Hier gibt es gar keine Burg! Dabei ist Suomenlinna doch angeblich die Festungsinsel vor Helsinki. Die kleine Inselgruppe hat laut unseres Reiseführers bis ins letzte Jahrhundert hinein, noch als Festung gedient. Sie war eine Art Schutzschirm vor den Toren der Stadt, praktisch mitten in der Ostsee.
Mit uns sind heute, an diesem schönen Sommertag im Juni, vor allem viele Muttis und Papis mit ihren Kindern unterwegs. Viele junge Leute kommen direkt mit Picknickkörben auf die Fähre. Die Finnen scheinen den ganzen Tag auf der Insel verbringen zu wollen. Touristen sehe ich kaum. Auch mal schön. Außer uns fotografieren nur ein paar Asiaten die vielen Möwen, die um die Fähre kreisen.
Als wir anlegen, muss ich ganz spontan an Finkenwerder denken. In Hamburg sind wir früher nämlich gerne einfach mal mit oder ohne Rad mit der HVV Fähre rüber nach Finkenwerder gefahren. So ähnlich scheint das hier in Helsinki auch zu sein. Allerdings ist Suomenlinna noch wesentlich schöner (sorry Finkenwerder).
Eine Burg gibt es wie gesagt nicht. Überhaupt merke ich von „Festung“ herzlich wenig. Es gibt zwar ein paar dieser zackigen Abwehrmauern und ein paar Kanonen, aber der Rest der Insel ist einfach ein wunderbarer Park. Es grünt an allen Ecken und Enden. Manchmal sogar noch richtig wild und natürlich. Dazwischen gibt es Cafés, Museen und einige Häuschen, in denen sogar noch Leute wohnen. Im Winter stelle ich mir das kompliziert vor.
Überall am Wegesrand sitzen Vögel mit kleinen flauschigen Küken und picken im Gras herum. Vielleicht suchen die gerade Würmer. Ich vermute, es sind Gänse, dabei weiß ich gar nicht so genau, was Graugänse oder Wildgänse (?) essen. Es sieht aber definitiv nach Futtersuche aus. Michi ermahnt mich, bloß nicht so nah ran zu gehen. Die Dinger können aggressiv reagieren, wenn sie ihre Kleinen bei sich haben. Echt? Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass diese Federtiere da vorne, mir etwas antun wollten oder könnten. Andererseits hatte ich in Hamburg an der Alster schon Mal ein Schreckerlebnis mit einer wild fauchenden Gans. Nur vorsichtshalber halte ich also doch lieber Abstand.
Direkt vor uns auf dem Weg stürzt sich plötzlich eine Möwe auf etwas Kleines – und lässt es zwei Meter weiter wieder fallen. Scheinbar hat sie einen kleinen Spatz geschnappt. Michi ist voll sauer auf die böse Möwe. Mir tut die Spatzenmama leid. Aber vielleicht will die Möwe ja auch nur ihre Küken füttern? So ein Vogelleben ist schon hart.
Den ganzen Tag lang bummeln wir gemütlich über die Insel. Wir laufen hoch und runter, hin und her, bis wir so ungefähr jede Ecke gesehen haben und uns langsam kalt wird. Auch im Hochsommer ist es nämlich recht frisch hier oben.
In dem kleinen Museum, ungefähr in der Mitte der Inseln, wärmen wir uns kurz auf. Die Ausstellung selbst sparen wir uns. Einige Infos gibt es auch in den ausliegenden Broschüren.
(große Fotos an den Wänden im Museum: Inseln Suomenlinna )
Eigentlich ist Suomenlinna nicht nur eine Insel. Viele kleine Eilande (Kustaanmiekka, Susisaari, Iso Mustasaari, Pikku-Musta und Länsi-Musta) sind mit Brücken oder sonst wie miteinander verbunden und als ein Gesamtbollwerk gegen vom Meer kommende Angreifer ausgebaut worden. Das war ungefähr im achtzehnten Jahrhundert, als Finnland noch zu Schweden gehörte. Daher hieß die Festungsinsel ursprünglich auch Sveaborg, „Schwedenburg“. Auf Finnisch nannte man sie Viapori. Den Namen Suomenlinna hat dieses schöne Insel-Ensemble erst 1918, kurz nach der Unabhängigkeit der Finnen, erhalten.
Irgendwo habe ich gelesen, dass es angeblich sogar einen Tunnel gibt, der von Helsinki aus direkt nach Suomenlinna führt. Aber der ist wohl sehr geheim oder es gibt ihn gar nicht. Ich habe jedenfalls nirgends etwas Tunnelartiges gesehen. Leider.
