Im Alltag ist das mit der Nachhaltigkeit noch relativ einfach umzusetzen. Ich versuche zum Beispiel soweit es geht, auf Plastik zu verzichten. Wenn die Verpackung doch mal sein muss, dann möglichst aus Glas oder Papier. So wenig Müll wie möglich produzieren, so viel wie möglich wiederverwerten. Zum Einkaufen gehe ich in den Obstladen, zum Bäcker oder zum Fleischer. Meine Bücher kaufe ich im Buchladen, meine Brille beim Optiker. Auch wenn es manchmal ein paar Cent oder gar Euro mehr kostet, gehe ich lieber in den kleinen Laden bei mir um die Ecke, als in das große Kaufhaus am Stadtrand.

Was mir aber wirklich schwerfällt, ist auf das Reisen zu verzichten. Aber muss ich das denn? Es muss doch Möglichkeiten geben, auch in anderen Ländern verantwortungsvoll zu handeln und schonend mit Mensch und Natur umzugehen, oder?!

Dubai Airport - Blick auf Wolkenkratzer in der Wüste 4

Wenn nicht gerade ein Ozean zu überqueren ist, kann man ja eigentlich mit der Bahn statt mit dem Flugzeug anreisen. Gut, manchmal dauert es ein wenig länger, aber bei nicht allzu großen Entfernungen ist die Fahrt mit der Bahn durchaus eine sehr gemütliche Alternative. Bei kurzen Strecken kann man sogar Bus oder wer sportlich ist, auch mit dem Fahrrad, statt mit dem Auto fahren. Sicher, manchmal geht es einfach nicht anders, dann muss man Fliegen. Aber schon die Reduzierung auf nur wenige Ausnahmen ist ja bereits eine wertvolle Einsparung.

Hier in Barcelona ist Overtourism gerade ein großes Thema. Viele Leute sagen, Barcelona sei schon viel zu voll. Und tatsächlich kommen ja auch tagtäglich viele Touristen hierher. Erst neulich gab es einen interessanten Fernsehbeitrag zu diesem Thema (Sommer, Sonne, Urlaubsglück), an dem ich auch ein wenig mitgearbeitet habe.

overtourism Barcelona

overtourism Barcelona
So schön Barcelona auch ist, ruhige Ecken und echte „Geheimtipps“ sind mittlerweile rar gesät. Nicht nur die Einwohner, selbst die Touristen stöhnen, wenn auf den Ramblas unter dem Ansturm der Besucher mal wieder Menschenstau herrscht. Doch was kann man dagegen tun? Eine einfache Lösung gibt es sicher nicht, aber als Besucher einer Stadt wie Barcelona (oder Venedig, London, Paris, Berlin oder Prag) ist es wohl an der Zeit, sich mit Alternativen zu einem reinen Städtetrip zu beschäftigen.

overtourism barcelona

Das, was viele Besucher in Barcelona einst so schön fanden, bevor es vom Massentourismus überrollt wurde, waren und sind die mittelalterlichen Gassen, die modernistischen Bauwerke und gutes, günstiges Essen. Sobald Du nur ein paar Schritte vor die Tore Barcelonas setzt, findest Du das alles auch heute noch. Nur wenige Kilometer entfernt, gibt es viele schöne Bauten, Plätze und Parks, die es sich lohnt, kennenzulernen. Unglaublich schöne Naturlandschaften, mittelalterliche Dörfer, leckeres Essen, regionale Produkte und entspannte Menschen, die sich über jeden Besucher freuen und stolz sind, wenn sie Dir ihre Heimat zeigen können. Wenn es Dir geht wie mir und Du auf Deinen Reisen, auch etwas über die Menschen und ihre Kultur lernen willst, dann bleibe nicht in der Stadt, sondern fahre raus aufs Land.

overtourism Barcelona

Im Forum Anders Reisen haben sich kleine und große Reiseanbieter zusammengetan, um verantwortungsvolles Reisen und einen schonenden Tourismus zu ermöglichen. Gemeinsam mit ein paar Mitgliedern des Forums bin ich ein paar Tage in Katalonien unterwegs gewesen, um Leute zu treffen, die besondere Produkte zum Thema nachhaltig reisen entwickelt haben. Bei unserer kleinen Rundreise ging es darum, lokale Spezialisten zu finden, mit denen zusammen neue Reiserouten ausgearbeitet werden können. Diese neuen Routen wiederum sollen bald den reisewilligen Urlaubern angeboten werden, damit auch sie Land und Leute bei einer nachhaltigen Reise wirklich kennenlernen können.

