Badalona ist noch ein echter Geheimtipp. Es verirren sich nur sehr wenige Besucher aus dem überbordenden Barcelona hierher. Dabei ist die kleine Stadt so nah an der Metropole dran, dass man den Übergang von einer zur anderen Stadt kaum wirklich bemerkt. Wie El Prat de Llobregat, wo sich der Flughafen Barcelonas befindet, gehört Badalona zum Großraum, der Metropolregion Barcelona.

Badalona ist eine eigenständige, ziemlich industriell geprägte Stadt, weder besonders schön noch besonders reich. Aber sie liegt eben direkt am Meer und vor den Toren Barcelonas. Neben dem Pont de Petroli ist die modernistische Fabrik des „Anís del Mono“ zu so etwas wie einem Wahrzeichen Badalonas geworden.

Im Museum der Stadt findet gerade eine Ausstellung statt. Unter dem Titel „El Diamant de Badalona“ feiert man hier das 150 jährige Bestehen des Anislikörs. Für mich ein Grund, endlich mal hier vorbeizuschauen.

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Ein Parfümfläschchen der Senyora Bosch ziert die Mitte der kleinen Ausstellung. Angeblich soll die hübsch geriffelte Oberfläche des Flacons Senyor Bosch, den Chef des Anislikörs inspiriert haben. Dieses kleine Fläschchen habe er einem Flaschenmacher gezeigt, der nach dieser Vorlage die typische Anis-Flasche entworfen haben soll. Neben modernistischen Möbeln und einigen Originaldokumenten gibt es auch eine Büste des Herrn Bosch und diverse historische Flachen und Etiketten zu sehen.

Leider ist es nur eine temporäre Ausstellung, aber die Gegenstände werden irgendwann wieder in die Fabrikhallen zurückkehren und dort kannst Du sie dann bei einer Führung sehen.

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Richtig spannend wird es eine Etage tiefer. Während ich die Treppe in den Keller des Museums hinabsteige, beginnt meine Zeitreise praktisch schon an der Wand. Ein großes Bild voller Alltagsgegenstände von heute und früher begleitet mich auf dem Weg nach unten.

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Falls Du das MUHBA in Barcelona kennst, kannst Du Dir ungefähr vorstellen, was Dich hier erwartet. Unter dem heutigen Badalona befinden sich nämlich die Überreste der römischen Stadt Baetulo. Entlang der Straße, die nach Tarraco, der römischen Hauptstadt im Osten der Iberischen Halbinsel, führte, gab es viele kleine Siedlungen, aus denen später Städte wie Blanes, Mataró, Barcelona und eben auch Badalona wurden.

Gegründet wurde Baetulo vermutlich im ersten Jahrhundert vor Christus. Schachbrettartig angelegt, wie alle römischen Städte damals, gab es auch hier zwei sich kreuzende Hauptachsen Cardo und Decumanus. Die Häuserblocks dieses Rasters erinnern an die Eixample im Stadtplan Barcelonas 🙂 . Die archäologischen Ausgrabungen erstrecken sich nicht nur auf den Keller des Museums. Mein Weg durch die alte römische Siedlung führt auch unter den benachbarten Häusern und einem kleinen Platz hindurch.

Modell baetulo badalona

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Die Ablaufrinnen in der Straße sind noch gut zu erkennen. Sowohl Regenwasser als auch die häuslichen Abwässer wurden hier weggespült. Sogar so etwas wie Gullis hatten die alten Römer schon.

Wie es hier früher ausgesehen hat, weiß man nicht nur dank der vielen Fundstücke, die bei den archäologischen Ausgrabungen ans Tageslicht gelangten. Auch einige römische Gelehrte, wie Plinius der Ältere, haben Baetulo in ihren Werken beschrieben.

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Auf den Ländereien der römischen Herren, die in Baetulo ihren Wohnsitz hatten, wurden in großem Maß landwirtschaftliche Produkte hergestellt. Dank des fruchtbaren Klimas und der günstigen Lage am Meer, wurde neben Öl, Lampenöl und der traditionellen römischen Fischsoße, dem Garum, vor allem Wein produziert. Der Export brachte der kleinen römischen Stadt Wohlstand.

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Den Wein aus Baetulo trank man besonders gern in Rom, aber auch in vielen anderen, weit entfernten Ecken Europas. Das weiß man heute so genau, weil man in Frankreich, Deutschland und Großbritannien Amphoren gefunden hat, die mit einem Stempel aus Baetulo versehen waren.

