Dass ich ein totaler Costa Brava Fan bin, hast Du sicher schon mitgekriegt. Was mache ich also an einem schönen Herbstnachmittag? Ich fahre natürlich an die Küste, an „meine“ Küste. Gestern war ich seit einer Ewigkeit mal wieder in Lloret de Mar. Im November ist es unglaublich ruhig und angenehm leer. Und dabei habe ich bei meinem Spaziergang durch Lloret, irgendwie passend zur Jahreszeit, einen wunderschönen, modernistischen Friedhof entdeckt.

Costa Brava - Lloret Cementeri Engel

Dieser Friedhof, der Cementeri Moderniste, ist eng mit der Geschichte Llorets verbunden. Bevor die kleine Stadt am Mittelmeer in den 70er und 80er Jahren ein Mekka für Badeurlauber wurde, war Lloret nur ein einfaches Fischerdorf. Die Menschen lebten seit vielen Jahrhunderten vom Fischfang und vom Schiffsbau. Es war ein hartes, einfaches und bescheidenes Leben.

Nachdem Columbus Amerika entdeckt hatte, zog es viele Spanier und Katalanen in die Neue Welt. Viele machten dort ihr Glück und kehrten als reiche Männer wieder heim. Ende des 19. Jahrhunderts gab es einen wahren Boom an katalanischen Heimkehrern. Die Ankunft dieser neureichen Einwohner veränderte das dörfliche Leben komplett. Mit dem in Übersee verdienten Geld bauten sie große, prächtige Häuser und schicke Alleen. Während man bis dahin dem Meer eher den Rücken zugekehrt hatte, entstand nun eine neue Promenade. Gegenüber des Rathauses säumen noch heute Palmen diesen neuen, hellen Spazierweg. Die Palmen sind nämlich keine einheimischen Pflanzen. Sie waren ein Souvenir, das die Rückkehrer aus den Kolonien mitgebracht hatten. Wenn ich mir vorstelle, welche Eindrücke die Menschen damals aus Kuba oder einem der anderen Länder Amerikas mitgebracht haben müssen, kann ich sogar noch ein wenig das Flair der von Sonne trägen, heißen Karibik an diesem Passeig spüren.

Kirche San Roma Lloret de Mar San Roma Lloret Kirche Sehenswertes Costa Brava- Kirche Lloret de Mar

Aber das alles reichte den Heimkehrern noch nicht. Der direkt neben der wunderschönen, alten Kirche Sant Romà liegende Friedhof war den „Indianos“ (so nannte man die Rückkehrer in ganz Katalonien) einfach zu klein. Sie wollten es auch nach dem Tod „schön“ haben. Ihre Grabmäler sollten genauso reich und prächtig sein, wie ihre Häuser. Da es neben der Kirche schlichtweg zu eng wurde und es sowieso nicht so ganz hygienisch war, die Toten mitten im Dorf zu begraben, entstand 1891 ein neuer Friedhof, weit vor den Toren der Stadt. Längst ist Lloret allerdings so gewachsen, dass auch dieser Friedhof wieder im Ort liegt.

der Friedhof Lloret

Große Künstler und Architekten jener Zeit wirkten an der Entstehung des Cementeri mit, Josep Puig i Cadafalch war einer von ihnen. Von ihm stammt auch die Casa Amatller am Passeig de Gracia in Barcelona. Während ich so an den Gräbern vorbeigehe, fallen mir besonders die andächtig betenden Engel auf. Sind sie nicht unglaublich?

Engel - Sehenswertes Costa Brava - Lloret Cementeri

Lloret -Cementeri Engel

Lloret -Cementeri Engel

Natürlich finde ich auch wieder Drachen und exotische Pflanzenmotive, die so typisch für den Modernisme, die katalanische Ausprägung des Jugenstils, sind. Ich bin jedenfalls schlichtweg begeistert und erlebe Lloret so ganz anders, als die meisten Leute sich das sicher vorstellen. Für mich gehört dieser Friedhof absolut zu den sehenswerten Orten an der Costa Brava. Alles wirkt irgendwie malerisch- romantisch, so empfindsam- verklärt. Ach, ich kann die richtigen Worte einfach nicht finden. Aber es ist ein wunderschöner Herbsttag.

Sehenswertes Costa Brava - Lloret Cementeri Blumen

Sehenswertes Costa Brava - Lloret Cementeri Grabstein

Sehenswertes Costa Brava - Lloret Cementeri Drachenklaue

Im Museu del Mar entdecke ich übrigens einen sehr guten Spruch:

Els que tornen amb diners, son anomenats americanos.
Els que tornen sense res, no tenen nom.
Els que no tornen tampoc.

Those who return with money are called „americanos“.
Those who come back without anything don’t have name.
Nor do those who fail to return.

… aber von dem Museum erzähl ich Dir ein anderes Mal.