Vom Hafen mit seinen schicken Segelbooten führen die Ramblas bis zur Plaça Catalunya, dem Herzen der Stadt. Während Barcelona dem Meer im Mittelalter noch den Rücken zugewandt hatte und die Einwohner der Stadt das blaue Mittelmeer eher als Müllhalde nutzten, entdeckte man erst spät die Schönheit einer Stadt am Wasser.

An der Küste lagen früher ein paar alte Fischerboote im Sand, heute tummeln sich an den Stränden der Barceloneta Einheimische wie Touristen in der Sonne.

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Am Anfang der Ramblas, hoch über dem Hafen, wacht in einsamer Höhe Kolumbus über die Stadt. Seit der Weltausstellung 1888 steht er hier mit erhobenem Arm und weist aufs Meer hinaus. Allerdings zeigt der Entdecker Amerikas nach Osten, nicht nach Westen, wie man vermuten könnte. Würde er nach Amerika zeigen wollen, müsste sein ausgestreckter Finger vom Meer weg, in die Stadt hinein zeigen – was vielleicht verwirrend sein könnte. Die Verantwortlichen damals entschieden sich also dafür, den großen Entdecker in die Richtung zeigen zu lassen, in der Indien liegt, denn schließlich suchte er ja einen Seeweg dorthin.

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Bis ins achtzehnte Jahrhundert wurde Barcelona von zwei Stadtmauern eingezwängt: Die 1295 von Pere el Gran errichtete Mauer führte fast vierhundert Jahre an den Ramblas entlang, das heutige Raval-Viertel lag damals noch vor den Toren der Stadt. Dort befanden sich Klöster, Gärten und kleine Ländereien, die die Barcelona mit Lebensmitteln versorgten. Um bei einer Belagerung nicht von der Versorgung abgeschnitten zu werden, erweiterte Pere III. el Ceremoniós, im Jahre 1368 die Stadtmauer, sodass diese Gärten und Ländereien nun zum ummauerten Stadtgebiet gehörten. Trotz dieser umfangreichen neuen Erweiterung blieb die ältere Mauer entlang der Rambla jedoch weiterhin bestehen.

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Im frühen Mittelalter fand das Markttreiben vor den Toren Barcelonas statt, dort wo heute die Ramblas entlangführen. Viele Jahrhunderte lang bauten die Händler ihre Stände an der inneren Mauer auf.

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Erst als im achtzehnten Jahrhundert die mittelalterlichen Stadtmauern eingerissen wurden, entstand entlang der alten Eingrenzung eine Flaniermeile für die Reichen und Adeligen. Der Gehweg in der Mitte der Allee wurde sogar etwas höher gelegt, Bäume gepflanzt und die wohlhabendenen Bürger konnten sich mit Stroh gepolsterte Stühle mieten, um gemütlich dem Treiben auf den Ramblas zuzusehen.

Im neunzehnten Jahrhundert wurden viele der kleinen Klöster in der Altstadt abgerissen. Größere Plätze und dringend benötigte Markthallen sollten errichtet werden. Das enge, dunkle Gassengewirr Barcelonas brauchte Licht und Luft, schon aus hygienischen Gründen. Aus dieser Zeit stammen zum Beispiel die Plaça Reial, die dann aber auch der einzige große Platz in der Altstadt blieb, das neue Opernhaus Teatre del Liceu und der Mercat de la Boqueria.

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Die einzelnen Abschnitte der Ramblas:

Rambla de Santa Mònica

Der erste Abschnitt der Ramblas beginnt am Hafen, beim Kolumbus-Denkmal. Auf der dem Meer zugewandten Rambla Santa Mònica, begann einst die Umstrukturierung des alten Wegs entlang der Stadtmauer.

