Bienen summen zwischen den bunten Blüten umher, als ich mich dem Parc dels olors, dem Park der Düfte, nähere. Es ist schon eine Weile her, dass ich den Insekten dabei zugesehen habe, wie sie die Blumen bestäuben. Aber hier schwirren die kleinen Tierchen fleißig von Blüte zu Blüte: Honigbienen, wunderschöne Schmetterlinge und lustige kleine Käfer.
Zuerst fällt mir der Lavendel ins Auge, der am Wegesrand seinen dezenten Duft verströmt. Schon allein durch seine Farbenpracht macht dieser Strauch mächtig Eindruck. Die uralte Heilpflanze ist nicht nur schön anzusehen und riecht sehr angenehm, sie soll auch noch gegen Entzündungen helfen und eine beruhigende Wirkung auf den Menschen haben. Das erklärt mir Pilar, die Gründerin dieses kleinen Duftparadieses.
Pilar hat sich vor vielen Jahren schon in dieses hübsche Fleckchen Erde verliebt und 2007 dann endlich einen kleinen Duftgarten angelegt. Als engagierte Naturliebhaberin und Vorreiterin im Bereich der Nachhaltigkeit, lag es irgendwann einfach auf der Hand, anderen Menschen die Schönheit der umgebenden Landschaft näherzubringen. Seither organisiert Pilar hier Aroma-Workshops, Kräuter-Kurse und erfindet immer wieder neue Erfahrungen und Erlebnisse mit den Pflanzen. Den größten Teil der angebauten Kräuter verarbeitet sie zu Tees, Tinkturen, Cremes und Lotionen. Einen Teil verkauft sie auch an lokale Hersteller biologisch-ökologischer Produkte.
In einem Körbchen liegen kleine getrocknete Sträuße der Mittelmeer-Strohblume, Ramell de Sant Ponç oder Sempreviva. Auf einem Tisch werden gerade frisch gepflückte Kräuter zu neuen Sträußen gebunden. Das sind die ramets de Sant Joan. Sant Joan ist das Johannisfest zur Sommersonnenwende, das in Katalonien traditionell mit großen Feuern und einem Bad im Meer gefeiert wird. Es gibt aber noch andere, sehr alte Traditionen. Zum Beispiel sollen bestimmte Kräuter wie Zitronenverbene, Rosmarin, Fenchel, Malve, Salbei, Rosen, Kapuzinerkresse, Lavendel oder Johanniskraut, ihre heilenden Kräfte nämlich besonders gut entfalten, wenn Du sie in der Johannisnacht pflückst!
Bei meinem Spaziergang durch die Anlage erklärt Pilar mir die Unterschiede zwischen den verschiedenen Sorten Thymian und den unterschiedlichen Salbeiarten, die es gibt. Hier wachsen sogar einige Kräuter, die ich noch gar nicht kannte, wie der Poniol (Satureja fruticosa), eine einheimische Pflanze, die besonders als Kräutertee sehr lecker und natürlich obendrein auch noch gesund ist. In einem kleinen Gehege gackern Hühner zwischen niedlichen Ziegen umher. Das ist die Bio-Kompostanlage des Gartens. Angeblich geht diese uralte Technik den pflanzlichen Abfall mit Tierdung zu vermischen, bis in die Zeit der Mauren zurück. Später wird daraus ein wertvoller Naturdünger gewonnen.
Ganz am Ende des Duftparks, hinter einem Lavendelfeld, befindet sich eine kleine Hütte. Dort ist das hauseigene Labor untergebracht, in dem das Lavendelöl hergestellt wird und ein Teil der Workshops stattfindet. Parallel zu dem großen Weg führt ein merkwürdiger Pfad dorthin, der Barfußpfad. Auf diesem unebenen „Pflaster“ kannst Du die Natur wirklich mit allen Sinnen erleben. Der Weg führt nämlich über Gras, Holz, kleine und große Steine, Stroh und Erde. Rechts und links duften die verschiedenen Kräuter und am Ende des Pfades können die Teilnehmer der Kurse auch noch ihr eigenes Parfum kreieren.
Je nach Jahreszeit bietet Pilar ganz unterschiedliche Kurse an. Sie zeigt, welche Kräuter am besten gegen Moskitostiche helfen, wie man echt leckere Mojitos ohne Alkohol zubereitet oder welche Wirkung bestimmte Kräutermischungen haben. Eine fantastische Welt der Düfte!
Infos zum Garten der Düfte
Parc dels Olors del Serrat
Carrer Salve Regina
08187 Santa Eulàlia de Ronçana (Barcelona)
Einen kleinen Online Shop und Informationen über die Kurse (unter Botiga und Activitats) findest Du auf der Website: parcdelesolors.com
Der Park liegt in der Provinz Barcelona, etwas versteckt hinter dem Dorf Santa Eulàlia de Ronçana. An den Straßen findest Du aber überall Schilder, die auf den Park hinweisen. Ganz in der Nähe befinden sich der „Gipfel der Adler“ Cim d’Aligues und das Felsenkloster Sant Miguel del Fai (das gerade restauriert wird). Die Kurse werden neben Spanisch und Katalanisch auch auf Deutsch und Englisch angeboten.
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