Das Meer ist kristallklar und glänzt türkis, die Wellen plätschern fröhlich an den von Palmen gesäumten, weißen Sandstrand der Isla Carenero. Weiter draußen fahren Boote, ein paar Kinder planschen in der leichten Brandung vor der Tür unserer kleinen Hütte.

Es riecht modrig, nach Kloake. Hinter unserer Hütte türmen sich die Müllberge. Geier suchen hier gern nach verwertbarem Fressen. Direkt vor uns plätschert das Abwasser des Restaurants direkt ins Meer.

Isla Carenero Bocas del Toro

Isla Carenero Bocas del Toro Kokosnuss am strand

Vor ein paar Hundert Jahren, wahrscheinlich sogar noch bis vor wenigen Jahrzehnten, muss dieses Inselarchipel um Bocas del Toro traumhaft gewesen sein. Doch seither ist viel geschehen. Die Spanier, später dann auch die US-Amerikaner, haben ein Land voller Gegensätze hinterlassen. Panama kommt mir vor allem zerrissen vor. Noch nie habe ich einen so krassen Gegensatz zwischen bitterarm und steinreich erlebt. Und mittendrin die Touristenscharen.

Isla Carenero Bocas boot

Isla Carenero

Die Isla Carenero liegt direkt vor Bocas del Toro (Isla Colón). Fast könnte man von einem Ufer zum anderen spucken, so nahe liegen die Eilande nebeneinander. Bocas selbst ist längst zu einer Partymeile verkommen, die wir sofort nach unserer Ankunft fluchtartig mit dem Boot wieder verlassen. Ein zahnloser, wettergegerbter, alter Mann fährt uns mit seinem Wassertaxi zu unserer Hütte.

Auf der Suche nach etwas Essbarem stoßen wir auf eine kleine Siedlung. Keine Touristen zu sehen. Auf Stelzen ragen die Holzhütten aus dem moderigen Boden hervor. Wir wandern etwas verloren durch die Bretterbuden der Insulaner. Hühner, Hunde und Kinder bevölkern die Wege. Auf der notdürftig zusammengebastelten Veranda blickt noch der eine oder andere Opa gelangweilt hinter einer Wäscheleine hervor. Über provisorische Holzstege führt der Weg durch den Matsch. Die Leute hier sind stumm. Ihre Blicke wirken leer. Der erste kleine „Supermarkt“ den wir entdecken ist ein halb leeres Lager. Hier gibt es Wasser, chinesische Tütensuppen, kiloweise Reis oder Bohnen und Hundefutter. Mehr nicht. Aber der Chino etwas weiter hinten soll eine größere Auswahl haben. Als wir den schließlich erreichen, hat er zwar außer Tütensuppen noch Bier und Chipstüten, aber die kosten auch gleich vier Dollar.

Mitten zwischen den einfachen Hotels und Hostels direkt am Strand kommen wir auf dem Rückweg an einer Hütte vorbei, in der offensichtlich Einheimische leben. Ein kleines Hundebaby tobt lustig im Sand herum. „Das ist Conejo“, erklärt uns ein kleiner Junge, der sofort angerannt kommt, als ich seinen Hund fotografieren will. „Der sieht doch aber gar nicht aus, wie ein Kaninchen“, hakt Michi nach. „Das ist doch, weil er keinen Schwanz hat, wie sein Bruder“. Nun fällt es mir auch auf. Der Welpe hat nur ein Stupsschwänzchen, während der andere Welpe, der identisch aussieht, einen ganz langen Schwanz hat, mit dem er fröhlich wedelt. Beide Hunde tapsen und hüpfen um uns herum. Conejo fällt jedoch auf den Holzbrettern dauernd auf die Nase. Ein kleiner Tollpatsch.

An der nächsten Häuserruine erheben sich zwei ausgewachsene, ältere Hunde aus ihren kühlen Kuhlen, die sie sich in den Sand gebuddelt haben. Sie beschließen, uns zu begleiten. Vielleicht in der Hoffnung auf etwas zu Fressen. Aber wir haben leider selbst nur Pan Bimbo und zwei Dosen Bier dabei.

Ilsa Carenero Bocas del Toro hund

Am nächsten Tag spazieren wir zu einem leeren Stück Strand. Wir wollen baden, einfach nur im Meer schwimmen. Bald kommt ein kräftiger junger Panamaer und betrachtet sehr kritisch eine der Kokosnusspalmen. In der Hand trägt er eine Machete. Als noch zwei, drei Leute mehr an unserem Strand auftauchen, sieht er wohl seine Chance. Er klettert flink wie ein Äffchen den Baum hinauf. Unglaublich. Schnell sitzt er ganz oben, auf der zehn Meter hohen Palme und fängt an, die Kokosnüsse herunterzuschmeißen. Er reißt und tritt und wirft sie nach unten. Mit einem großen „Ploff“ fallen die schweren Dinger in den weichen Sand, dass es nur so spritzt. Wehe dem, der eine Kokosnuss auf den Kopf kriegt! Als er alle mehr oder weniger reifen Nüsse gepflückt hat, klettert er wieder runter.

