… oder „über die Unterschiede vom Leben südlich der Pyrenänen“.
Dass in Spanien, bzw Katalonien einiges anders ist als in Deutschland, ist ja klar. Da gibt es sehr viele schöne Sachen, ein paar nicht ganz so schöne Dinge und ein paar lustige Unterschiede, von denen ich heute kurz berichten will.
1.) Frühstück
Im Gegensatz zu einem ausgiebigen, typisch deutschen Frühstück mit Honig, Marmelade, Wurst, Käse, Krabbensalat, gekochtem Ei und verschiedenen Brot und Brötchensorten, fällt das spanische Frühstück, wenn man denn überhaupt frühstückt, eher karg aus: Meist besteht es nur aus einem Cafe mit zwei Keksen. Später gegen 11 Uhr geht man dafür dann gern ein belegtes Brötchen frühstücken. Am Wochenende gibt es dazu dann auch schon ab und zu ein Bierchen, als so eine Art vorgezogener Aperitif. Geht man einen Café trinken bestellt man sich dazu etwas süßes (Croissant, Donut, oder so) zu Essen. Nach meinen Beobachtungen kann man das fast schon auf eine Formel bringen wie : Cafe + süss, salzig + Bier. Wenn man also ein Käsebrötchen bestellt und dazu Cafe haben möchten, kann es schon mal passieren, dass der Kellner einen komisch anguckt.
2.) Abendessen
In Spanien ißt man frühestens um 22 Uhr zu Abend. Da hier ein gewöhnlicher Wochentag sehr viel später „ausklingt“ als bei uns ( man kommt erst gegen 8 von der Arbeit), ißt man eben auch sehr viel später. Da muss man schon aufpassen, dass man nicht allzu hungrig drauflosfuttert, weil das Essen sonst recht schwer im Magen liegt .
3.) Kuchen backen
Spanier backen keinen Kuchen. Für mich ist das natürlich prima, da kann ich mit den Rezepten meiner Oma immer super auftrumpfen ;-). Aber im Ernst so etwas wie Omas Apfelkuchen gibt es hier fast gar nicht. Kuchen wird grundsätzlich gekauft. Während fast alle meine Freundinnen in Deutschland zumindest das eine oder andere Mal gebacken haben, gibt es hier jede Menge Leute, die sich noch nie an so etwas kompliziertes wie „Kekse backen“ gewagt haben.
Eine katalanische Freundin hat mir mal erklärt, dass das daran liegt, dass es früher „schlecht angesehen“ war mit einem selbstgebackenen Kuchen zu einem Kindergeburtstag oder irgendeinem Fest zu erscheinen. Es galt wohl als ein Zeichen dafür, dass man sich nix besseres leisten konnte.
Beim Konditor zahlt man hier locker 30 bis 40 € für einen Minikuchen (Durchmesser von 12 cm oder kleiner). Die Torten sehen zwar alle ziemlich edel, aber auch sehr gleich aus und sie schmecken auch identisch – nämlich nach süßer Cremefüllung. Nur die Deko ist unterschiedlich.
4.) Die Wohnung
Selten betreten Spanier eine Wohnung, die nicht die eigene ist, da man soziale Kontakte eher „draußen“ pflegt. Man trifft sich in der Bar zum Aperitiv ( dem „vermut„) oder auf der Plaza zum Klönen. Jemanden nach Hause einzuladen ist schon recht „intim“.
Spanier haben eine Vorliebe für Einbauschränke. Am besten welche die man nie wieder rauskriegt, die schon fertig in der Wand installiert sind, mit einem ausklappbaren Bett und in denen alles wohnwagenmässig gut verstaubar ist.
Wenn Spanier von deutschen Wohnungen berichten oder Fotos sehen, sind sie als erstes immer über den Teppich erstaunt. Auslegeware oder Teppich gibt es hier fast gar nicht. Spanier kriegen Hygiene-Panik bei dem Gedanken an so viele Staubfänger im Haus. Teppiche im Badezimmer sind ein absolutes „no go“ und lösen fast schon einen Schreikrampf aus. Hier ist alles sauber gefliest: Kacheln, Fliesen und jede Menge lejia (Bleichlauge). Bei Immobilienhändlern findet man sogar ganz oft als Foto zu einer Wohnung das Bild vom gefliesten Bad mit Klo.