Genau dort, wo schon die Römer ihre Weinberge angelegt hatten, wachsen auch heute noch Trauben. Das Anbaugebiet vor den Toren Badalonas (und Barcelonas) ist das Gebiet des D.O. Alella, eines der kleinsten spanischen Weinanbaugebiete. Zur D.O. Alella gehören übrigens viele kleine ökologisch arbeitende Betriebe.

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Zurück in die römische Siedlung. Manche der Häuser, an denen ich hier unter der Erde entlang wandere, sind mit Ausgrabungsfunden so „eingerichtet“ worden, dass man sieht, was für ein Raum sich hier einmal befand. Diverse Werkstätten, wie die eines Handwerkers der Nadeln, Kämme, Haarschmuck und nützliche Dinge aus Tierknochen fertigte, einzelne Wohnhäuser und sogar eine ziemlich gute erhaltene Therme. Die verschiedenen Bäder, das frigidarium, tepidarium und das caldarium sind jedenfalls gut zu erkennen. Ein Schild weist darauf hin, dass auch römische Frauen diese Bäder nutzen. Hier konnten sie sich fit halten und mit Massagen und Salbungen Körperpflege betreiben. Die Geschlechter besuchten die Thermen allerdings nicht gleichzeitig. Während die Frauen in den Morgenstunden badeten, Ball spielten oder Gewichte heben konnten, waren die späteren Stunden am Nachmittag oder Abend den Männern vorbehalten.

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Diese öffentlichen Bäder waren die einzige Möglichkeit sich zu baden, denn die meisten Häuser des römischen Baetulos hatten kein fließendes Wasser und keine „Latrinen“. Die häuslichen Abwässer kippte man in die Abflussrinnen auf der Straße. Um an frisches Wasser zu gelangen gab es dafür aber an fast jeder Ecke einen öffentlichen Brunnen. Diese vielen kleinen Brunnen wurden von außerhalb mit frischem Wasser gespeist. Das Ende eines solchen Aquädukts kann man in Badalona sogar besichtigen. Rund 40 Meter eines solchen steinernen Tunnels hat man begehbar gemacht!

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Infos Sehenswürdigkeiten in Badalona

Das Museum:

Museu Badalona
D. Pl. Assamblea de Catalunya,1
08911 Badalona
Wie Satelliten betreut das Museum auch noch andere Ausgrabungsstätten und Gebäude wie die unterirdischen Wasserleitungen, die Casa dels Dofins oder die mittelalterliche Masia Can Miravitges. Um diese Reste aus der Geschichte Badalonas zu besichtigen, organisiert das Museum dort regelmäßige Führungen.

Conducte d’Aigües:
Die unter Tiberius (13 bis 37 nach Christus) genutzte Leitung versorgte Baetulo mit Wasser. Ungefähr 40 Meter des steinernen Kanalisationstunnels sind begehbar. Besuch nur nach Voranmeldung.

Casa dels dofins:
Die Ausgrabungen eines römischen Hauses sind am zweiten Sonntag im Monat zwischen 10 – 14 Uhr geöffnet. Besuch nur mit Voranmeldung.

Jardí de Quint Licini:
Ein römischer Garten mit Pool. Geöffnet am zweiten Sonntag im Monat zwischen 10 – 14 Uhr. Besuch nur mit Voranmeldung.

Turó d’en Boscà:
Lange vor der Ankunft der Römer war der Hügel des heutigen Badalonas schon bewohnt. Die Iberer lebten hier bereits im sechsten Jahrhundert. Dort wo ihre Siedlung stand, hast Du heute ein tollen Ausblick auf die Küste. Der Zugang ist nur im Rahmen einer Führung mit Voranmeldung möglich.

Alle Infos findest Du auf der Website: www.museudebadalona.cat

Bei Wikipedia gibt es auf Deutsch eine Seite über das römische Baetulo.

Wenn Du mehr über das Weinanbaugebiet wissen willst, einfach mal hier gucken: d.o. alella

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Diese Marmorbüste stellt Agrippina die Ältere dar. Sie war Enkelin des Kaiser Augustus und Mutter des wahnsinnigen Kaisers Caligula.

Anís del Mono

Auch die Führungen durch die modernistische Fabrik des Anís del Mono werden vom Museu Badalona organisiert. Mein Tipp: Reserviere Dein Ticket vorher! Wenn Du spontan zu einer auf der Website des Museums angekündigten Führungen erscheinst, kann es Dir evtl. passieren, dass keine Plätze mehr frei sind. Die Anzahl der Teilnehmer ist nämlich begrenzt.

Badalona Anis del Mono fabrik

Badalona Pont de Petroli BarcelonaPont del Petroli

Rambla badalona

Die Rambla Badalonas führt als Strandpromenade am Meer entlang (Foto by Céline Muelich)