Die Emilia Romagna kann viel mehr als nur Lambrusco. Nichts gegen Lambrusco, aber was ist mit all den anderen guten Weinen? Wir kosten uns durch die Weine der Emilia Romagna und besuchen dafür kleine und große Weinbauern der Region.
Enoteca in Dozza
In dem kleinen Dorf Dozza mit seinen bemalten Wänden, gibt es auf dem Burgberg ein Enoteca. Hier stellen die Weinbauern der Gegend ihre Produkte vor. Dazu gehören neben Weinen auch Öl und Essig. Wir dürfen ein paar der für die Region charakteristischsten Vertreter probieren.
Die Weine der Emilia haben nämlich ganz andere Eigenschaften als die der Romagna. Das liegt zum Teil auch an ihrer Geschichte. Die Weinproduktion in der Emilia wurde eher von den nördlichen Nachbarn aus den Bergen beeinflusst. Die Weine sind hier eher leicht und frizzanti, während die mehr mediterran orientierte Romagna eher kräftige Weine hervorbringt.
Der bekannteste Wein der Emilia Romagna überhaupt ist der Lambrusco. Dieser fruchtige, manchmal leicht süßliche und perlende Rotwein kämpft gegen sein Image als Billigwein. Trotz der preisgünstigen Variationen, die man im Supermarkt findet, gibt es unter den Lambruscos nämlich auch sehr hochwertige Qualitätsweine! Die nette Sommelier-Dame erklärt uns die unterschiedlichen Weine der Region, ihre Eigenschaften und was man am besten zu jedem Wein essen kann.
Poderi delle Rocche
Nach dieser Einführung in die Weine der Emilia Romagna geht es in die Praxis: Wir besuchen einen kleinen Weinbauern, der einen Rebstock direkt am Hang unter dem Burgberg von Dozza betreibt. Ettore führt uns durch seine hübsch gelegenen Weinreben, bevor es auf den Hof geht.
Auf seinem kleinen Weingut läuft die Produktion auf vollen Touren. Ein Traktor bringt gerade frisch gelesene Trauben, die sofort weiter verarbeitet werden. Ein Gabelstapler bringt die vollen Kisten zu einer Presse. Der Traktor stiehlt den Trauben die Show, denn er ist ein echter Hingucker. Ich traue meinen Augen nicht, als ich das Fabrikat erkenne, ein echter Lamborghini! Schnell werde ich aufgeklärt. Lamborghini war nämlich ein Traktorhersteller, bevor er ins Geschäft der schnellen Flitzer einstieg (Geschichte dazu siehe Agriturismo).
Insgesamt zehn Leute sind hier auf dem Gut dabei, zu ernten, zu fahren, zu pressen, und was man eben sonst noch alles so machen muss.
Ettores Betrieb ist ein kleines Familienunternehmen in der vierten Generation. Auch sein Sohn ist schon mit eingestiegen und berät gerade einen Kunden, während sein Vater uns die Weine verkosten lässt.
Auf die Frage, ob er nur Rotwein oder auch Weißwein herstellt, antwortet Ettore: “Wir machen viel zu viel!“ Und tatsächlich ist das Sortiment ziemlich beeindruckend: Auf Poderi delle Rocche werden Weißweine, Rotweine, Schaumweine und sogar süße Weine angebaut und hergestellt. Enorm für so einen kleinen Betrieb. Die Kunden kommen aus der ganzen Gegend und kaufen den Wein direkt auf dem Hof. Es ist viel Arbeit. Richtig viel. Aber Ettore liebt seinen Beruf. „Die Weine sind meine Babys. Manchmal schlafe ich sogar nachts hier, um einen wichtigen Entwicklungsschritt nicht zu verpassen.“
Website: www.poderidellerocche.it
Poderi dal Nespoli
Mit rund zwei Millionen Flaschen pro Jahr ist Poderi dal Nespoli einer der größten Weinproduzenten der Region.
