Als ich die Cistelleria Leo betrete, hatte ich einen alten Mann erwartet, er soll einer der letzten Korbflechter an der Costa Brava sein. Stattdessen treffe ich ein junges Pärchen in dem kleinen Laden in Palafrugell an. Doch ich bin zu spät. Der Korbflechter hat ich zurückgezogen. Er hieß auch nicht Leo, sondern Joan. Leo ist der Name seiner Frau, nach der der kleine Laden benannt ist. Aber die gute Nachricht ist, dass seine Tochter Imma und ihr Mann Ferran nicht nur das Flechten der Körbe von Joan gelernt haben, sondern auch, dass sie das Geschäft weiterführen. Ganz auf die traditionelle Art nach althergebrachter Weise flechten die beiden wunderschöne, neue Körbe.

palafrugell korbflechter

Schon als ich noch ganz klein war, habe ich meinem Opa gern dabei zugesehen, wie er draußen auf dem Hof, auf einer Bank sitzend, Körbe geflochten hat. Das war eine sehr ernste Angelegenheit und ich durfte leider nie mitmachen. Dafür war ich eben noch zu klein. Denn die Weiden hatte Opa extra im Wald gesucht und lange in Wasser einweichen lassen, damit sie auch biegsam waren. Denn sonst würden die Ruten ja beim Flechten des Korbes zerbrechen.

Mein Opa hat die geflochtenen Körbe für alles Mögliche gebraucht. Er hatte zwar keinen Bauernhof, aber ein paar Hühner, ein Schwein und einen richtig großen Garten. Da brauchte er ganz verschiedene Körbe: welche zum Obstpflücken, die man mit einem Haken im Baum festmachen konnte, oder welche die eher flach waren zum Kartoffelnauflesen. Bei denen fiel die trockene Erde dann gleich durch die feinen Löcher zwischen dem Flechtwerk. Und dann gab es noch Körbe für Brennholz, zum Eier einsammeln, und so weiter …

palafrugell korbflechter

Da ich von meinem Opa das Korbflechten leider nie gelernt habe, bin ich umso froher, dass es hier noch jemanden gibt, der das kann. Natürlich werde ich heute nicht gleich lernen, wie man das macht, aber dafür geben Ferran und Imma ja auch extra Kurse. Falls ich mich also im Winter langweilen sollte, wäre das eine prima Alternative zum Stricken dicker Schals und Pullover, die ich hier in Spanien sowieso nie brauche.

Ferran und Imma sind hier an der Küste sozusagen die Letzten einer Handwerkskunst, die so alt ist wie …. ja, wie lange flechten Menschen wohl schon Körbe? Vermutlich schon sehr lange. Wahrscheinlich schon länger, als sie Tonerde in heißen Öfen zu Schalen und anderen nützlichen Keramikdingen brennen. Und selbst das haben ja schon die alten Römer gemacht.

palafrugell korbflechter

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Ferran war eigentlich gerade dabei, ein Möbelstück zu beflechten, als wir den Laden betreten. Eine Auftragsarbeit erklärt er uns, denn davon leben die beiden Korbflechter heute. Nur von den paar Körben für Touristen können sie sich den Lebensunterhalt längst nicht mehr verdienen. Während er geschickt die Weidenflechten ineinander gleiten lässt, erzählt er von einem Besuch in Nimes. Auf einer Messe für Korbflechter haben die beiden nicht nur andere „ihrer Art“, sondern wahre Künstler getroffen. In Nimes gibt es offenbar noch mehr Korbflechter als hier in der Gegend und die haben das alte Handwerk dort zu einem neuen Beruf gemacht. Sie arbeiten als Designer und sind wahre Künstler, denn sie haben es verstanden, alte Traditionen mit modernen Techniken zu neuem Leben zu erwecken.

palafrugell korbflechter

Das wünsche ich mir hier auch! Und bitte bald, bevor dieser Beruf ausstirbt und diese uralten Fähigkeiten verloren gehen. Denn das Erhalten dieses alten Berufs ist nicht nur für die Kultur gut, sondern auch für die Umwelt! Weide ist ein nachwachsender, natürlicher Rohstoff, der auch noch organisch biologisch abbaubar ist, im Gegensatz zu Plastik. Also lieber tradionelle Körbe statt Plastiktüten benutzen 🙂 !

Die Korbflechter findest Du hier:

Cistelleria Leo
Carrer Torres i Jonama 44
17200 Palafrugell
Website: www.cistellerialeo.com

Der kleine Laden liegt nur ein paar hundert Meter vom Museu del Suro, dem Korkmuseum entfernt. Geöffnet ist Dienstag bis Samstag, von 9-13 und 17-20 Uhr.