, unter anderem auch Cary Grant. Das Boot war ihr wohl aber schnell langweilig und sie verkaufte es für nur ein Pfund an die Royal Navy. Während des Zweiten Weltkriegs war das Schiff dann eine kurze Zeit in Panama vor Anker. Dann kam es irgendwie nach Norwegen, und in den fünfziger Jahren verkehrte es als Passagierschiff zwischen Stockholm und Finnland. Seit Anfang der achtziger Jahre liegt es in Stockholm und ist ein Hotel.

Frühstück Boot Stockholm

Mein Frühstücksplatz – mit Blick auf Stockholm

Aussicht beim Frühstück Mälardrottningen Hotel Stockholm

Frühstück ist hier auf dem Boot immer inklusive. Ich fand es ganz ok, so das Übliche: verschiedene Brote und Müslis. Frisches Obst gab es leider nur in ganzen Stücken, zum selber schälen. Der Kaffee war aber gut!

Praktischerweise liegt die Mälardrottningen nur zwei Minuten Fußweg von der Metrostation Gamla Stan entfernt. Es gibt da so einen Durchgang, unter den Schienen hindurch, der direkt zum Riddarholmen führt. In dem Durchgang ist auch noch ein kleiner Supermarkt! Das ist besonders praktisch, weil die dort leckere, frische Brötchen haben.

Bezahlt habe ich 189 Euro für drei Nächte in einer Einzelkajüte – mit eigenem Bad. Die Unterkünfte in Schweden sind nicht unbedingt billig. Sogar Hostels und Apartments liegen in Stockholm bei 60-80 Euro für eine Nacht. Da habe ich mir mal den Luxus einfach mal gegönnt, und es auch nicht bereut! 🙂

Mälardrottningen Hotel
Riddarholmen
111 28 STOCKHOLM
Website: http://www.malardrottningen.se/

Bad Hotel boot Mälardrottningen