Mitten zwischen den Weinstöcken erhebt sich ein schickes Gebäude. Eine hochmoderne, aus natürlichen Materialien, gebaute Anlage mit Solarpaneels erwartet uns. Aber nicht nur die Architektur, auch die Produktion soll so ökologisch wie möglich ablaufen. Das zum Waschen verbrauchte Wasser recyceln sie hier in einer eigenen Anlage. Nur Trauben aus dem eigenen vigneto werden verarbeitet. Es wird nichts dazugekauft. Und die Lese erfolgt ausschließlich per Hand! Während der ein bis zwei Monate andauernden Vendemmia, der Weinlese, sind zwanzig Leute rund um die Uhr damit beschäftigt, die reifen Trauben zu lesen.
In den Hallen stehen riesige Tanks, alle auf Hochglanz geputzt. Hier reifen die Weine, die später nicht nur nach ganz Italien, sondern auch in England, nach Deutschland und Skandinavien verkauft werden.
Nach der Besichtigung des Betriebs gibt es eine Verkostung. In dem kleinen Laden der Anlage gibt es eine große Auswahl an Weinen zu kaufen. Ich finde einige der Etiketten besonders schön und frage nach.
Daniela Facciani, die uns schon durch die gesamte Anlage geführt an, erklärt mir, dass es zu den Etiketten eine kleine Anekdote gibt. In den 50er Jahren stattete der Chef des damals noch kleinen Familienbetriebs Nespoli der Côte d’Azur einen Besuch ab. In einer Brigitte Bardot Boutique wollte er seiner Frau etwas kaufen, bis er einen Blick auf die Preise warf. So ließ er sich von der Verkäuferin einfach eine der schönen Papiertüten der Boutique geben und nahm diese mit. Zurück zu Hause ging er zum Schlachter und holte sich dort das typische Packpapier und begann auf diesem Papier die Etiketten von Hand zu schreiben. Heute werden die Flaschen natürlich nicht mehr von Hand beschriftet, aber der Stil der Etiketten bleibt.
Website www.poderidalnespoli.com
Podere La Fontana
Podere la Fontana gehört zu Agriturismo Corte San Ruffilo, das Luca mit seiner Frau Sara betreibt.
Luca ist erst seit ein paar Jahren Weinbauer. Zusammen mit seiner Frau kümmert er sich nämlich auch noch um Gemüse, Schafe, Kühe und das Anwesen für die Gäste. Voller Energie und mit viel Leidenschaft ist er bei der Sache. Er zeigt uns, welche Trauben er anbaut und welche Weine er produziert. Dann erklärt er uns sogar, wie die Mostwaage funktioniert. Die misst nämlich die Öchslegrade, also den Zuckergehalt im Traubensaft, denn der Zucker wandelt sich später in Alkohol um. Mit diesem speziellen kleinen Apparat kann man also schon am Most sehen, wie viel Alkohol der Wein später ungefähr haben wird.
Bei Luca dürfen nicht nur die fertigen Weine kosten, sondern sogar die, die sich noch im Reifungsprozess in den großen Tanks befinden, probieren. Der gerade gestern frisch gepresste Saft der Trauben ist noch nicht fermentiert. Er schmeckt einfach nur süß. Es ist eben echter Traubensaft, noch ohne Alkohol. Köstlich.
Podere La Fontana
Rocca San Casciano (FC)
Hinweis: Der Artikel entstand im Rahmen eines Blogtrips durch diese wundervolle Region, zu der wir von APT Emilia Romagna eingeladen wurden. Die hier erzählten Erlebnisse und Eindrücke sind selbstverständlich ausschließlich meine eigenen.
Die Emilia Romagna ist wirklich eine hervorragende Weinregion. Das habe sogar ich inzwischen mitbekommen. Wein lieben gelernt habe ich ja erst vor ein paar Jahren in Sankt Jakob im Defereggental, als ich mit meinem Mann samt Schwiegereltern im Urlaub war.
Liebste Grüße, Dani
Hallo Dani, da kann ich Dir nur zustimmen 🙂
Liebe Grüße
Nicole