Direkt neben einem großen Supermarkt am Rande des Industriegebiets liegt eine alte Mühle. Ein wunderschönes altes Haus aus Stein mit großen Fenstern. Eigentlich wurde hier früher einmal Eisen geschmiedet.

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1685 richtete die Stadt hier eine große Schmiede ein. Die dicken Schmiedehammer und die Brennöfen sind zwar längst verlassen und verfallen, aber man kann noch gut erkennen, wie es einst ausgesehen hat. Der Lärm und die Hitze müssen unerträglich gewesen sein. Die armen Schmiede, die unter diesen Bedingungen arbeiteten, waren alle taub. Das erzählt jedenfalls Mamen, die mich durch die Mühle führt. Das Eisenschmieden war ein harter Job. Nicht nur dreckig und heiß, sondern auch echt gefährlich. Eine „Hölle auf Erden“.

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alte schmiede farga banyoles moli de la farga muehleRohling für eine Schale

kupferkessel alte schmiede farga banyoles moli de la farga muehlein der Schmiede verarbeitete man Kupfer zu Kesseln 

Die Mönche eines nahe gelegenen Klosters hatten im Mittelalter damit begonnen, das Wasser aus dem See von Banyoles durch die kleine Stadt zu leiten. Die Handwerker, die auf das Wasser angewiesen waren, siedelten sich entlang dieser Kanäle an. Aber nicht nur die Schmiede brauchten die Kraft des Wassers, um damit den schweren Hammer zu bewegen. Auch Färber oder Gerber liessen sich nahe dem Wasser nieder. Streng getrennt von der „schmutzigen“ Schmiede kam gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts der vordere Teile der Mühle dazu. In dem Anbau der Papiermühle wurden dann „blütenweiße“ Blätter geschöpft. Eine ganze Weile arbeiteten diese so unterschiedlichen Betriebe direkt nebeneinander.

Wie die Schmiede brauchten auch die Papiermacher das Wasser des Kanals und nutzten die leichte Neigung der Hanglage, um die nötige Energie aus der Wassermühle ziehen zu können. Vor der Mühle direkt neben dem Kanal sind noch die Reste einer Apparatur zu sehen, in der alle Arten von alten Lumpen und Textilien eingeweicht wurden, um daraus Papier herzustellen.

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papierschöpfen

Heute schöpfen Jordi und Diego Papier, natürlich von Hand. In wasserdichten Regenhosen sehen sie aus, als gingen sie zum Angeln. Das Papierschöpfen scheint eine feuchte Angelegenheit zu sein. Ihr Grundmaterial ist Baumwolle. Die wird solange eingeweicht, bis eine flockig matschige Masse entsteht. Dann müssen die beiden eine Art Rahmen in die Bottiche mit der eingeweichten Zellulosefaser tauchen und durch leichtes Rütteln die Masse möglichst gleichmäßig verteilen. Es sieht so einfach aus, aber ist wesentlich schwieriger, als es den Anschein hat. Man braucht schon ein paar Jahre Erfahrung, damit die Masse in zwei bis drei Handgriffen gleich die richtige Dicke hat. Dann müssen Jordi und Diego nur noch kurz das Wasser aus dem Rahmen pressen und schon ist das Blatt fertig. Jetzt muss es nur noch trocknen.

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In der oberen Etage der alten Papiermühle fallen die vielen Fenster auf. Der Grundriss des Gebäudes ist quadratisch und zu allen Seiten fällt durch große Fenster viel Licht in den Raum. Durch diese gute Belüftung von allen Seiten wollte man eine gleichmäßige Trocknung der Blätter sicherstellen. Mit Wäscheklammer befestigt hängt in einer Ecke noch eine ganze Ladung großer, weißer Blätter. So unschuldig rein und sauber sehen sie fast zu schön aus, um darauf zu schreiben.

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Mamen zeigt mir die verschiedenen Arten Papier, die sie hier herstellen. Es gibt Papier aus alten Textilien wie Jeans, Papier aus Jute oder aus einer natürlichen beige-braunen Baumwolle. Die kaufen sie fair trade direkt bei Baumwollbauern in Brasilien. Da das natürliche Material wesentlich aufwendiger zu bearbeiten ist, ist das Endprodukt natürlich entsprechend teurer. Im Augenblick produzieren sie hier in der Mühle viele Papiere mit Pflanzensamen, die sie in den Zellstoff einarbeiten. Solange das Papier trocken ist, kann man es ganz normal zum Schreiben oder Malen benutzen. Erst wenn man es ins Wasser legt, sprießen auf einmal Tomatensträucher, Kamille, Rucola oder andere Grünpflanzen.

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Infos zur Papierherstellung in der Mühle :

Hast Du gewusst, dass man Papier nicht nur aus Holz, sondern auch aus Baumwolle herstellt? Die Baumwollfasern können entweder direkt aus den Samen der Pflanze oder aus alten Textilien gewonnen werden! Durch die Struktur der Baumwollfasern ist der daraus hergestellte Zellstoff wesentlich stärker und haltbarer als der aus Holz. Deswegen nutzen Künstler auch das hochwertigere Baumwollpapier, denn die wollen ja schließlich, dass ihre Werke möglichst lange halten.

Sastres Paperers – Molí de la Farga
Carrer Concòrdia Aigües de l’Estany, 1
17820 Banyoles
Bevor die „Maßschneider für Papier“ (das bedeutet sastres paperers auf Deutsch) einzogen, wurde hier schon jahrzehntelang Papier für so bekannte katalanische Künstler wie Antoni Tàpies oder Jaume Plensa produziert. Mehr zur Geschichte der Papiermühle auf der Website.

Heute werden in der alten Mühle viele Aktivitäten organisiert, besonders für Familien mit Kindern. Nach vorheriger Anmeldung kannst Du Dich durch die Mühle führen und Dir alles erklären lassen, oder Du kannst selbst aktiv werden und Dein eigenes Papier schöpfen. Wenn Du ohne Kinder unterwegs bist, kannst Du Dich auch zu einem der Workshops für Erwachsene anmelden. Die dauern in der Regel dann schon einen halben Tag. Dabei geht es vor allem darum, was Du mit dem schönen Papier alles machen kannst: Malen, Schreiben, Drucken. Die Infos dazu gibt es auch auf Englisch: www.sastrespaperers.com .

Dieser Artikel entstand bei einem Mini-Blogtrip durch die Region Pla de l’Estany.