Pau steht mit hoch erhobenem Paddel am Strand. Er erklärt Lina und ein paar anderen Leuten gerade, wie das Paddeln beim Kajak funktioniert. Alle rudern brav eine Runde trocken am Strand, bevor es losgeht. Lina ist schon mit Schwimmweste und dem Kajakröckchen ausgestattet. Gleich wird sie in See stechen.

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Zuerst geht es raus aus der Bucht von Llança, Richtung Frankreich, das nur ein paar Kilometer entfernt liegt, immer an der Küste entlang. Aber natürlich paddeln sie nicht ganz so weit. In der Nähe der Punta del Cros macht Pau den ersten Halt. Er erzählt, dass Franco hier kurz vor der französischen Grenze damals jede Menge Bunker bauen lassen hat, aus Angst vor möglichen Angriffen der Alliierten. Einen davon kann man sogar vom Wasser aus sehen.

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Dann gleiten die Paddel wieder durch das Wasser. In rhythmischem Platschen gleitet die Gruppe jetzt aus der Bucht heraus, einmal um die Felsen herum, Richtung Punta del Borró. In einer geschützten Ecke zwischen den kargen Felsen legen sie an. “Der Naturpark Cap de Creus ist nicht nur wegen seiner Fauna oder der Flora ein geschützter Park”, erklärt Pau, “sondern wegen der geologischen Formation”. Die Felsen hier sind nämlich etwas ganz Besonderes. Wissenschaftler haben Gestein gefunden, das noch aus der Zeit stammt, bevor sich die Kontinente getrennt haben. Zu Zeiten von Pangaea, dem Urkontinent, gab es einige dieser schroffen, kargen Felsen also schon! Durch Meer und Wind haben sie teilweise echt bizarre Formen angenommen. Angeblich hat sich Salvador Dalí, der ja gleich um die Ecke in Portlligat lebte, für seine Werke von dieser skurrilen Landschaft inspirieren lassen.

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Dann taucht Evarist plötzlich ab. Evarist ist Biologe und Botaniker. Wenn er gerade nicht auf einer Kräuterkunde-Tour unterwegs ist, sammelt er die Kräuter für das weltbeste Restaurant Can Roca in Girona. Nach wenigen Minuten taucht Evarist wieder auf und legt die ersten Algen zum Verkosten auf eines der Kajaks. Das macht er noch ein paar Mal. Immer kommt er mit einem anderen Kraut wieder hoch. „Über 1500 verschiedene Arten von Algen gibt es im Mittelmeer“, weiß Evarist. „Im Gegensatz zu den Japanern, die Algen in ihrer Küche verwenden, kennen wir nur dieses eine Wort für all diese verschiedenen Unterwasserkräuter: Algen.“ Dabei sieht eine Alge aus wie Moos, eine andere ähnelt einem Salatblatt und wieder eine andere erinnert an einen Grashalm. Auch die Farben sind total unterschiedlich: Manche sind weiß- oder bräunlich, aber die meisten leuchten in einem der verschiedensten Grüntöne. Evarist lässt alle probieren. “Wie schmeckt es?” fragt er die Gruppe. „Vor allem salzig“ ist die erste Antwort. Klar, die Algen wachsen ja auch im Meer. Neugierig riechen und schmecken alle. Lina ist etwas skeptisch. Aber sie vertraut Evarist und probiert. „Gewöhnungsbedürftig“, meint sie nur und grinst schelmisch.

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Nach der Algenverkostung heißt es wieder eine Runde Paddeln. Dieses Mal legt die Gruppe an einem Strand an, von dem aus sie ein Stück bis in die Cala Bramant spazieren. Nicht weit, nach nur fünf Minuten Fußweg, bietet sich ein unglaublich schönes Bild. Die Aussicht hier oben ist zum Sterben schön. Während die Sonne langsam über Llança untergeht und die ganze Umgebung in ein sanftes Licht taucht, pflückt Evarist Kräuter am Wegesrand. Als Erstes findet er Seefenchel. Natürlich sieht er total anders aus als der Fenchel, der an Land wächst, aber der Geschmack ist definitiv sehr ähnlich.

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Dann entdeckt er das Wermutkraut, aus dem Absinth hergestellt wurde. Besonders die Modernisten haben diesem Getränk früher heftig zugesprochen. Aber das Kraut sollte man besser nicht probieren, sondern nur in der Hand verreiben und daran riechen. Ein starker, aromatischer Duft breitet sich aus. Ein anderes, weißes Kraut schmeckt nach Karotte! „Es sieht aus, wie eine Feldblume“, sagt Lina, „Aber mit geschlossenen Augen hätte ich gewettet, ich hätte eine Mohrrübe im Mund.“ Evarist erzählt, dass vor vielen, vielen Jahren einem König die feine Wurzel dieser Pflanze so gut geschmeckt haben soll, dass er eine größere, dickere Version davon züchten liess: unsere heutige Gartenmohrrübe.

Dann reicht mir der Kräuterfachmann eine kleine, sehr hübsche rot-lila Blüte. Ich probiere vorsichtig ein Stückchen. Sie schmeckt intensiv nach Zwiebel und Knoblauch. Unglaublich! Das ist also das Geheimnis, wie die großen Köche ein Gericht nach etwas schmecken lassen können, was gar nicht drin ist. Mit diesen würzigen Kräutern und Blüten können sie komplett neue Speisen erfinden! Ich bin echt beeindruckt, was da so alles um uns herum wächst.

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Nach immerhin drei Stunden ist die Tour zu Ende. Mit jeder kleinen Welle spiegelt und reflektiert das Wasser jetzt die letzten Sonnenstrahlen des Tages und die Kajaks kehren in einem wunderschönen Licht kurz vor Sonnenuntergang wieder in den Hafen von Llança zurück.

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Nützliche Infos zur Kräutertour im Kajak:

 

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Pau ist der Chef von SK Kajak. Ein echter Profi! Außer den Kräutertouren bietet er auch noch andere spannende Kajak-Aktivitäten an.

SK Kayak
Passeig Marítim, 4
17490 Llançà, Girona
Website: www.kayakcostabrava.com

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Evarist und sein Team machen nicht nur Kräutertouren im Kajak, sondern „natural walks“ in ganz Katalonien.

Naturalwalks
Website: naturalwalks.com

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Dieser Artikel entstand im Rahmen der Dreharbeiten für den WDR. Während Lina paddelte, habe ich die Kajaks gemeinsam mit dem Drehteam begleitet.