An der Schwarzmeerküste in Bulgarien gibt es einen kleinen, verwunschenen Garten. Angelegt wurde er von der rumänischen Königin, einfach nur weil sie die Natur hier so wunderschön fand.
Baltschik gehörte gegen Anfang des letzten Jahrhunderts noch zu Rumänien, daher konnte Königin Maria sich hier an der Küste, im heutigen Bulgarien, damals einen kleinen, privaten Palast errichten: das „stille Nest“. Rustikal und einfach sollte es sein. Und das ist es auch, wenn man an so manche andere, pompöse Schlösser denkt. Überhaupt finde ich das, was Maria, die uns durch den Botanischen Garten führt, über Queen Mary erzählt, ganz spannend:
Die rumänische Monarchin wurde als eine Hohenzollern-Prinzessin in Gotha geboren. Als Enkelin der englischen Queen Victoria ist sie ursprünglich anglikanisch getauft worden. Die genauen Familienverhältnisse der gesamten europäischen Könige habe ich natürlich nicht alle behalten. Sehr verwickelt, wer da immer wen heiratet. Auf alle Fälle nahm Maria den christlich-orthodoxen Glauben an, als sie den rumänischen Thron bestieg.
Irgendwann später kam sie dann noch in Kontakt mit einer ursprünglich persischen Religion, Bahaitum*, die davon ausgeht, das alle monotheistischen Religionen im Grunde eins seien. Die Bahai glauben an die Einheit der Religionen und das Zusammenwachsen der Menschheit zu einer geeinten Gesellschaft. Soziale Verantwortung, Engagement, Gewaltlosigkeit, Toleranz und aktive Mitgestaltung der Umwelt werden ausdrücklich gefördert.
Soweit jedenfalls theoretisch. Queen Mary war dermaßen von dieser Idee begeistert, dass sie ihren kleinen verwunschenen Garten mit einem bunten Mix aus Pflanzen und Skulpturen ganz unterschiedlicher Kulturen gestalten ließ. Bestimmt nicht so einfach, sich Anfang des letzten Jahrhunderts mit solchen eher unkonventionellen Gedanken an den Königshöfen Europas durchzusetzen. Eine interessante Frau, auch wenn man sonst nicht religiös ist.
(*Soviel ich weiß. Ich erhebe hier keinen Anspruch auf eine vollständige Definition.)
Während ich so durch die labyrinthartige Anlage streife, plätschert immer irgendwo Wasser. Ich liebe das. Es wirkt nicht nur beruhigend, sondern ist auch echt erfrischend, wenn es so warm ist wie heute. Überall gibt es kleine Bäche, Quellen, Kanäle, Wasserbecken und sogar eine alte Wassermühle. Versteckt zwischen Bäumen oder Hecken stehen orthodoxe Kreuze, es gibt einen schönen Rosengarten direkt am Meer und eine große Kakteensammlung, diverse Treppen und Terrassen weiter oben (Auch wenn der Garten natürlich ganz anders ist, aber diese labyrinthartige Mischung aus Wildnis und angelegtem Park erinnert mich ein klein wenig an die Quinta da Regaleira in Sintra). Die Kakteen hier werden im Winter übrigens alle (!) ins Gewächshaus gebracht, weil diese hitzegewohnten Pflanzen die kalten Monate in Bulgarien sonst gar nicht überleben könnten, erklärt Maria. Das muss ja eine mörderische Arbeit sein, die ganze Sammlung jedes Jahr wieder aus- und einzugraben!
Direkt an der Küste erhebt sich schließlich die Sommerresidenz der Königin. Ganz im Stil ihres Glaubens an Toleranz und Harmonie der Religionen, hat Maria ihren Palast sogar mit einem Deko- Minarett versehen lassen. Auch in ihrem Schlafzimmer hatte sie ein arabisches Hammam, statt eines europäischen Badezimmers. Ein Klo brauchte sie aber scheinbar nicht. Ich habe jedenfalls keins gesehen.
Hinter dem Sommerpalast gab es früher noch einen etwas abgelegenen Rauchersalon. Irgendwann muss der bei einer Detonation an der nahen Küste aber in die Luft geflogen sein. In der Ruine des Rauchersalons soll es danach gespukt habe – das besagt jedenfalls ein Schild neben dem Palast. Ich suche und suche, aber die Ruine gibt es heute nicht mehr. Vor ein paar Jahren hat man an dieser Stelle ein neues Hotel gebaut – ob es jetzt dort spukt?? 😉
Hier in der Nähe muss der Rauchersalon gestanden haben…
Ach ja, und wenn Du durch den Garten schlenderst, kannst Du sogar noch eine Weinprobe machen! In dem kleinen Queen’s Winery House habe ich ein paar sehr leckere und total ausgefallene Weine probiert: zum Beispiel Melonenwein, Mandelwein, Kürbis Brandy … Sehr lecker! Man muss nur aufpassen, dass man nicht zu viel probiert! 🙂
Ein paar nützliche Infos findest Du hier:
Queen’s wine house
Baltschik – Bulgarien
Keine Ahnung was hier steht, aber sieht gut aus, finde ich *
Das Sommerschlößchen der Königin Maria
*Alex hat mir per Mail die Übersetzung des Textes auf dem Schild verraten: „Reinheit halten!“ und „Bitte nicht auf die Mauer treten!“ Danke dafür Alex!!!
Hinweis: Vielen Dank an Bulgaria travel für die Einladung zu dieser Reise #erlebeBulgarien – Meine Meinung ist wie immer ausschließlich meine eigene.
Sieht sehr ruhig und gemütlich aus. Wie war es denn nach der Melonen-Wein-Probe 😉
liebe Grüsse,
Simon
War sehr gemütlich! Bei der Weinprobe hab ich noch gerade rechtzeitig aufgehört! Alles sehr lecker, aber auch sehr süß!!! Nach spätestens 5 dieser lustigen Weinchen setzt so ein Dauergrinsen ein… 🙂
Sag mal, du bist momentan nur noch unterwegs? Wahnsinn, bin langsam neidisch. 😉 Liebe Grüße
Haha 🙂 Hallo Andrea, es hat sich in letzter Zeit nur ein wenig gehäuft. Jetzt ist aber erst mal Ruhe! Ich muss meine ganzen Reiseberichte ja auch noch zu Papier bringen 🙂