Kaum ein anderer hat Lanzarote wohl so sehr geprägt wie César Manrique. Ich muss zugeben, dass ich vor meinem Besuch auf den Kanarischen Inseln noch nie von diesem Künstler gehört hatte. Umso erstaunter war ich, wie wichtig dieser Mann in Lanzarote war und wie präsent er noch heute auf der ganzen Insel ist.
Das Erste, was mir in Lanzarote auffällt, als wir mit dem Auto vom Flughafen zu unserem Apartment fahren, ist das Fehlen von Hochhäusern und Hotelburgen in der Landschaft. Ich bin total überrascht, dass mein Blick nur auf kleine, weiße Häuser fällt, wohin ich auch schaue. Selbst so touristische Orte wie Puerto del Carmen oder Playa Blanca sind absolut hochhausfrei. Lanzarote hat es tatsächlich geschafft, seine wunderschöne Landschaft nicht mit hässlichen Gebäuden zu verunstalten und den Tourismus, der ja auch nicht gerade wenig auf die Insel einströmt, relativ sanft zu integrieren. Und das ist zu einem großen Teil der Verdienst César Manriques, einem großen Maler, Bildhauer und Architekten, der Madrid und New York den Rücken kehrte, um wieder auf seine heimatliche Insel zurückzukehren. Seinem Einsatz ist es zu verdanken, dass auf Lanzarote so strenge Bauvorschriften gelten.
Und auch sonst hatte César Manrique überall seine Finger mit drin. Die bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Insel sind von ihm gebaut oder irgendwie gestaltet worden: Jameos del Agua, Mirador del Rio, Jardin de Cactus, das Restaurant Diablo auf dem Vulkan Timanfaya, …
Fundación César Manrique
In der Nähe von Teguise gibt es ein Museum, die Fundacíon César Manrique, die in einem ehemaligen Wohnhaus des Künstlers eingerichtet wurde. Vor dem Eingang des Museums dreht sich ein buntes Windspiel. Davon gibt es auf Lanzarote auch so einige. Das eigentliche Gebäude ist von einem schwarzen Garten umgeben, ein bisschen wie eine Parkanlage aus Vulkangestein. Die für die Insel so typischen, halbrunden Steinkreise schützen auch hier junge Pflanzen vor dem Wind.
Zunächst führt uns eine Treppe nach unten in eine Höhle aus Lavagestein. Auf Lanzarote ist fast alles aus Lava oder sieht aus wie Lava. Die Wände der Höhle sind bemalt, oben weiß, unten schwarz. Durch einen Gang kommen wir in einen größeren Raum. Wie in einem ganz normalen Wohnzimmer stehen hier eine schicke Sitzecke und ein Tisch. Von oben fällt durch ein Loch in der “Decke” Licht herein. Richtig gemütlich.
Durch noch mehr gewundene Gänge und weitere Räume, die alle irgendwie elegant aber dennoch lauschig wirken, gelangen wir auf einmal wieder ins Freie. Wir stehen in einer Art Garten, der wie alles hier, eine Mischung aus Natur und Kunstwerk ist: Weiß getünchte Felswände, ein Pool, in den aus einer Quelle frisches, klares Wasser plätschert und grüne Palmen. Dann geht es wieder rein, in noch mehr Höhlenräume. Überall stehen abstrakte Skulpturen. Ich fühle mich, als würde ich durch ein Gemälde laufen. Merkwürdigerweise strahlt die ganze Anlage trotzdem etwas sehr Natürliches aus. Manrique hat seine avantgardistische Kunst total harmonisch in die Umgebung eingebaut. Es ist echt sehr beeindruckend.
Schließlich landen wir im oberen Teil des Museums. Hier hängen Gemälde an den Wänden und große Fenster geben den Blick auf die schwarze Lavalandschaft draußen frei. Eines der Fenster fasziniert mich besonders. Vor dem Fenster sind Steine und ein paar Kakteen genau so platziert, dass ich wirklich zweimal hinsehen muss, um zu erkennen, wo denn die Glasscheibe ist. Drinnen und draußen gehen perfekt ineinander über.
Jardín de Cactus – der Kaktusgarten
Jetzt muss ich aber auch noch verraten, was César Manrique denn nun mit den Schildläusen zu tun hat. Auf Lanzarote werden Kakteen angebaut. Dabei sind die Kakteen allerdings nicht zum Essen oder zur Weiterverarbeitung gedacht, sondern auf ihnen lebt eine besondere Art von Schildläusen, aus denen die Menschen seit Jahrhunderten roten Farbstoff gewinnen: das Karmin. Auf Spanisch heißen diese kleinen Viecher “cochinillas” (auf Deutsch Koschenilleläuse vielleicht?!). Jedenfalls hat César Manrique auch hier wieder der traditionellen Landwirtschaft und der typischen Landschaften Lanzarotes gedacht, als er den Kakteen einen eigenen Garten widmete.
Mitten im Nirgendwo erhebt sich auf einem kleinen Hügel eine alte Windmühle. Auf mehreren, ringförmig angelegten Terrassen befinden sich die Beete mit Kakteen aus der ganzen Welt. Es gibt ganz kleine, unauffällige Kakteen, leuchtend bunte, behaart aussehende, kugelrunde, in langen Strängen hängende Kakteen und sogar ganze Bäume! Laut Reiseführer sollen es über 1400 verschiedene Arten sein. Während ich so auf Kaktus-Entdeckungstour gehe, bin ich immer wieder erstaunt, woher diese Pflanzen stammen. Sie kommen wirklich aus der ganzen Welt. Der Jardin de Cactus ist eine echt voll schöne und beeindruckende Sammlung. Ich kriege richtig Lust, auch wieder ein paar Kakteen zu Hause auf mein Fensterbrett zu stellen. Die sind zum Glück so schön pflegeleicht. 😉
Nützliche Infos:
Fundación César Manrique
Jorge Luis Borges, 10
35507 Tahíche
Lanzarote
Website: www.fcmanrique.org
Geöffnet von 10 bis 18 Uhr
Eintritt: 8 Euro
Kaktusgarten – Jardín de Cactus
bei Guatiza,
ca. 16 km nördlich von Arrecife
Eintritt Erwachsene: 5,50 Euro
Kinder bis 12 Jahre: 2,75 Euro
Oh, ich bin ein großer Fan von Manrique wie auch von Gaudi. 🙂
Ich habe über ihn erst gelesen als wir auf Teneriffa waren und dann habe ich bewusst schon mehr nachgelesen. Als wir auf Lanzarote kamen, war ich schon sehr gespannt, was ich alles so dann von ihm (gebaut) sehen werde.
Liebe Grüße
Ich hatte echt noch nie was von ihm gehört. Aber nun weiß ich auch Bescheid, er hat ja richtig, richtig viel für auf der Insel gemacht! 🙂
Die Insel ist wirklich sehr geprägt von Manrique und hat dadurch seinen Charme. Ohne ihn wäre die Insel sehr karg und ich bewundere es, dass bis heute keine Hochhäuser gebaut wurden.
Viele Grüße
Mathias – underwaygs.com
Ja das mit der Baukontrolle ist echt eine prägende Entscheidung für Lanzarote gewesen! Das sollten so manche andere Orte sich auch mal zu Herzen nehmen … 😉