Rechts und links des Weges erheben sich steinerne Mauern in dieser unglaublichen Landschaft, der Provence. Bis auf Schulterhöhe gestapelte Steine begrenzen die enge Zufahrt zum Village des Bories, der Ansammlung jahrhundertealter Steinhütten. In der Gegend des Luberon gibt es noch recht viele dieser merkwürdigen, simpel konstruierten Bauten. Überall in der Landschaft sind sie zu sehen. In der Nähe von Gordes hat man in den 70ern ein ganzes Dorf in jahrelanger Arbeit liebevoll restauriert.
Bis ins 19. Jahrhundert hinein lebten die Menschen noch in diesen steinernen Hütten – das behauptet jedenfalls der Videofilm, der im Village des Bories gezeigt wird. Hier wird auch erklärt, dass der Name borie ursprünglich so etwas wie Stall für die Rinder bedeutete. Die Hütten waren also ursprünglich so etwas wie Unterstände, Schutz bietende Steinschuppen auf den Feldern und Wiesen. Da die Steine einfach so in der Gegend herumlagen, war es natürlich naheliegend daraus kleine Unterstände zu bauen.
Manche Bories dienten als Ställe für Schafe, Schweine oder anderes Viehzeug, andere wurden als Lagerraum für Werkzeug oder Getreide, als Backhäuser oder auch als Wohnung genutzt. Von den meist in kleinen Gruppen gebauten Hütten, hatte also jede eine ganz bestimmte Funktion.
Bis heute weiß man nicht ganz genau, wie alt diese Hütten eigentlich sind. Einige Fundstücke können bis ins 7. Jahrhundert datiert werden, andere stammen noch aus dem letzten Jahrhundert! Fest steht aber, dass die Bories seit Jahrhunderten in derselben Art und Weise gebaut wurden. Man sammelte die herumliegenden Steine auf, bearbeitete sie ein wenig mit Hammer und Meißel und schichtete sie dann ohne Mörtel aufeinander. Der Trick bestand darin, so zu stapeln, dass kein Regen oder Schnee in die Hütte eindringen konnte. Den Eingang bauten die Bewohner fast immer gen Süden, denn der kalte Wind, der hier von den Bergen herunter weht, kommt immer aus dem Norden.
Im 18./ 19. Jahrhundert verliessen immer mehr Menschen diese kleinen Borie-Siedlungen. Die Leute lebten lieber in gemütlichen Häusern in den Dörfern und nutzten die Hütten nicht mehr. Also begann die Vegetation über die steinernen Behausungen zu wuchern und die Bories zerfielen. Schnell gerieten sie in Vergessenheit.
In den 70er Jahren verliebte sich dann aber ein französischer Schriftsteller in die Ruinen der alten Siedlung bei Gordes. Er begann mit einem aufwendigen und langjährigen Projekt der Restaurierung der Hütten. Seit 1977 steht die Siedlung unter Denkmalschutz und ist heute eine Art Freilichtmuseum.
Das Dorf Gordes selbst liegt nur drei Kilometer vom Village des Bories entfernt, ganz oben auf einem Felsplateau. Wie viele der versteckten, kleinen Dörfer im Luberon, gelangt man nur über eine enge, durch die Berge kurvende Landstraße hierher. Gordes ist allerdings für Touristen kein unbeschriebenes Blatt. Wir haben Glück und finden noch einen Parkplatz. Amerikaner bummeln an uns vorbei, ein japanisches Pärchen fummelt im Auto noch an den GPS-Einstellungen und eine deutsche Familie macht sich schon wieder auf den Weg bergab ins Tal. Wir parken also und drehen eine Runde durch das Dorfzentrum.
Gordes ist ähnlich wie Bonnieux oder Lacoste altertümlich charmant. Um eine imposante Burganlage herum schlängeln sich ein paar kleine Wege am Hang des Berges. Schon bevor die Römer durch diese Gegend zogen, hatten die Kelten und Ligurer erkannt, wie strategisch nützlich die gute Aussicht von hier oben ist. Heute suchen sich die Touristen die Plätze mit dem besten Blick auf die Landschaft, um dann für ein Foto zu posieren (eine Japanerin posiert sogar mit Sonnenschirm).
Nützliche Tipps zum Nachreisen:
Village des Bories
84220 Gordes
im Naturpark des Luberon Gebirges
Vaucluse
Nützliche Websites:
www.gordes-village.com
www.avignon-et-provence.com
Anfahrt:
-über die A7 Richtung Cavaillon, dann auf die D973 abbiegen
-anschließend auf der D2, ca. 15 km in Richtung Gordes.
-schließlich auf die D15 (noch rund 2 km) bis zum village des bories
Eintritt/ Preise/ Öffnungszeiten:
9.00 bis 18.00/ max. 20.00 Uhr
(saisonabhänging, besser vorher erkundigen!)
Erwachsene : 6 €
Kinder 12-17 Jahre : 4 €
Ein sehr informativer Bericht über das Dorf der Bories.