Heute warten links und rechts die Straßenkünstler und Pantomime auf neugierige Kunden. Goldene Engel, gruselige Monster, Columbus-Figuren oder einfach lustige Fantasiekreationen sorgen immer wieder für kleine Menschenansammlungen. Gegenüber des alten Theaters werden sie jedoch bald von den Zeichnern und Karikaturisten abgelöst, die dort ihre Staffeleien aufgebaut haben und Passanten portraitieren.

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Rambla dels Caputxins

Der zweite Abschnitt der Ramblas ist nach einem Kapuzinerkloster benannt, das hier einst stand. Das Liceu, das legendäre Opernhaus Barcelonas, wurde auf dem Gelände eines ehemaligen Friedhofs errichtet. Direkt gegenüber liegt das Café de l’Opéra, ein schönes altes Café im Stil der Modernisten.

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haus schirme las ramblas barcelona freibeuter reisen Haus der Schirme – Casa Bruno Cuadras – Rambla Sant Josep

miro las rambals barcelonaMiró – Rambla Sant Josep „pla de l’os“

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Rambla de les Flors

Offiziell heißt dieses Stück der Ramblas Rambla de Sant Josep, wie der berühmte Markt, die Boqueria. Aber da sich in diesem Abschnitt die Stände der Blumenverkäufer befanden – ein paar davon finden sich noch heute hier – hat sich der Name Rambla de les Flors durchgesetzt.

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Der Mercat Sant Josep, die Boqueria, befindet sich auf einem etwas nach hinten versetzten Platz. Noch heute kann man die hohen ionischen Säulen deutlich erkennen, die die Begrenzung des ursprünglich freien Platzes bilden sollten. Da die Ramblas sich Mitte des neunzehnten Jahrhunderts gerade zu einer Flaniermeile der Reichen entwickelten, beschlossen die Verantwortlichen also das schmutzige Markttreiben von der Rambla zu entfernen und es an einen weniger exponierten Ort zu verlagern. Damit die reichen Bürger bei ihren Spaziergängen nicht von den Händlern gestört werden, bebaute man den durch den Abriss eines Klosters entstandenen „freien“ Platz mit einem neuen, überdachten Markt, dem Mercat Sant Josep.

Rambla dels Estudis

Bevor jeder eine Armbanduhr oder gar ein Handy bei sich hatte, konnte man die Uhrzeit oft nur am Kirchturm oder zur Not am Stand der Sonne ablesen. Auf den Ramblas dels Estudis gab es jedoch eine Stelle, an der die Einwohner die offizielle Zeit der Stadt, die Hora Oficial, ablesen konnte, die für alle gültig und bindend war.

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Im Jahr 1891 wurde die Uhr an dem Gebäude der Real Academia de Ciencias y Artes de Barcelona zur legal verbindlichen Zeit der Stadt ernannt, denn die Akademie galt als das Zentrum der Wissenschaftlichen und Intellektuellen Köpfe seiner Zeit.

Die Uhr selbst befindet sich schon seit 1886 am Gebäude des ehemaligen Kinos und heutigen Teatro Poliorama. Von der Dachterrasse des Theaters erlebte George Orwell übrigens die dramatischen Unruhen der wirren Maiereignisse während des Spanischen Bürgerkriegs, bei denen 400 Menschen starben.

Laterne Krone Las Ramblas Barcelona Freibeuter reisenLaternen auf den Ramblas: Katalanisches Wappen und Krone von Aragón

Direkt gegenüber der Església de Betlem, der einzigen barocken Kirche Barcelonas, befindet sich ein Trinkbrunnen mit einem großen Mosaikbild. Der Brunnen am Eingang des Carrer Portaferissa ist zwar nicht wirklich alt, aber er stellt typische, mittelalterliche Szenen auf den Ramblas dar.