Natürlich musst du nicht ganz auf Barcelona verzichten. Du kannst aber eine Nacht in der Metropole supergut mit Ausflügen in die Umgebung ergänzen. Wenn Du Lust hast endlich einmal über den Tellerrand Barcelonas hinaus zu sehen, dann fahre doch einfach ein paar Tage raus, vor die Tore der Stadt. Ein paar der Akteure, die ich während der kurzen Reise getroffen habe, und noch ein paar andere Locals, die ebenfalls nachhaltig arbeiten, will ich Dir hier kurz vorstellen. Noch sind es echte Geheimtipps für Ausflugsziele, die nicht jeder kennt, fernab der ausgetretenen Pfade und einfach schön.

Unterkunft:
Für die Übernachtung kannst Du nachhaltige Hotels buchen – das sind oft die Hotels, die ein Bio-, Öko- oder Green im Namen haben. Natürlich ist der Name allein kein Kriterium, aber vielleicht hilft er als Hinweis darauf, dass Wasser gespart wird, die Bettwäsche nur auf Wunsch täglich gewechselt wird oder Seife und Shampoo in wieder auffüllbaren Behältern angeboten werden. Manche Hotels haben sogar eigene Solarpaneele, setzen in den Gartenanlagen keine Pestizide ein oder haben ein eigenes Recycling Programm. Im Restaurant kannst Du zum Beispiel darauf achten, ob die Getränke in Glasflaschen angeboten werden, woher die Zutaten stammen oder ob regionale Produkte der Jahreszeit auf dem Speiseplan stehen.

Bio- oder Öko-Hotels heißen hier meist „Eco-Hotels“. Fast immer sind es kleine Familienunternehmen, die einen tollen, sehr persönlichen Service anbieten. Im Naturpark Montseny gibt es wunderschöne alte Höfe, wie die Masia Buxaus oder die Masia Can Cuch, die zu einem ökologisch betriebenen Hotel umgebaut wurde .

Hotel Can Cuch
Can Cuch de Muntanya, 35
Parc Natural del Montseny
08445 Cànoves / Barcelona
Website: www.hotelcancuch.com

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Masia Buxaus
Parc Natural del Montseny
17401 Arbúcies – Girona
Website: www.elbuxaus.net

Ratafia – so schmeckt Landschaft, in die Flasche gefüllt 13

Regionale Küche:
Trau Dich in die Lokale der Einheimischen. Kaffee mit Karamellsoße in riesigen Plastikbechern oder Burger mit Pommes schmecken überall recht ähnlich. Probiere doch einfach mal das kleine unscheinbare Restaurant an der Ecke vor dem Hotel. Regionale Küche nach Großmutters Art, statt internationaler Restaurantketten. Das ist nicht nur gesund, sondern schmeckt auch noch genial! In Katalonien findest Du relativ viele kleine Läden mit der Bezeichnung „Slow Food“ oder „Km zero“. Das bedeutet, dass in der Küche nur mit Zutaten aus der Region, aus lokalem Anbau, gearbeitet wird, wie zum Beispiel im Restaurant Bellver im Montseny oder la Salseta in Sitges.

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Restaurante El Bellver
Masía El Bellver, s/n,
08593 Tagamanent / Barcelona
Website: www.lacalma.net

Slow Food in Sitges 7

Restaurant La Salseta
Carrer Sant Pau 35
08870 Sitges / Barcelona
Website: www.lasalseta.com

Slow Food in Sitges 6

Biohöfe und andere Ausflüge 
Statt großer internationaler Touranbieter, lieber Ausflüge mit lokalen Guides buchen. Die bieten nicht nur Aktivitäten in und mit der Natur, im Wald oder im Wasser an, sondern kennen sich auch wirklich gut aus und können Dir richtig gute Tipps geben. Probiere es doch mal mit Wandern oder Radfahren statt Segway, Tauchen oder Schnorcheln statt Jetski, und Segeln statt Motorjacht.

burricleta emporda costa brava radtour

ebrodelta flamingos Delta del Ebro

els ports naturpark waldbaden

Ich persönlich finde es viel schöner, nette Weingüter, kleine Käsereien oder Biobauernhöfe zu entdecken, als die freizeitparkartigen Anlagen großer Konzerne zu besichtigen. Auf Weingütern wie Giro del GornerCan RodaLa Vinyeta oder auf Biobauernhöfen wie Granja Mas Bes oder Mas Marcè kannst Du vor Ort auch gleich leckere Weine, Käse oder andere Produkte probieren! Und als Andenken sind Oliven, Wurst, Käse und Wein doch viel schöner, als ein „I love Barcelona“ T-Shirt oder ein Aschenbecher Made in China – oder etwa nicht?

Leckere Weine aus dem Empordà - La Vinyeta 14

Leckere Weine aus dem Empordà - La Vinyeta 4

Mooma cider

llanut wollkaese

Öl und Wein des Bell-lloc 11