Ich brauch Stoff. Afrikanischen. Und zwar dringend. Denn heute ist mein letzter Tag und ich habe einer Freundin versprochen buntbedruckte, afrikanische Stoffe aus dem Senegal mitzubringen. Auf dem ersten Markt, den ich besucht habe, hat mich die Horde meiner ungewollten Begleiter eher vom Kauf abgehalten, als dass sie mir weitergeholfen hätte. Also starte ich noch einen letzten Versuch. Dieses Mal erkundige ich mich bei den Nachbarn vorher, wo ich echte, afrikanische Stoffe finden kann. Vorsichtshalber frage ich auch gleich nach dem ungefähren Preis, den sie für einen Meter zahlen würden.

Markt Dakar Senegal HML5

Ein Markt mit dem merkwürdigen Namen HLM5 soll der beste und größte Markt in Dakar sein, um Textilien und Stoffe aller Art zu finden. Leider gibt es mal wieder keine Adresse. Nirgends. Weder im Internet, noch im Reiseführer. Auch die Nachbarn können mir nur eine ungefähre Ortsbeschreibung geben. Also schnappe ich mir wieder ein Taxi und sage dem Fahrer einfach „HML5“. Er weiß sofort Bescheid und fährt los.

Mitfahrer am Taxi  Dakar Senegal
(„heimlicher“ Mitfahrer am Taxi)

So ungefähr muss der Markt auf der Hälfte zwischen Yoff und dem Plateau, der Innenstadt Dakars, liegen. So viel weiß ich immerhin. Als wir schon nach ca. 15 Minuten Fahrt am Rande des Marktes ankommen, fährt das Taxi noch etwas weiter, mitten durch die engen Wege der Marktstände. Warum? Keine Ahnung. Ich fühle mich etwas unwohl, traue mich aber nicht, groß zu protestieren. Ob er mich direkt zu einem bestimmten Stand fahren will? Schließlich klopft ein Mann, der vor seinem Stand sitzt und sich durch das Taxi gestört fühlt, an den Wagen. Ich sage dem Taxifahrer, dass ich jetzt aussteige, hier gibt es ja genügend Stoffe.

Ich zahle und steige aus. Der Taxifahrer legt den Rückwärtsgang ein und verschwindet. So. Und nun? Bunte Kleider hängen rechts und links, jede Menge fertig verarbeitete Textilien leuchten in allen Farben und Mustern. Zwischendrin entdecke ich dann einen Laden mit in Plastikfolien verpackten Stoffen. Jeweils sechs Yard in einem Paket. So viel will ich aber gar nicht. Ich frage also, ob man nicht einen oder zwei Meter abschneiden könne. Nee, sechs oder zwölf. Was anderes geht nicht. Ob Meter oder Yard scheint dem Mann egal. Ist scheinbar dasselbe hier. An einem anderen Stand versuche ich es wieder. Das gleiche Spiel. Nein, Abschneiden geht gar nicht. 6 oder 12. Kopfschütteln.

Markt Dakar Senegal HML5

Dann entdecke ich eine Art Werkstatt. Ein paar Männer und Frauen haben ihre Nähmaschinen aufgebaut und sind dabei, irgendetwas zu nähen. Hier gibt es auch Stoff auf den großen Rollen, wie ich sie von zuhause kenne. Allerdings sind von da, wo ich stehe, leider nur einfarbige Stoffe zu sehen. Egal. Ich frage trotzdem und sage mein Sprüchlein auf. Wieder nichts. Langsam mache ich mich mit dem Gedanken vertraut, dass es losen Stoff wohl nirgends auf diesem Markt gibt und überlege mir einen Plan B. Schließlich kann ich in meinem Handgepäck keine 12 Meter Stoffballen mitschleppen. Auch nicht für eine noch so gute Freundin.

Die Wege auf denen ich bisher zwischen den Ständen entlanggegangen bin, befanden sich alle unter freiem Himmel. An einer Ecke gelange ich aber zu einem überdachten Teil des Marktes. Ein Mann winkt mich zu sich, schüttelt mir die Hand und begrüßt mich wie einen alten Bekannten mit „ça va?“. Ich grüße genauso freundlich zurück und erzähle ihm, dass ich eigentlich vorhatte ein paar Meter losen Stoff zu kaufen, aber dass hier auf dem Markt wohl niemand Stoffe zum Abschneiden verkauft. Er nickt kurz und überlegt. Dann sagt er Komm mit! und verschwindet in dem Teil des Marktes, der überdacht ist.

Hier ist alles noch wesentlich enger. Ein Gewusel aus schmalen Gängen, jeder Menge Leute, die im Weg sitzen oder stehen und reden. Und natürlich überall bunte Kleider und Stoffe, wohin man schaut. Teilweise muss ich mich schräg an den Ständen vorbeiquetschen. Gerade so schaffe ich es,  Schritt zu halten. Ach herrje, ob ich aus diesem Labyrinth wieder herausfinde? Aber da sind wir schon angekommen. Abu, so heißt der Stoffmann, zeigt auf eine Wand mit ungefähr zwanzig verschiedenen Stoffen. Gelb, blau, rot, grün leuchten mir die lustigen Muster entgegen. Von denen könne er mir was abschneiden, sagt er. Aber insgesamt müssen es schon insgesamt 6 Meter sein. Jipii! Na endlich. Dann kaufe ich eben ein paar Meter mehr als geplant. Ich suche also die buntesten und schreiendsten Stoffe aus. Meine Freundin wird sich freuen. Irgendwas Lustiges wird sie daraus sicher zaubern können. Beim Preis läßt Abu dann aber nicht mehr groß mit sich verhandeln. Schließlich sei er mir ja schon beim Zuschneiden entgegen gekommen. Weil er ja jetzt mein Freund ist, gibt er mir auch gleich seine Visitenkarte, damit ich ihn beim nächsten Mal schnell wiederfinde.

Meine Aufgabe ist erledigt. Ein wenig Stolz bin ich schon, dass ich das doch noch hingekriegt habe. Jetzt muss ich nur noch den Weg hier raus finden….

Markt Dakar Senegal HML5

 

Markt Dakar Senegal HML5

Markt Dakar Senegal HML5

Markt Dakar Senegal HML5

Dakar Markt hml5 Senegal

Markt Dakar Senegal HML5

Mit dem Fotografieren hat es auf dem Markt leider nicht so gut geklappt. Sorry ;-(