Für einen Dollar können wir eine seiner Kokosnüsse kaufen. Er schlägt sie mit seiner Machete auf und ich trinke. Ganz lecker, aber nicht so süß, wie erwartet. Angeblich liege das daran, dass die Palmen so nah am Meer wachsen. Sie ziehen irgendwie Salzwasser mit hoch und das schmecke man auch an den Früchten. Meint er. Mir kommt es eher so vor, als sei die Nuss noch gar nicht richtig reif, denn das weiße Fruchtfleisch ist noch total schwabbelig und schmeckt überhaupt nicht gut.

Isla Carenero Bocas del Toro Kokosnuss verkauefer

Als es an „unserem“ Strand immer voller wird und immer mehr Boote Touristen aus Bocas hier absetzen, machen Michi und ich uns auf, zu einem kleinen Spaziergang. Die Palmen wachsen so nah am Ufer, dass einige von ihnen sich mit letzter Kraft und unendlich vielen Wurzeln gerade noch im Sand halten. Die, die es nicht mehr geschafft haben, liegen längst im Wasser. Überall ragen kahle Stämme heraus, dazwischen treiben immer wieder vereinzelte Kokosnüsse auf dem Wasser. Es ist ziemlich verwildert. Hier räumt niemand auf. Eigentlich ist es echt schön, wenn nur nicht so viele Leute ihren Müll einfach in die Gegend werfen würden.

Zurück an unserer Hütte sitze ich dann am Abend still und blicke aufs Meer. Hinter mir stimmt ein Panamaer mit Jamaikamütze seine Gitarre. Aber er spielt nicht. Er stimmt nur sein Instrument und zieht weiter. Panama könnte so schön sein. Eigentlich ist es wunderschön.

Isla Carenero Bocas beach

Isla Carenero Bocas del Toro wurzeln

Am nächsten Tag erfahre ich am eigenen Leib, was ein sandfly bite ist. Über und über haben mich diese winzigen Viecher gestochen und gebissen. Hätte ich mich vorher besser informiert, hätte ich gewusst, dass ausgerechnet die Isla Carenero bekannt für seine Sandflöhe ist! Ein Beweisfoto von meinem Unglück erspare ich Dir lieber. Wenn Du sandfly googlest, findest Du jede Menge Bilder von Körperteilen, die mit den Bissen dieser Biester übersät sind. So sehe ich jetzt auch aus.

Isla Carenero Bocas del Toro am Abend Steg

Isla Carenero Bocas del Toro anleger  Isla Carenero Bocas del Toro huetten touristen

Isla Carenero Bocas del Toro palmen sand

Isla Carenero Bocas del toro Panama Am Abend

Isla Carenero Bocas del Toro steg huette

Isla Carenero Bocas fruehstueck ausblick  Isla Carenero Bocas strand am buccaneer resort

Isla Carenero Bocas WEtter

Isla Carenero Bocas we2

Nützliche Infos zur Isla Carenero:

Unsere Unterkunft: Buccaneer Resort
Wir hatten eine „Private Cabana“ für 95 Dollar die Nacht (Preise in der Hochsaison)
Website http://bocasbuccaneerresort.com/

Isla Carenero Bocas buccaneer resort unsere huette

Isla Carenero Bocas del Toro buccaneer resort blick aus unserer huette

Gino, der Bruder von Chefin Elisabet nimmt uns in Empfang und begleitet uns zu unserer Hütte. Er ist total nett und lächelt die ganze Zeit. Einen Gutschein für Frühstück im Bibi’s kriegen wir auch. Aber nur für die einfache Frühstücksversion. Wenn wir mehr wollen, müssen wir den Rest dazu zahlen. Scheint mir nur fair. Weit laufen müssen wir auch nicht, denn das Restaurant liegt wirklich direkt gegenüber unserer Hütte.

Als wir am ersten Morgen im Bibi’s frühstücken wollen, bestellen wir das Granola (=Müsli) aus selbst getrockneten Kokosflocken, Rosinen und drei bis vier Haferflöckchen. Ein kleines Schälchen Joghurt gibt es auch dazu. Wir trinken Kaffee und Tee und bitten noch um einen kleinen Teller Obst. Überraschung bei der Rechnung: 25 Dollar kostet der Spaß. Wenn wir die 10 Dollar Frühstücksgutschein abziehen, bleiben immer noch 15 Dollar für ein mini Frühstück. Aber in Panama ist einfach alles sehr teuer. Am nächsten Morgen bestellen wir daher die einfachste Version, drei winzige Weißbrotscheiben mit köstlicher Marmelade und einer Tasse Kaffee. Oh wie teuer ist Panama.

Isla Carenero Bocas del Toro bibi-s restaurant

Transport:
Flughafen Bocas zum Anleger Cooperativa: Sammeltaxi zum Ableger kostet 2 Dollar pro Kopf
Man kann die Strecke aber echt gut zu Fuß gehen. Das haben wir auf dem Rückweg gemacht. Hat sogar Michi geschafft.
Wassertaxi Cooperativa: 3 Dollar insgesamt bis zum Anleger des Buccaneer Resorts

Isla Carenero Bocas del Toro essen iwth a view bibi

Isla Carenero Bocas bibis fruehstueck