5.) Heimwerkern
Ein spanischer „Werkzeugkasten“ besteht oft nur aus einem Schraubenzieher. Während Deutsche gern mit verschiedenen Hammern, Schraubenziehern, Sägen, einem ganzen Werkzeugkasten oder in einigen Fällen sogar mit einem Heimwerkerkeller ausgestattet sind, bastelt der Spanier eher nicht selbst. Eine Baumarkt- Kultur wie in Deutschland kennt man nicht.
Mittlerweile habe ich zwar schon ein paar baumarktähnliche Läden in der Nähe von Barcelona gesehen, aber die führen eher Krimskrams als Handwerkerzubehör. Normalerweise ruft man den Fachmann und lässt machen, egal ob streichen, lackieren, bohren, oder eine Nagel in die Wand schlagen… Mal eben in den Baumarkt zu fahren würde hier keinem einfallen.
Das Baumarktdefizit bringt meinen Papa regelmäßig zum Haare raufen, wenn er uns besucht, weil wir grundsätzlich 3 bis 4 Fachgeschäfte abklappern müssen, wenn wir nur ein Regal an der Wand anbringen wollen ;-).
6.) Pünktlichkeit
Zeit ist relativ. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt, dass man auch bei guten Freunden niemals zur abgemachten Zeit auftauchen darf. Sich zu einer bestimmten Uhrzeit zu verabreden bedeutet nicht, dass man sich zu dieser Uhrzeit treffen wird. Es ist lediglich ein ungefährer Anhaltspunkt, der daran erinnert dass man sich treffen will.
Im ersten Jahr hier war ich einmal zu einer kleinen Party eingeladen. Da ich mit dem Auto kam und die Zeit für den Weg großzügig kalkuliert hatte, kam ich 3 Minuten vor 21 Uhr bei meiner Freundin an. Ich hab natürlich trotzdem geklingelt. FEHLER! Sie hat mir in ein Handtuch gewickelt mit großen Augen die Tür geöffnet. Wieso ich denn jetzt schon hier sei?? Huch! Sie musste sich noch duschen, die „Haare machen“ und das Essen vorbereiten 🙁 da hab ich dann sparsam geguckt – ein absoluter Faut-pas zu früh zu erscheinen. Das tut man einfach nicht. Seitdem versuche ich möglichst erst zum Zeitpunkt der Verabredung loszugehen, aber da muss ich noch viel Üben …
7.) Schlaf
Die meisten Spanier (oder Katalanen?) schlafen nur 4 bis 5 Stunden pro Nacht. Ich weiß bis heute nicht wie sie damit auskommen, aber ist es tatsächlich so, dass wirklich ALLE Leute, die ich hier kenne, wesentlich weniger Schlaf brauchen als ich – und ich bin echt kein Murmeltier!
Fortsetzung folgt…. vielleicht 😉
Diese Liste ist nicht ganz ernst gemeint und greift einfach auf meine Erlebnisse hier in Barcelona zurück. Wobei ich zugeben muss, dass ich manchmal nicht unterscheiden kann, was nun typisch spanisch und was typisch katalanisch ist – das vermischt sich hier nämlich schnell.
Genau genommen sind solche Verallgemeinerungen natürlich eigentlich Blödsinn (ich bin überzeugter Anhänger der Pluraliät und des Multikulti ;-)) , aber manchmal ist es eben charmant, lustig oder interessant bestimmte Verhaltensweisen unter die Lupe zu nehmen, weil man dadurch immer auch etwas über sich selber lernen kann.
Wenn Euch auf einer Reise durch Spanien also lustige Unterschiede aufgefallen sind, die unbedingt mit auf meine Liste gehören, immer her damit! Schreibt einfach einen Kommentar oder schickt mir eine Mail und ich versuche dann alles in der (nicht ganz so Ernst gemeinten) Fortsetzung mit einzubauen.
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ich bin BCN Fan un dkann Dir zu 100% folgen… warte auf deine Fortsetzung
🙂 Fortsetzung folgt bestimmt!
Ich merke schon, ich bin eher Südländerin 🙂
hahaha, woran hast Du es gemerkt? am Frühstück oder am Werkzeugkasten? 😉 es gibt eben auch sehr deutsche Spanier und sehr spanische Deutsche 🙂 am besten: immer schön mischen