Ganz oben auf dem himmelblauen Türmchen stehe ich und schaue hinunter in die Landschaft. Ein bisschen wie Rapunzel. Oder vielleicht doch eher wie ein Leuchtturmwärter. Vor mir liegen fünfundzwanzig kleine Fischteiche, ein Anglerparadies. Matthias und seine Frau Susanne züchten nämlich auf dem Forellenhof Fische zum Angeln und für den Verkauf in der angesagten Markthalle Neun in Berlin.
Während Laura und ich neugierig zwischen den Teichen herumspazieren, werfen ein paar vereinzelte Angler ihre Ruten aus. Alte Hasen, die ohne ein Wort zu verlieren, den Blick fest auf den Teich gerichtet, das Wasser beobachten. Ob die Forellen heute gut beißen? Ich habe keine Ahnung. Aber ich stelle es mir sehr entspannend vor, einen Tag oder wenigstens ein paar Stunden in der Stille der Natur zu verbringen.
Für Anfänger wie mich gibt es auf dem Forellenhof sogar Angelguides, erfahre ich wenig später. Die erklären dann ganz genau, was du machen musst. Wie Mike zum Beispiel, der vorn in dem kleinen Laden des Forellenhofs bedient, wenn er nicht gerade Fische für den Markt in Berlin vorbereitet oder manchmal eben auch als Angelguide unterwegs ist.
Jetzt gerade steht er hinter dem Tresen. „Deena Kollegin habb ick Fileh mit Bratkartoffeln aufgeschwatzt. Was darfs bei dia sein?“ Ich nehme auch frisch gefangenes Forellenfilet mit Bratkartoffeln. „Ick schreeb det ma uff“. Der Berliner Dialekt ist mit Abstand der schönste Singsang, den ich kenne. Da klingt die ansonsten so aufgeräumte deutsche Sprache doch gleich viel sympathischer. Und hier im Fläming berlinern sie noch in Reinform. Da könnte ich stundenlang einfach nur zuhören, egal um was es geht. Mike könnte jetzt auch das Telefonbuch vorlesen – ich würde mich willkommen fühlen und verzückt lauschen.
Nachdem wir die Forelle, die morgens noch im Teich schwamm, verspeist haben, kommt Matthias, der Chef. Matthias grüßt die Angler. Er kennt fast jeden, der hier regelmäßig angelt. Obwohl manchmal auch neue Helden auftauchen, die zu Hause eine selbst gefangene Forelle auf den Tisch legen wollen. Das ist allerdings nicht immer so ganz einfach. Dann gibt er auch Tipps.
Matthias erzählt, wie er überhaupt zu dem Projekt Forellenteich gekommen ist, denn eigentlich haben seine Frau und er früher fürs Fernsehen gearbeitet und ganz andere Sachen gemacht. Nachdem sie bereits durch die ganze Welt gereist waren, zog es sie hinaus ins Grüne, in den Fläming. Und hier betreiben sie seit mittlerweile fünf Jahren nachhaltige Fischzucht.
Fisch aus dem Meer wird ja mittlerweile fast immer mit Schleppnetzen gefangen. Gar nicht gut für die Natur und auch nicht für die kleinen Fischer, die noch mit Haken und Leinen fischen, wie Joan in Roses, mit dem ich mal auf dem Meer war. Die kämpfen längst schon ums Überleben.
Laura, die selbst angelt und einen Fischereischein hat, fragt nach dem Stör und dem Kaviar, den sie hier auch produzieren. Oft wird nämlich der Fisch nach der Eientnahme einfach weggeschmissen. Doch auf dem Forellenhof wird alles verbraucht. Der Kaviar wird entnommen und der Fisch gegessen. In Planung ist sogar bereits eine Verwertung der Fischhaut. Matthias hat da einen sibirischen Künstler kennengelernt, der Dinge aus Fischleder machen kann. Ich bin gespannt!
Nach einem Rundgang durch die Anlage ist es dann auch bald Abend. Mit einer Flasche Wein ziehen wir uns auf die Terrasse unseres Rapunzeltürmchens zurück. Diese hellblauen Hoteltürme stehen direkt vor dem Forellenhof. Matthias kennt den Erfinder. Angeblich soll ihm beim Anblick der leeren Röhren, die eigentlich für Klärgruben verwendet werden, sofort die Idee zu einer alternativen Nutzung gekommen sein. Er setzte seinen Gedankenblitz in die Tat um und baut seither Büro-, Hotel- und andere Türmchen, die er dann bunt bemalt in der Landschaft verteilt. Ein sehr spannendes Projekt, wenn man überlegt, was man mit langweiligen Betonrohren so alles anstellen kann.
Drinnen sind die Hoteltürmchen natürlich rund – Leuchtturmfeeling. Aber es ist alles drin, was man braucht: Ich habe ein Badezimmer, einen Kühlschrank, eine Fernsehecke, ein Bett mit Bullauge und sogar eine wunderbare Terrasse. Übernachtung als kleines Abenteuer. Gute Idee!
Am nächsten Morgen gibt es Frühstück auf dem Forellenhof. Matthias tischt auf und serviert Fisch vom Feinsten. Wir schlemmen uns durch ein Luxusbuffet mit Berliner Lobster, den Flusskrebsen, die mittlerweile mitten in Berlin gefangen werden, gebeiztem Stör und geräucherter Forelle. Matthias muss mir allerdings noch den Unterschied zwischen kalt und heiß räuchern erklären. Und natürlich wir probieren alles, bis nichts mehr reingeht.
Während ich mich noch mit Mike unterhalte, der auch schon wieder im Hofladen hinter der Theke steht, kommen bereits die ersten Angler mit Klappstuhl unterm Arm, um hier den Tag zu verbringen.
Infos zum Forellenhof
Geangelt wird hier mit Tagesticket oder man zahlt seinen Fang nach Gewicht. Für Anfänger gibt es auch Guides, wenn man rechtzeitig Bescheid sagt. Infos zu den Räucherkursen und die genauen Öffnungszeiten gibt es auf der Website. Der Forellenhof Rottstock und das kleine Fischrestaurant im Hofladen sind das ganze Jahr über geöffnet.
Website Forellenhof: 25 Teiche. Da findest Du unter „Hoteltower“ auch Infos zu den Schlaftürmen der bboxx Hoteltowers. Buchen kannst Du so eine Übernachtung auf den üblichen Plattformen.
Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Pressereise, zu der wir vom Tourismusverband Fläming eingeladen wurden. Vielen Dank an Matthias und Mike und an bbox für die spannende Übenachtung! Die hier dargestellten Ansichten sind wie immer unbezahlt und unbeeinflusst und drücken einzig und allein meine ganz persönliche Meinung aus.
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