Gelb, blau, rot und grün schaukeln sie friedlich auf dem Wasser. Das Auge des Osiris soll sie vor Gefahr schützen. Luzzu heißen die typischen Fischerboote der Malteser, die zu Dutzenden in der Bucht von Marsaxlokk vor Anker liegen. Doch es war hier nicht immer so friedlich.

luzzu marsaxlokk malta

Der Name Marsaxlokk setzt sich aus dem arabischen Wort für Hafen marsa und dem maltesischen Namen des warmen aus der Sahara herauf wehenden Südwinds xlokk zusammen. Marsaxlokk bedeutet also so etwas wie „Hafen der warmen Winde“. Früher war diese Bucht einer der wichtigsten Häfen der Insel. Schon Römer und Phönizier legten hier mit ihren Schiffen an.

Wegen Maltas zentraler Lage im Mittelmeer waren die Einwohner der Insel allerdings oft schutzlos brutalen Angriffen und Überfällen ausgesetzt. Berüchtigte Piraten wie Barbarossa und Dragut segelten im sechzehnten Jahrhundert unter der Flagge der osmanischen Herrscher. Im gesamten Mittelmeerraum raubten sie nahe an den Küsten gelegene Dörfer aus, plünderten und versklavten die Dorfbewohner.

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Auf Malta ist jeder Punkt der Insel in nur wenigen Stunden zu erreichen. Vergeblich versuchten die Menschen sich in Höhlen zu verstecken und hinter dicken Mauern Schutz zu finden. Erst den Johanniterrittern gelang es gegen Ende des siebzehnten Jahrhunderts eine mehr oder weniger lückenlose Kette von Festungen und Wehrtürmen zu errichten, die die Schiffe der türkischen Angreifer abhielt.

Doch bald schon drohte Gefahr von anderer Seite: Napoleon gelang es, mit einigen Tricks seiner Verräter und Spione, die Insel zu erobern und die Johanniter zu vertreiben. Die Einwohner rebellierten. Der britische Admiral Nelson errichtete in Marsaxlokk sein Hauptquartier und half den Maltesern die plündernden Truppen der Franzosen zu vertreiben.

Was für wilde Geschichten dieses kleine Örtchen schon erlebt hat! Dabei wirkt es heute so ruhig und beschaulich. Doch später am Abend werden hier wieder Böller krachen und Blitze zucken, denn heute findet ein internationales Firework Festival in Marsaxlokk statt. Die Malteser stehen total auf solche stundenlangen Feuerwerksspektakel. Bis es dunkel wird ist jedoch noch Zeit, und so bummeln Laura (herzanhirn) und ich mit großen Augen am Hafenbecken entlang.

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Hier scheint es wirklich noch ein paar ältere Männer zu geben, die mit ihren Booten zur See fahren. Sicherlich leben sie nicht mehr ausschließlich vom Fischfang, sondern fischen eher für den eigenen Gebrauch. Vermutlich sind sie die letzten ihrer Art. Der Beruf des Fischers stirb aus auf Malta. Die junge Generation ist lieber mit dem Laptop unterwegs. Doch noch gibt es ein paar von ihnen, jedenfalls hier in Marsaxlokk.

Auf der Schwelle vor seiner Tür sitzt ein alter Mann auf dem Boden und flickt sein Netz – per Hand. Neben ihm ein paar Meter weiter sitzen drei andere Männer. Einer schaut mürrisch drein, ein zweiter, der mit Mütze, stützt sich lachend auf einen Gehstock und ein dritter redet laut und ruft dem Netzflicker etwas auf Maltesisch zu. Offenbar haben sie sich einen Scherz erlaubt, oder vielleicht lachen sie auch über die dusseligen Touristen, die hier im Hafen herumlaufen und lauter alte Sachen fotografieren.

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Etwas weiter an der Hafenpromenade sitzt eine ältere Dame vor einem anderen Haus. Warm in dicke Decken eingemummelt wartet sie wohl auf das Feuerwerk. Es ist wirklich ein wichtiges Ereignis für die Malteser. Ein internationaler Wettbewerb mit Teilnehmern aus verschiedenen Ländern, die in unterschiedlichen Kategorien gegeneinander antreten. Mir scheint das alles ziemlich kompliziert zu sein, aber auf Malta sind Feuerwerke eine echte Tradition. Beim letzten Tageslicht geht es dann auch schon los mit lauten Böllerschüssen, die wie Kanonenfeuer laut krachend die Stille zerreißen. Am Himmel passiert dabei noch nicht viel. Dieser Auftakt ist eher ein Ereignis für die Ohren, als für die Augen.

Natürlich darf auch eine Musikkapelle nicht fehlen. Fahnenschwingend mit stolz geschwellter Brust promenieren die Oberhäupter der kleinen Stadt zum Sound ihrer Marching Band. Auf winzigen improvisierten Bühnen finden kleine Konzerte statt.

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Langsam füllt sich der Hafen. Immer mehr Menschen spazieren an der Promenade entlang. Die Restaurants stellen hübsch gedeckte Tische auf. Doch die besten Plätze in den Restaurants sind bereits lange im Voraus reserviert. Ein paar Einheimische sind mit Klappstühlen und Picknickkorb unterwegs und bauen sich ihr eigenes kleines Restaurant mit Blick auf das Feuerwerk.

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Längst haben sich zahlreiche Fotografen mit ihren Kameras am Ufer aufgebaut, um sich einen guten Platz für das Feuerwerksspektakel zu sichern. Als es endlich dunkel wird, ist kein Tisch mehr frei und kein einziger Sitzplatz im Hafen zu finden. Jetzt wo die Sonne untergegangen ist, wird es auch merklich kühler. Laura verharrt tapfer an einer Laterne, an der sie einen guten Platz gefunden hat. Ich gebe auf und mache mich auf die Suche nach einem ruhigeren Plätzchen um mich aufzuwärmen. Das ist gar nicht so einfach. Schließlich finde ich im obersten Stockwerk eines Cafés, das keine Fenster mit Blick auf den Hafen hat, einen freien Tisch und bestelle mir einen heißen Kakao. Ich bin fast allein hier oben. Nur eine spanische Familie mit zwei kleinen Kindern zieht offenbar die Ruhe und Wärme dem Spektakel draußen vor.

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Als mir endlich wieder warm geworden ist, ist das Feuerwerk schon in vollem Gange. Laute Musik begleitet das helle Lichtermeer am Nachthimmel. Was für ein strahlendes Spektakel! Alle blicken wie gebannt nach oben. Da öffnen sich große Herzen, Sterne glühen auf, und ein Funkenregen ergießt sich auf die im Wasser schaukelnden Boote der Fischer. Der Himmel erzählt heute Geschichten in Marsaxlokk.

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Infos Marsaxlokk :

Mehr Infos zum Firework Festival findest Du auf dieser Website: www.maltafireworksfestival.com

Erst als die Küsten sicherer waren und keine Gefahr mehr durch Piratenüberfälle drohte, begannen die Fischer, aus naheliegenden praktischen Gründen, sich wieder näher am Ufer niederzulassen. Ende des neunzehnten Jahrhunderts errichteten sie dann auch eine Kirche, die Parish Church Our Lady of Pompeii, die sich am Eingang der  Hafenpromenade erhebt.

Hinweis: Zu der Reise nach Malta wurde ich von Ltur eingeladen. Der Hinflug fand mit Condor auf der neuen Strecke von Hamburg nach Valletta statt. Die hier dargestellte Meinung gibt ausschließlich meine persönlichen Eindrücke wieder.