In drei Tagen kann man das echte Ibiza nicht kennenlernen, soviel steht fest. Eigentlich hätte ich es mir denken können, aber irgendwie hatte ich dennoch gehofft, hier etwas Schönes zu erleben, um diese Jahreszeit.

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Willst Du wissen, was passiert, wenn ich versuche, mich auch mal vor der Kamera zu zeigen? Was dabei rauskommt, sind ziemlich viele lustige Gesichter von mir und ein klitzekleines bisschen Ibiza im Hintergrund.

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Ibiza im Frühjahr

Im März ist die kleine Insel noch nicht von Toursitenscharen belagert. Es sind so wenige Urlauber hier, dass fast alle Restaurants und Läden noch geschlossen sind. Wie ausgestorben wirken die kleinen Gassen mit den weißen Häusern, die sich so malerisch am Fuße des mittalterlichen Burgbergs erstrecken. Das Leben findet definitiv woanders statt. Doch wo zum Kuckuck stecken die Ibizenker? Kurzentschlossen nehmen Lina und ich einen Bus. Irgendeinen. Wir setzen uns in den erstbesten Linienbus, der an der kleinen Haltestelle im Zentrum von Eivissa anhält. Und dieser Bus fährt nach Sant Antoni, auf die andere Seite der Insel.

Der nette ältere Herr, den wir in der Warteschlange beim Einsteigen treffen, ist der erste echte Ibizenker, den wir kennenlernen. In den Cafés und Bars arbeiten ausschließlich Festland-Spanier, Italiener oder Russen. Der freundliche Opa verrät uns, dass die Fahrt bis Sant Antoni maximal eine halbe Stunde dauert. Ein bisschen hänge das immer vom Verkehr ab und natürlich von den vielen Baustellen überall. Die sind uns auch schon aufgefallen. Überall ist die Straßen aufgerissen, Berge von Steinen liegen am Wegesrand und Baustellen versperren einem den Weg. Die ganze Insel scheint im Frühjahr eine einzige Baustelle zu sein.

Mit dem Bus nach Sant Antoni

Wir steigen also in den Bus, zahlen beim Fahrer je zwei Euro für die Fahrt an die Westküste und nehmen Platz. Leider ist es schauderhaft kalt im Bus. Es zieht wie Hechtsuppe, sodass wir uns in unsere Jacken und Schals einmummeln. Alle Fenster sind geöffnet, weil der Bus keine Klimaanlage hat, und so fegt der Fahrtwind eiskalt durch die Sitzreihen. Zum Glück ist die Fahrt nicht lang. Wie versprochen sind wir nach 30 Minuten in Sant Antoni. Doch auch hier ist zunächst kein Strand zu sehen. Wir stehen im Hafen. Kein einziges Fischerboot liegt hier vor Anker. Der Hafen ist voller teurer Jachten, eine größer als die andere. Nur ganz am Rand entdecken wir ein paar kleine alte Boote. Richtige Fischerboote sind das zwar auch nicht, aber wenigstens sind sie nicht ganz so protzig wie die Jachten.

ibiza boot

Wir bummeln einfach weiter an der Hafenpromenade entlang, bis die ersten Felsen in Sicht kommen. Sand gibt es offenbar auch auf dieser Seite der Insel nicht. Wieder Fehlanzeige, aber immerhin können wir hier direkt am Meer entlang spazieren gehen. Und felsige, steinige Ufer sind ja auch ganz schön. Ab und zu kämpfen sich kleine Blüten durch den kargen Untergrund und wackeln mit ihren zarten bunten Köpfchen im kalten Wind. Der pustet uns hier nämlich heftig um die Ohren. Aber es ist schön hier.

blume ibiza

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Leider besteht auch Sant Antoni vorwiegend aus Bettenburgen, genau wie Eivissa. Um abgelegene Buchten zu finden, müssten wir uns wohl mit dem Auto auf die Suche machen. Mit dem Bus kommt man da so schnell nicht hin und um zu Fuß zu gehen, sollte man sich besser auskennen und mehr Zeit haben als wir heute. Schließlich finden wir aber doch noch eine kleine Bucht und ein Restaurant, das um diese Jahreszeit schon geöffnet ist. Gran Buddha oder so ähnlich. Wir kuscheln uns gemütlich in eine Liegesofaecke auf der Terrasse und bestellen etwas zu Essen. Überraschenderweise schmeckt es sogar sehr lecker! Wir mampfen und genießen die Aussicht aufs Meer in der angenehm ruhigen und windgeschützten Bucht.
palme strand ibiza
restaurant ibiza
Caló el Moro ibiza

Während ich den Palmen über mir dabei zusehe, wie sie gemächlich im Wind schaukeln, versöhne ich mich langsam mit der Insel. Ich fange gerade an, zu erahnen, wie schön Ibiza vielleicht doch sein kann. Da kommen zwei Reisebusse in unsere kleine Bucht. Wie eine Horde Heuschrecken stürmen die Besucher laut und lärmend auf unsere Terrasse. Es sind spanische Touristen. Nach zehn endlos scheinenden Minuten müssen sie schließlich im Restaurant ihre Plätze einnehmen. Auf der Terrasse kehrt wieder Ruhe ein.

Die Ibizenker haben schon Horden an Phöniziern, Arabern, Katalanen und Spaniern, die sich hier ungefragt niedergelassen haben, erlebt und überlebt. Ich bin gespannt, wie sie mit den Eroberern der Neuzeit klar kommen, die mit Geld statt mit dem Schwert die kleine Insel erobern. Vermutlich werden die Einheimischen irgendwann wieder irgendwie mit den Neuankömmlingen verschmelzen. So wie sie das bisher immer getan haben.