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Die Inschrift darunter ist merkwürdigerweise in drei Teile geteilt, sodass man von links nach rechts durchlesen und die Wasserspender zwischen den Texten ignorieren muss:

La porta ferriça era una de las puertas de la segunda muralla de Barcelona, construida en el siglo XIII. La barra de hierro, una de las medidas longitudinales usadas en a ciudad – que se fijó en ella de dio nombre así como a la calle que conduce a dicha puerta desde el centro de la ciudad antigua. En la calle Puertaferrisa se construyeron a principios del siglo XVI la casa Gralla, Bello Edificio Plateresco desaparece cido al abrirse la Calle del Duque de la victoria y la Casa Pinós del Marqués de Barbarba derruida también a mediados del siglo XIX. La construcción del palacio Moya, (Hoy Comillas) en 1774, motivó el derribo de la antigua puerta.

Übersetzung: Die Porta ferriça war eines der Stadttore der zweiten* Stadtmauer Barcelonas, die im dreizehnten Jahrhundert gebaut wurde. Die Eisenstange, die in der Stadt als Längenmass verwendet wurde, gab nicht nur dem Tor sondern auch der Straße, die von hier aus ins Zentrum der Altstadt führte, ihren Namen […]

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Rambla de Canaletes

Kurz bevor die Rambla schließlich auf die Plaça Catalunya trifft, kommt man zu einem kleinen Brunnen, der dem letzten Stück der Straße ihren Namen gibt, nämlich Rambla de Canaletes. Dieser eher unscheinbar wirkende Platz ist der Treffpunkt, an dem sich nach jedem wichtigen Fußballspiel die Fans des FC Barcelona treffen und feiern.

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Vor vielen Jahren befand sich in dem Gebäude hinter der Font de Caneletes nämlich ein Kiosk, an dem auf großen Schiefertafeln mit weißer Kreide die aktuellen Sportergebnisse angezeigt wurden. Daher versammelten sich die Leute, die oft kein Geld hatten, um Zeitungen zu kaufen, hier auf der Rambla, um nachzusehen, ob ihr Verein gewonnen oder verloren hatte. Obwohl es diesen Kiosk längst nicht mehr gibt und jeder online schnell die neusten Infos parat hat, treffen sich echte Barcelona Fans nach wie vor an diesem kleinen Brunnen.

Ein kleines Schild behauptet, dass derjenige der vom Wasser des Brunnens trinke, ganz sicher nach Barcelona zurückkehre.

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Heißt es denn nun la Rambla oder Las Ramblas?

Im Grunde genommen ist beides richtig, je nachdem ob man sich auf die gesamte Straße oder einen bestimmten Abschnitt bezieht. Du musst Dir also nicht den Kopf zerbrechen.

Bis vor rund zehn Jahren fand man auf den Ramblas noch jede Menge Verkaufsstände mit Vögeln, Hamstern, Fischen oder Meerschweinchen. Über hundertfünfzig Jahre lang wurden hier kleine und manchmal auch größere Tiere verkauft. Mit der artgerechten Haltung war das allerdings oft so eine Sache. Die Tieren litten in viel zu engen Käfigen und unter den Menschenmassen. Schließlich wurden die Tierschutzbestimmungen verschärft und strenger durchgesetzt. Die Händler schlossen einer nach dem anderen ihre Verkaufsstände und wandelten sie in Kioske oder Souvenirshops um.

Meine Freundin Romina meint, dass die Rambla immer schon ein Spiegel der Gesellschaft Barcelonas gewesen sei. Wenn es der Stadt gut geht, spazieren die Leute die Straße entlang, um zu gucken und vor allem um gesehen zu werden. Das war früher nicht anders als heute. In schlechten Zeiten, wie im Spanischen Bürgerkrieg zum Beispiel, traute sich jedoch kaum jemand auf die exponierte Straße. Die Ramblas waren in dieser Zeit meist leer und verlassen, da die Einwohner ums Überleben kämpfen mussten – bei einem Bombenangriff war das Risiko hier viel zu groß, getroffen zu werden.

(*) Die erste Stadtmauer war die römische Mauer, die zweite ist die mittelalterliche Mauer entlang der Rambla aus dem dreizehnten Jarhundert und die dritte ist die mittelalterliche Erweiterung rund um das Raval-Viertel.