Xicu ist ein Original. Ein sehr liebenswerter Herr von sagen wir mal 76 Jahren, der mir Pfeife rauchend mit einem Gehstock entgegenkommt. Sein Atelier liegt inmitten des Skulpturenwaldes, Wald wohlgemerkt, nicht Park, darauf legt Xicu großen Wert. Tagtäglich arbeitet er hier an seinen Statuen und Installationen. Klein und groß, immer geht es um Volumen. Xicu hat sich mit Can Ginebreda einen Traum verwirklicht. Schon als Kind habe er den Wald geliebt, das erzählt er in einem kleinen Film. Ein sehr nett gemachtes Video-Theaterstück, in dem Xicu als orientalischer Geist auf einem Teppich durch eine Vitrine fliegt und seine Werke erklärt.

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Ganz offenbar haben schon den jungen Xicu die rundlichen Fruchtbarkeitsfiguren der Steinzeit inspiriert. Die üppigen Kurven der in Stein gehauenen Göttinnen begleiten sein Werk bis heute.

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Gemeinsam machen wir uns auf einen kleinen Spaziergang durch seinen Wald. Begleitet werden wir von einer Katze und Xicus dreibeinigem Hund. Jedenfalls zu Beginn. Dann verlieren unsere Begleiter das Interesse und verschwinden irgendwo in der weitläufigen Anlage. Bald schon kommen wir zu den ersten Kunstwerken. Da geht es um politische und soziale Themen wie die Maginot-Linie, Tschernobyl oder die Freiheit, aber vor allen Dingen geht es um runde Körperformen.

Bunker can ginebreda xicu cabanyes

tschernobyl can ginebreda xicu cabanyes

Frau Can Ginebreda

Der „große Baldachin“ besteht aus über fünfzig Köpfen von Persönlichkeiten, die den Lauf der Geschichte verändert haben, zum Guten oder zum Bösen. Mutter Teresa hängt dort neben Mahatma Gandhi, Stalin, Albert Einstein, Kolumbus, Pep Guardiola, Napoleon oder Bin Laden. Die alten Schuhe, die Xicu an die Pfeiler des Baldachins genagelt hat, sollen den Lauf der Zeit symbolisieren.

Auch Lilith, die laut der Geschichten aus dem Alten Testament noch vor Eva mit Adam liiert gewesen sein soll, hat er hier verewigt. Ich muss nachfragen, denn ich habe bisher noch nie von ihr gehört. Und so erklärt Xicu mir, dass Adams erste Frau von vielen Künstlern als sinnliche, selbstbewusste Verführerin dargestellt wird. Eine Frau, die sich dem Manne nicht unterordnen wollte und den Garten Eden von sich aus verlassen hat. Damit Adam nicht allein sei, musste Gott daraufhin eine neue Frau aus der Rippe des Mannes basteln, Eva. Der Rest der Geschichte ist ja bekannt.

baldachin can ginebreda

der große Badachin can ginebreda xicu cabanyes

Xicu provoziert gern. Er bricht alle Tabus und kennt keine Scheu. Popos, Penisse, Vaginas und Busen aller Formen und Größen dominieren seinen Wald. Die Außenwände seines Ateliers sind mit Popos gepflastert. Skurrile Figuren mit übergroßen Geschlechtsteilen schwanken zwischen grotesk und obszön. Für seine Ausstellung „der geheimnisvollen Schönheit der Cunnus“ hat er Besucherinnen gebeten, ihm Modell zu stehen. Zu der festlichen Ausstellung hat er dann in einem Beet aus Sand ein Meer an Orchideen aufgestellt, zwischen denen er die Gipsabdrücke der Vaginas platzierte. Xicu geht es nicht darum, schöne, gefällige Entwürfe zu liefern, sondern um seinen Ausdruck des echten Lebens.

Popos Can Ginebreda
 Can Ginebreda Frau ohne Seele
 Can Ginebreda geburt einer birke
Liebespaar Can Ginebreda

An die tausend kleine und große Kunstwerke zieren Can Ginebreda. Da gibt es den Priapus, die desorientierte Frau, das Pärchen im Schuh, die Geburt einer Birke oder die Medusa, der statt Schlangen männliche Glieder auf dem Kopf wachsen. Die Skulpturen zwischen Wacholderbüschen, Eichen und Stechpalmen sind sein Lebenswerk. Immer wieder geht es um Geburt und Tod, um Liebe und Erotik. In seinem „Denkmal an das Bett“ hat Xicu die Eckpfosten der überdimensionalen Schlafstätte mit Symbolen versehen. Jede Figur steht für eine der vier Aktivitäten, die im Bett stattfinden: Geburt, Schlaf, Sex und Tod.

das bett can ginebreda

Denkmal an das Bett Can Ginebreda
monument al llit Can Ginebreda

Xicu stammt aus einer einfachen Arbeiterfamilie. Der Naturbursche ist ein offenes Buch. Er sagt, was er denkt und ist dabei ein lieber Kerl. Sein Blick auf den menschlichen Körper ist voller Bewunderung. Durch seine Skulpturen zeigt er uns, wie er die Natur sieht, wie er die Schönheit der Frau oder die Absurdität der Welt wahrnimmt. Ein genügsamer Mensch, der keine Berührungsängste hat. Bescheiden macht er seine Arbeit und lässt sich von niemandem reinreden. Egal ob das Fernsehen kommt oder eine Gruppe Omas aus der Nachbarschaft. Wobei Letztere ihm wesentlich mehr Respekt einzuflößen scheinen, als die Leute, die eine Reportage über ihn machen wollen. Doch sogar die älteren Damen haben sein Werk gelobt und waren zu Xicus Erstaunen ganz begeistert von seiner Hommage der Cunnus.

 Can Ginebreda
 Can Ginebreda
 Can Ginebreda

Infos zum Bosc de Can Ginebreda

Bosc de Can Ginebreda – Museu d’escultures eròtiques
Carrerta de Mieres, km 25.5
17834 Porqueres / Banyoles
(Pla de l’Estany)
Website www.canginebreda.cat

 Can Ginebreda

Ungefähr sechs Kilometer vor den Toren von Banyoles, an der Straße, die von Santa Pau nach Olot führt, liegt Can Ginebreda. Der Eintritt in den Wald kostet vier Euro, die man in passenden Münzen am Eingangstor einwerfen muss. Wer kein Kleingeld dabei hat, kann Scheine in einer Maschine an der Pforte wechseln. Außer Xicus eigenen Figuren gibt es jede Menge Werke befreundeter Künstler vor den Toren des kleinen Wäldchens zu bewundern.

kleines virtuelles theater can ginebreda

Xicu freut sich über Besuch in seiner Werkstatt. Die Tür steht immer offen. Gern zeigt und erklärt er seine Schöpfungen auch persönlich. In dem Atelier ist neben diversen kleineren Skulpturen auch das „virtuelle Theater“ zu sehen.

 Can Ginebreda