Wie man sich fortbewegt, prägt und bedingt die Art und Weise, wie man die Welt wahrnimmt. Oft hängen Pläne davon ab, wo und wann Stau ist, ob man irgendwo parken kann oder ob ein gewisser Ort überhaupt mit dem Auto zu erreichen ist. Besitzt man ein Auto, denkt man auch mit Auto. Man nimmt die Umgebung mittels ihrer Straßen, Kreisverkehre, Ausfahrten und Parkplätze wahr. Besitzt man keines, denkt man über die Möglichkeiten der Fortbewegung ganz anders, denn die mentale Landkarte ist anders. Schmale Gassen, Abkürzungen, Treppen, Schotterwege, Pfade, usw. tragen zum Gesamtbild der Karte im Kopf bei.
Oft habe ich mir vorgestellt, wie mein Leben wäre, wenn ich ein eigenes Auto hätte. Ob ich dann viel unabhängiger wäre. Ob ich dann dauernd irgendwo hinfahren würde. Auch alleine. In die Berge, an die Küste, dort, wo man mit Fahrrad und öffentlichen Verkehrsmitteln nicht so einfach hinkommt. Gleichzeitig bin ich aber bisher immer ohne ein eigenes Auto sehr gut überall hingekommen. Ich kann mich nicht beschweren. Mit Fahrrad, Bus und Bahn oder Mitfahrgelegenheiten habe ich es ziemlich weit geschafft. Die Bequemlichkeit eines Autos hat zwar viele Vorzüge, aber es besteht auch das Risiko, es sich zu bequem zu machen und die eigenen Beine gar nicht mehr zu nutzen.
Sicher, ohne Auto ist die Mobilität in gewisser Weise eingeschränkter. Aber mit dem Fahrrad oder einfach auf zwei Beinen kann man trotzdem viele Orte erreichen. Kein Auto zu besitzen, hat mich dazu gezwungen, kreativere Lösungen zu finden, um von einem Ort zum anderen zu gelangen, Kombinationen von Fahrrad, Bus und Bahn auszuprobieren und meinen eigenen Schweinehund zu überwinden.
Ich wage sogar zu behaupten, dass einige der schönsten Orte, an denen ich gewesen bin, gar nicht mit dem Auto erreichbar sind. Dass ich sehr viele tolle Orte nur dadurch, dass ich ohne Auto unterwegs war, entdecken konnte. So ist es zum Beispiel mit vielen meiner Lieblingsecken im Empordà, einer Region die ich ausgiebig mit Fahrrad und Bus und Bahn erkundet habe.
EMPORDÀ MIT DEM FAHRRAD
Von den vielen Vies Verdes der Pirinexus habe ich bereits vor einigen Jahren berichtet. Dieses Netzwerk an Wegen zwischen Äckern und Feldern reicht viel weiter, als nur die Rundfahrt durch die Pyrenäen. Es gibt unzählige Abzweigungen und Möglichkeiten, um hier und da einen Abstecher zu machen. Außerdem werden immer mehr hinzugefügt und weiter ausgebaut. Teil davon gehören sogar zum Eurovelo 8, der die ganze Mittelmeerküste entlang geht.
Vor einigen Jahren bin ich diese Route von Girona nach Olot gefahren. Von dort aus ging es über Camprodon und den Coll d’Arés weiter nach Frankreich, über Le Pertus und La Jonquera zurück nach Spanien. Von Peralada an die Küste, nach l’Escala und Montgrí, Palamós, Sant Feliu de Guíxols, und im Landesinneren wieder zurück nach Girona.
Im Umkreis des Naturparks Aiguamolls de l’Empordà
Von l’Escala, Sant Pere Pescador und Castelló d’Empúries kann man auf den Wegen der Pirinexus aber auch bis Figueres oder Roses kommen. Im Juli und August blühen die Sonnenblumen links und rechts des Weges, und wenn man zur Abendstunde fährt, kann man sehen, wie sich der Sonnenuntergang auf den gewässerten Reisfeldern spiegelt.
Die Strecke nach Roses führt am Informationszentrum des Naturparks Cortalet vorbei. Innerhalb des Naturreservats Aiguamolls ist es zwar nicht erlaubt, mit dem Fahrrad zu fahren, aber schieben darf man darf es.
Ein weiterer schöner Weg, den ich vor Kurzem entdeckt habe, ist der Camí de Mas Martinet. Die Strecke führt an den Küstenseiten der Campingplätze von Sant Pere Pescador vorbei und ist mit dem Auto gar nicht zu erreichen. Die Dünenlandschaft steht seit ein paar Jahren unter Naturschutz, denn die Gräser und Pflanzen, die dort wachsen, sorgen dafür, dass der Strand sich nicht zurückbildet. Der Weg endet an der Mündung des Fluvià. Von dort aus geht es am Fluss entlang bis zur Altstadt Sant Pere.
Etwas weiter nördlich, noch im Umkreis des Naturparks Aiguamolls de l’Empordà, liegt der Camí Natural de la Muga. Eine Strecke, die von der Mündung der Muga in Empuriabrava über Castello d’Empúries ins Landesinnere, bis hin nach Sant Llorenç de la Muga führt
Parc Natural del Montgrí, les Illes Medes i el Baix Ter
Eine schöne Mountainbike-Strecke ist der Camí de la Muntanya Gran im Parc Natural del Montgrí, les Illes Medes i el Baix Ter. Von l’Escala führen einige Wege in den Park hinein. Auf etwas anspruchsvollerem Gelände geht es mit vielen losen Steinen hinauf auf das Massís del Montgrí. Die Strecke ist nicht als leichter Spaziergang für Stadtfahrräder gedacht. Oben angelangt ist der Ausblick unglaublich. Danach geht es hinunter bis zum Strand von l’Estartit und von dort an ist der Anschluss zur Pirinexus über Torroella de Montgrí oder Ullà leicht zu finden.
Von der Küste weg
Wer im Sommer Abwechslung zur überlaufenen Küste braucht, kann die zahlreichen Sandwege im Landesinneren erkunden und dabei winzige Dörfer im Hinterland entdecken. Kleine alte Dörfer, die früher von der Landwirtschaft lebten, gibt es noch überall im Empordà. Zwischen engen Kopfsteinpflastergassen und mit Bougainvillieen und blühendem Oleander bewachsenen Häuschen aus Stein, findet man immer schnell zum Dorfplatz, auf dem sich meist eine Kirche erhebt. Oft stellen die Leute in den Dörfern ihre Bänke, Stühle und Blumentöpfe direkt vor der Tür auf die Straße, denn anders als in der Stadt, fühlt sich der öffentliche Raum hier wie eine Erweiterung des eigenen Heimes an, wie ein gemeinschaftlicher Platz, der von allen gemeinsam gepflegt wird.
Sant Mori, Viladamat, Vilanova de la Muga, oder Campmany sind einige der Dörfer, an denen man mit dem Auto wahrscheinlich vorbeifahren würde.
TIPPS:
- Saisonaler Busverkehr des Anbieters Moventis: Im Sommer (Juli, August) gibt es viele Buslinien, die auf den Tourismus in der Gegend ausgerichtet sind. Oft kann man auch Fahrräder mitnehmen.
- Mit der Bahn kommt man nach Camallera, Sant Miquel de Fluvià oder Figueres.
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