Bevor wir wieder zurück aufs Festland übersetzen, muss ich unbedingt noch ins Café Vanille. Das habe ich schon bei unserer Ankunft, nur eine Querstraße hinter dem Anleger, entdeckt. Wie eine Pippi-Langstrumpf-Villa steht das hölzerne Häuschen mitten in der sehr wild wirkenden Natur am Wegesrand. Auf den kleinen Tischen liegen Blümchendecken. Auf der Veranda stehen Stühle mit Sitzkissen und warmen Decken, falls es kalt wird. Alles sieht total niedlich verspielt aus. Da es heute trotz Sonnenschein ganz schon weht, gehen wir aber dennoch lieber rein.
Drinnen besteht das Café aus einem winzigen Raum mit drei Tischen. Die Wände zieren Blümchentapeten, wie kann es anders sein. Auf einem Regal reihen sich alte Kaffee-, Kakao- und Schokoladenschachteln aneinander. In der kleinen Vitrine neben dem Tresen werden selbst gebackene Kuchen angeboten. Sieht superlecker aus. Ich bestelle eine Karottentorte. Michi nimmt ein Stück Kuchen mit Pekannüssen. Dazu hätten wir gern Espresso. Beide Kuchen schmecken genauso himmlisch, wie sie aussehen. Beim Fotografieren stoße ich leider meinen Espresso um. „Die Untertasse ist halt so wackelig“, versuche ich mein Missgeschick zu erklären. Eine halbe Tasse kann ich aber noch retten. Während Michi noch schmunzelt, stößt er seine Tasse auch um! Nun muss ich lachen. Falls Ihr im Café Vanilla Espresso bestellt, haltet Eure Tassen gut fest!
Café Vanille
Suomenlinna C 18 III
00190 Helsinki
Website: www.cafevanille.fi
Nützliche Infos:
Website Suomenlinna: www.suomenlinna.fi
Fahrt mit der Suomenlinna Fähre:
Mit dem normalen Ticket des öffentlichen Nahverkehrs kann man auch die Fähren nach Suomenlinna benutzen. Ein Einzelticket ist ungefähr eine Stunde gültig und kostet 2,50 Euro am Automaten oder 3 Euro beim Tram- oder Busfahrer. Tagestickets gibt es natürlich auch, wenn man sich noch mehr mit Bussen oder Trams bewegen will. Der Fähranleger liegt direkt im Hafen, am Marktplatz Kauppatori. Die Fähren fahren alle zwanzig Minuten und den ganzen Tag lang, jedenfalls im Sommer. Die Fahrt selbst dauert nur rund fünfzehn Minuten.
Hinweis: Unser Besuch in Helsinki war Teil der Citycruise mit der Tallink Silja Line, die uns zu dieser Überfahrt eingeladen hat. Die hier dargestellte Meinung ist davon unbeeinflusst und selbstverständlich komplett meine eigene.
Hei,
alsozu dem Tunnel, den Tunnel gibt es. Als ich damals gehört habe das es einen geben soll habe ich mich auf die Suche danach gemachtweil ich wissen wollte was es damit auf sich hat. Der Eingang dazu ist im Kaivopuisto und führt von da aus direkt nach Suomenlinna. Allerdings ist dieser nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Der Tunnel ist nur für Rettunkskräfte und soweit ich weiß auch für das Militär. Und durch den Tunnel führt die Wasser und Stromversorgung. Man kann also im Kaivopuisto nur das Metalltor des Eingangs sehen 🙂
Danke für die Info!! Wie schade, dass man den Tunnel nicht begehen kann. Das hätte ich echt gern mal gemacht. Vielleicht wird er in ein paar Jahren ja mal irgendwann freigegeben ?! 🙂
Hallo Nicole, bin heute auf deinen Spuren gewandert – toller Beitrag, aber ich habe recht viele Festungsmauern und Verteidigungsanlagen gesichtet. Warst wohl nicht bei King’s Gate 😉
Ok, ein paar Mauern gibt es natürlich gibt es schon, aber lange nicht so, wie ich mir „Festung“ vorgestellt hatte. 🙂 Ich fand die grünen Wiesen und alten Häuser viel schöner und davon gibt es echt viele! 🙂
Du machst so schöne Bilder, Ninotsch!!! Die Gänse sind Weißwangengänse, im Volksmund auch Nonnengänse;-)
Oh Danke! Was Vögel angeht, muss ich wohl noch viel lernen :-)! Immerhin lag ich mit „Gans“ ja schon nah dran. Wenigstens gehts in die richtige Richtung … 🙂